Dienstag, 30. Januar 2018

Das Schiff

Spätestens am dritten Tag auf hoher See fragt man sich, warum? Die Welt besteht aus Himmel und Wasser, Frühstück und Abendessen. Und etwa 3000 Seetüchtigen, die im Voraus bezahlt haben. Das Schiff ist riesig. Die 3000 verteilen sich gerecht auf den 10-12 Decks. Das Essen an Bord (wo denn sonst?) ist mit langen Märschen verbunden, dafür jedoch meist ganz passabel.


Ob von diesen 3000, von denen einige recht hinfällig daherkommen, einige bereits verstorben sind? So ein Schiff birgt allerhand Geheimnisse. Wer beim Anlegen dieses Transportmittels zuschaut, entdeckt diskret vorfahrende, neutrale Limousinen, deren Inhalt unsichtbar bleibt. Nun, man muss ja nicht gerade immer auf das Vergängliche unseres Daseins hingewiesen werden. An Bord sterben mag sogar der Herzenswunsch des einen oder anderen (gewesen) sein. Die meisten wollen jedoch genießen.


Für die Passagiere gibt es sogar Sportanlagen, Pools, Unterhaltungszentren wie Kinos, Tanzflächen und sonstiges. Sicher kann man sich auch ein amouröses Abenteuer gönnen, wenn man alleine an Bord ist und die Überzahl an beleibten Körpern und deren Betagtheit keine Schrecken einjagt. Ein besonders eifriger Herr mit silbernem Gehänge um den schönen Hals und ausgesuchten Klamotten schwänzelte auffällig elegant um die Damen herum und führte immer wieder eine neue aufs Parkett. Wie so etwas endet, kann man sich nur schwer vorstellen.


Ein Riesenschiff also, auf dem man sich sowohl leicht finden, wie ebenso leicht verlieren kann. Ich hatte einen netten Herrn in ein Gespräch verwickelt, nachdem ich ihn zum zweitenmal zufällig angetroffen hatte. Dann, nie mehr, obwohl ich des öfteren nach ihm Ausschau hielt. Das Schiff war einfach zu groß. Der Herr für immer verschwunden.


Auch das Meer ist groß. Es scheint endlos. Man starrt in den wolkenverhangenen Himmel. Dann wieder auf die Wasserfläche herab. Ein heimatliches Gefühl kann da nicht aufkommen. Doch eine Woche bedeutet viel Abschied, man hat vergessen, von wo? Kann es sein, dass der Reiz des Meeres darin besteht, sich irgendwo zu befinden, ohne zu wissen, wo? Manche schwärmten vom unendlichen Sternenhimmel. Bei dieser ganzen Seefahrt habe ich keinen einzigen Stern gesehen. Das Universum blieb mir ein Buch mit sieben Siegeln.

Sonntag, 28. Januar 2018

Brigitte, was tust du da?

Lass mich raten: du denkst dir wieder ein Mordopfer aus, oder auch zwei, schreibst einen badischen Krimi und freust dich, wenn jemand deine Spitzenköchin, Katharina Schweitzer, quicklebendig in ihrem Lieblingsort Fautenbach (oder in Köln) beim Spitzenkochen überrascht. Ich habe deinen Bibbeleskäs gerade angefangen, zu lesen. Erwarte also nicht, dass ich den Mörder verrate. Das würde ich nie tun, außerdem kenne ich ihn oder sie noch nicht.


Dass du Brigitte Glaser bist, die badische Autorin, die auch mit Köln herumflirtet, weiß ich schon lange. Schließlich habe ich von dir auch schon die Mordstafel, die Eisbombe und Himmel un ääd gelesen. Kannst du mir erklären, wie ich mich davon abhalten kann, zumal als leidenschaftlicher Badener, ein haltloser Fan von dir zu sein?

Bei dick gewordenen Frauen sagt man: sie ging auf wie eine Dampfnudel

Die meiste Zeit meines vorgerückten Lebens (nein, ich habe Adolf Hitler nie persönlich gesehen, aber seinen blöden Gruß mit dem erhobenen Arm mit kindlichen Augen betrachtet) lebte ich fern von Fautenbach, an dem ich jetzt auf meinem Weg von Achern nach Oberkirch gelegentlich vorbei komme, und zwar in verschiedenen anderen Ländern. Dabei fallen mir ein: Frankreich, die Schweiz, Zypern, Österreich und England. Jetzt wieder im Badischen mit meiner englischen Frau, die sehr wohl verstanden hat, dass es auf dieser Welt keine Badenser, sondern nur Badener gibt. Köln wäre für mich nie infrage gekommen. Auch Düsseldorf nicht. Dort sagt man Badenser.


Ich mag dein aus dem Badischen entnommenes Hochdeutsch. Und die geschmacklich gekonnte Mischung aus Sex und Feinschmeck. Gerade ist eines unserer kochenden Vorbilder in die ewig singenden Jagdgründe hinübergewechselt. Auch himmlisches Kochen ist nicht verboten, raunt jetzt unser Paul Bocuse und schwingt den Löffel im Jenseits. Gott labe ihn selig. Dass du dich jetzt auf ein Kochduell mit den rechtsrheinischen Kochspitzen einlässt, ist ganz normal, liebe Brigitte. Meine Hochachtung für das Gewerbe ging mir in meiner Zeit in Paris etwas abhanden. Da wird auch nur mit Hühnerbrühe gekocht.


Also, Brigitte, ein gutes Essen, verzehrt mit einem schnuckeligen Mord, kann den Appetit nicht verderben sondern nur anregen. Man lege die Überreste einfach an den Tellerrand und mache ein pietätvolles Gesicht. Ich hoffe, dass du, etwa wie einst unser schreibfreudiger Freund Karl May,  auch weiterhin schriftstellerisch tätig bleibst und dich deiner wachsenden Anhängerschaft erfreust. Jetzt mache ich mich an den Bibbeleskäs, wovon ich jahrelang nichts mehr gehört habe, weil er sich ganz hochnäsig in Quark verwandelt hat. Wenn du willst, liebe Brigitte, erzähle ich dir später, wie mir der Bibbeleskäs geschmeckt hat. Und, warum hast du mir nichts über deinen Ecki-Schmerz erzählt?





Samstag, 27. Januar 2018

Ja, der Herr Doktor!

Es geht mir nicht um den reinen Doktor-Akademiker, den man sich per Doktorarbeit womöglich recht sauer verdienen muss. Es gibt sie zuhauf, diese Arbeiten. Manche drehen sich um das Liebesleben der Ameise, andere um etwas noch viel Wüsteres. Für Akademiker beiden Geschlechts ist der Doktortitel ein wohlgelittener Zierrat am zuweilen unspektakulären Familiennamen.

Patentrezept 
Es geht mir um den Doktor, der für gesundheitliche Probleme zuständig ist und auch nicht leicht zu erwerben. Er kann nicht alles wissen, deshalb ist es wichtig, dass der Patient ihm möglichst alles sagt und der Arzt möglichst viele Fragen stellt. Seine Doktorarbeiten beschränken sich oft auf ein selbst erforschtes Minimum. Etwa: Spätfolgen bei unsachgemäßem Blutaustausch bei Säuglingen. Die praktische Erfahrung kommt dann nach und nach dazu und hat mit dem Thema der oft kurzen Dissertation nicht viel zu tun.

Gesund essen? 
Die Erfahrung ist es, die den Doktor zum Arzt macht. Deshalb können auch ältere Damen mit ihren Hausrezepten gut als Hobbyärztinnen durchgehen. Ihre Erfolge, vor allem, was die Wehwehchen von Kindern betrifft, können sich gerne sehen lassen. Da der Tee in seinen unzähligen Erscheinungsformen ein Allerweltsheilmittel zu sein scheint, hat die Oma mit ihren Patentlösungen oft mehr Erfolg als der diplomierte Doktor.

Tasse Lindenblütentee? 
Bei der Anwendung von Radikalkuren hat schon mancher Doktor seinen guten Ruf verloren. Es sei denn, er kann nach schmerzreichen Prozeduren einen durchschlagenden Erfolg erzielen. Dabei kommt es dem Arzt nicht auf sensationelle Heilungen an, als vielmehr auf folgenloses Wiederherstellen des ursprünglichen Gesundheitsbildes. Der dankbare Blick des Geheilten, der sich auf den bescheiden lächelnden Wohltäter richtet, ist dann nicht zu übersehen.

Gesundheitssymbol 
Wo auch gestandene Ärzte kaum etwas zu sagen haben, ist die oft uneingestandene Selbstheilung des Patienten. Meine Mama hatte den Dreh heraus. Wenn der Kleine krank war, wurde er ins Bett gesteckt. Er schlief lange und tief. Dann wachte er gesund wieder auf. In vielen Fällen funktionierte das, und Arznei blieb unangerührt am Bett stehen. Man sprach dann gerne von einem Wunder. Ein schöner Beruf ist das, wenn man die Kräfte der Natur zu seinen Komplizen machen kann. Es lebe der Doktor, wobei rein statistisch die Frau Doktor zuerst zu nennen wäre.







Freitag, 26. Januar 2018

Wer über Jahre hinweg gebloggt

dem fällt dann auf, dass ihm nichts mehr einfällt. Einfältig also? Nun, die grauen Zellen werden nicht grauer, und auch nicht schlauer, höchstens, auf die Dauer, etwas mau-er. Hat nichts mit Trump und Mexiko zu tun. Obwohl, wer bedenkt, dass von diesem geltungssüchtigen Krösus immer wieder Reaktionen ausgehen, der schaut gelegentlich doch hin, in der Hoffnung, etwas Neues zu entdecken. Wenn da nichts mehr kommt, ist der Ofen aus. Ist er aber nicht.

Ofen aus? 
Doch die Mitteilungsindustrie läuft auf Hochtouren. Hat da nicht einer zum ersten Mal auf einem Planeten Zwillinge gezeugt? Ein echtes Novum. Oder in der Antarktis eine Eisdiele eröffnet? Schon Franz Josef Strauss, ein widerliches Urgestein aus Bayern, der es nicht schaffte, die Bundesrepublik auszulöschen, oder gar Bundeskanzler zu werden, schwärmte davon, in der Antarktis Kühlschränke anzubieten. Ob Fake-News oder nicht, viele Bundesbürger mussten sich das damals anhören. Heute stören solche Geschichten niemanden mehr.

Landläufige Einfalt? 
Die landläufige Einfalt glaubt bis zu 30% jeden Unsinn. Wenn er noch wissenschaftlich untermauert ist, sind es schon 60%. Das reicht für eine Mehrheit. Die AfD, die einen Bekanntheitsgrad von schätzungsweise 75% erreicht hat, missversteht das schon als Wahlergebnis und freut sich auf ihr gefühltes Führungspotenzial. Dabei haben wir noch immer nichts von einem Politprogramm gehört, das den Bürger (das sind wir!) liebevoll in künftige Unternehmungen einbettet. Eine Mehrheit, die lediglich eine gefühlte ist, ist das Wasser nicht wert, in dem sie hin- und hergeschwenkt wird.  Habe ich mich bezüglich der AfD genügend unklar ausgedrückt? Was sie will, ist doch, das Rentenalter zu erhöhen. Wie finden wir das?

Renten - Alter? 
Den armen Schwulen gönnen sie oft ihr schmerzlich erkämpftes Privatleben nicht. Doch bleiben sie tolerant gegenüber den verquasten Erinnerungen der Dreißigerjahre. Nostalgie als geschichtliches Erbrechen. Dabei ist schon der elektronische Anblick eines "Bernd" Höcke schlimm genug. Doch, die Verschmutzung des Internet ist noch nicht soweit vorgedrungen, dass eine, wenn auch, bescheidene Selbstreinigung stattfinden könnte. Es muss darauf gewartet werden.

Selbstreinigung? 

Warum eigentlich nicht? 
Seit 2010 blogge ich fast jeden Tag. Über Albernes, Ernstes, Eingebildetes und Wirkliches. Das Internet hilft, weltweite Meinungen zu bilden, die entsprechend immer differenzierter werden, wobei der eigentliche Radikalismus überhaupt nicht verschwindet. Das zu akzeptieren führt zu einem neuen Verständnis von Toleranz. Lassen wir uns das nicht nehmen. Der neue/alte Patriotismus ist nur eine milde Form des Erbrechens. Er riecht übel, wird aber immer wieder ältlich mit den Jahren und unappetitlich. Die Rechte, die sich selbst für rechtens hält, ist das Abgestandene an der Geschichte. Seine eigene Welt zu lieben, kann jedoch kein Patriotismus sein. Es ist eine jener Schwächen, auf die wir nicht verzichten können.









Montag, 22. Januar 2018

Bauchtanz ist auch Tanz.

Wovon träumen arabische Jünglinge? In einer schummrigen Bar im Orient - es darf ruhig am Bosporus sein - sitzen sie. Vielleicht haben sie einen Orangensaft bestellt. Sie rauchen, als stünde die Welt kurz vor dem Untergang. Die Musik stimmt das Publikum schon ein auf das, was kommen wird. Die Wüste ist es nicht. Nein, es ist eher eine ganz Hübsche. Sie zeigt einen leicht gewölbten Bauch, der in zuckenden Bewegungen rythmischer arabischer Musik die Sehnsüchte der Männer beschwört. Der Bauchtanz ist eine weibliche Verlockung der erotischen Art, die oft nur unter kräftigem finanziellem Einsatz Wirklichkeit wird.

Arabische Wüste 
Es ist arabische Musik im Angesicht der unendlichen Wüste. So muss man sich die liebende Sensucht eines Jungmannes vorstellen. Ein weibliches Gegenstück dazu scheint es nicht zu geben. Oder doch? Vielleicht, wenn die gute Mutter nicht nur auf ihre Linzertorte im Backofen wartet, sondern auch auf  das Lob der gefräßigen Männer (Vater und Söhne), wenn sie ausgehungert nach Hause kommen. Musik und Wüste lassen alles offen für die Träume der Menschheit. Niko Dostal hat mit seinem Sehnsuchtslied Heimatland aus "Monika" den Nagel auf den Kopf getroffen. Youtube hilft weiter, sozusagen, als Komplize des Internet. Anhören tut gut. "Heimat, dir gehört mein Sehnen". Doch mein Bollenhut ist auch nicht zu verachten.

 Aus Schwarzwald Ortenau. Gruß an Ronny.
Das Mädchen aus dem Schwarzwald landet ungeliebt in einer Großstadt und sehnt sich nach der Heimat, wo die wahre Liebe auf sie wartet. Vom träumenden Mann nimmt man an, dass er irgendwann die Kurve kriegt und die Richtige im Arm halten darf. Da klaffen aber noch gegenteilige Welten auseinander, von denen man hofft, dass bald die richtige Mitte gefunden wird. Es muss nicht das erspähte dritte Geschlecht sein. Doch bloßes Träumen genügt nicht, man sollte auch darüber sprechen können.

Da fehlen die Geldscheine


Auch der Bauchtanz ist nur ein Tanz. Arabische Jünglinge, wenn sie etwa Schubert lieben, können auch anders zu ihren Träumen gelangen. Ein gesenkter Blick ist dabei immer gut. Schwarze Augenbrauen und pfiffige Sandalen an den Füßen sind auch nicht zu verachten. Auch Lächeln hat immer weitergeholfen. Beim Veitstanz (auch ein Tanz) ist brennender Schmerz das auslösende Element. Da hilft meist nichts mehr. Der Rat: Den Tanz erst beenden, und dann sich wieder beruhigen. Totentanz: Auch ein noch so würdevoller Totentanz taugt nichts. Man überlässt ihn gerne den anderen.

Sonntag, 21. Januar 2018

Wenn du denkst, du denkst, dann ....

Manchmal sollte denken verboten sein. Man denkt sich so vieles aus, und sollte nicht. Ein Attentat auf Adolf Hitler. Das hat es gegeben, doch der Verdächtigte wurde selbst hingerichtet. Meine Mutter erzählte mir, wie ein Freund des Hauses in unseren Garten kam und aufgeregt gerufen hatte: Heute hat es ein Attentat auf den Führer gegeben, doch der Führer ist nur am Arm leicht verletzt. Welch historische Bedeutung hätte ein solches Attentat erlangen können. Doch es kam anders. Meine schwerkatholische Oma hätte sogar in Gedanken ein Attentat auf den Führer verübt, wenn dies möglich gewesen wäre.

Es hat nicht geklappt! 
An Donald Trump möchte ich erst gar nicht denken. Dabei gab es US-Präsidenten, die glaubwürdiger zum Wahlerfolg kamen als er und trozdem ermordet wurden. Abraham Lincoln, 1865, John F Kennedy, 1963. Reine Attentatsversuche an US-Präsidenten gab es, ich glaube, 15. Das hat mit dem deutschen Reinheitsgebot für Bier nichts zu tun, obwohl die ganze Welt es uns gerne madig gemacht hätte. Sie (die US-Präsidenten) kamen fast alle mal in Attentatsgefahr, wobei man sich fragen muss, ob in diesem Land eine echte Demokratiewerdung überhaupt stattgefunden hat. Bei genauem Hinsehen, wollte man einfach einen demokratisch gewählten Vertreter des Volkes beseitigen. Und von diesem Land hat das nazigequälte Deutschland Demokratie gelernt, wobei die deutsche demokratische Republik-Osthälfte damals außen vor geblieben ist.


Ich denke jetzt nicht, dass wir in Deutschland/Europa bessere Menschen sind. Es muss etwas anderes sein. Haben wir nicht fast alle Wölfe, die meist über Polen zu uns kamen, erlegt? Darin liegt, wenn man so will, unsere Kultur der Grausamkeit. Oder ist unser Denken ein anderes? Was hat Martin Luther als Reformator mit seinen 95 Thesen für einen Aufruhr gemacht. Die ganze damalige Welt hat er auf den Kopf gestellt. Viele dachten, ein neues Zeitalter sei angebrochen. Dann starb er ganz unerwartet auf seinem Weg nach seiner Heimatstadt Eisleben, 62 Jahre alt. Hier sterbe ich. Ich kann nicht anders. 


Die Gedanken sind frei, wird gesungen. Deshalb kann sich Herr Trump leicht etwas ausdenken, das er nicht für sich behalten muss. Dass er der größte ist. Dass er Amerika großmachen wird. Dass es Drecksländer gibt, die anders denken als er. Dass Frauen zum Betatschen sind. Dass er sich um nichts kümmern muss. Dass das Präsidentenamt wie eine Feder am eigenen Hut prangt, bis einer kommt um sie ihm wieder wegzunehmen. Donnie, Donnie, wir werden uns noch wundern, denke ich.






Samstag, 20. Januar 2018

Drei Sterne für Mama. Auch für Bocuse.

Was Paul Bocuse nicht konnte, war das geniale Bruzeln von jeweils 4 badischen Dampfnudeln in der gusseisernen, ovalen Gänsepfanne, das kleine Jungs (und Mädchen) in die obersten Lagen gastronomischen Glücks hinaufhob. Er hätte Lyon als Ort seines Schaffens aufgeben müssen und seine Restaurants im Badischen, sagen wir, zwischen Rastatt und Bretten angesiedelt. Für seine weltweite Berühmtheit hätten dann die Esser selbst gesorgt.


Leider ist der begnadete Kochlöffelschwinger jetzt mit 91 Jahren verstorben, wobei mehr als ein lobendes Wort angebracht ist. Immerhin war er einer der wenigen Dreisterneköche, die wohl nie um ihre Michelin-Auszeichnung zittern mussten. Auch meine von mir angebetete Mama, die neben der Dampfnudel noch allerhand andere Spezialitäten auf der Pfanne hatte, hätte nichts zu befürchten gehabt. Ihre Rouladen haben kleinen Feinschmeckern wie mir die Augen verdreht, der beigestellte Kartoffelbrei war göttlich (jawoll!), die Soße himmlisch und das Gemüse, was immer es war, herrlich. Gegen Muttern konnte kein Dreisternekoch ankämpfen.

In Vanillesoße 
Nun gab und gibt es neben Bocuse zum Glück auch Kochmeister beiden Geschlechts, die menschliche Geschmacksnerven freudig erzittern lassen. Erhebt man sich dann vom Tisch, zufrieden lächelnd, stellen sich dankbare Gefühle ein. Es sind nicht die kameragewohnten Schaum- und Sahneschläger, die das kulinarische Rennen machen, sondern diejenigen, denen man die Liebe des Kochens ansieht, auch wenn sie keine Diplome haben. So musste ich neulich in England eine mittelalterliche Köchin in einem Zufallsgasthaus darauf aufmerksam machen, dass ihre Suppe die allerbeste war, die ich jemals gegessen hatte.


Das Vokabular für solche Köstlichkeiten reicht nicht aus. Samten, mit vielfältigem und garnicht festzulegendem Kräutergeschmack, gewürzt, aber wie? Einfach saugut, ohne der Suppe nähertreten zu wollen. Wer ein ehrlich-zufriedenes Gesicht hervorzaubern kann, hat eigentlich schon alles gesagt. Oder, andererseits, soll es in Paris, ganz in der Nähe des Arc de Triomphe, einen Dreisternetempel geben, den ein englischer Restaurantkritiker des Guardian in einem langen Artikel zur Schnecke gemacht hat. Nicht nur der Koch, sondern auch das gesamte Personal, soll da auf den eigenen Lorbeeren sitzen. Die Qualität des Essens und des Sevice scheint da unter aller Kanone zu sein. Gott, behüte uns vor solchen Reinfällen, die ja auch noch ganz schön an den Beutel gehen.

Nach tausend Dampfnudeln. 
Ich muss gestehen, dass eine Dampfnudel allein sättigend sein kann, vor allem, wenn das im eigenen Saft gekochte Dörrobst dazu kommt und die Dampfnudel einen ganzen Teller abdeckt. Bei einer mir wohlgesonnenen Tante namens Ida, die sich selbst in einer Art Dampfnudelrausch befunden haben muss, erstellte ich einen kindlichen Rekord: Ich mampfte sechs Dampfnudeln, konnte mich kaum mehr bewegen und legte danach eine längere Dampfnudelpause ein.








Mir brummt der Kopf.

Ich betrachte das immer als ein gutes Zeichen. Dieser dusselige Trump scheint eine kurze Pause eingelegt zu haben. Es gibt gerade nichts, über das ich mich ereifern könnte. Das Internet hält sich ein wenig zurück. Die geistesbehinderten Eltern, die ihre 13 Kinder angekettet gefangen hielten, sind vor Gericht. Sollten die Erzeuger für zurechnungsfähig gehalten werden, wird sie ihre wohlverdiente Strafe ereilen. Sie halten sich beide für unschuldig. Im übrigen besteht das Leben aus lauter losen Enden. Nur das eigentliche Ende erfährt man in den seltensten Fällen.

Lose Enden 
Wie geht es mit Woody Allen weiter? Offiziell lässt sich nichts nachweisen. Geleugnet wird zuerst immer. Man ist mit sich alleine und kann nicht mit gutem Gewissen verurteilen. Also schiebt man es mit ungutem Gefühl beiseite. Soll er doch seinen Kram weitermachen. Ich lache bei ihm nicht mehr, obwohl ich den Sonderling mochte. Das ist mir alles zu mies. Die Perversitäten anderer interessieren mich eigentlich nicht, und das Leugnen sexueller Vergehen ist immer die Antwort auf die Anklagen der Opfer.

Seine Stieftochter
Mir sitzen noch die Bimbesbeschuldigungen in Richtung Kohl in den Knochen. Dieser Kerl hat als Bundeskanzler gelogen und betrogen, und mit etwas Pech für seine Gegner, hätte er sie auch noch wegen Beleidigung und Verleumdung erfolgreich anklagen lassen können. Der Sockel auf dem er stand, war so solide, dass man ihn auch heute noch nicht einfach umstoßen kann.

Man sieht es ihm an. 
Überhaupt neigt die gutgläubige Menschheit dazu, Anführer jeder Art aus der Masse herauszuheben und ihnen etwas Überirdisches anzuhängen. Oft dulden oder genießen sie es auch. Manche bauen ihre Kleidung mit viel Zierrat und Schnörkel zu beeindruckenden Monstern auf, die Unterwerfung erheischen. Der Papst ist da nicht unbedingt ein gutes Beispiel, weil er als bescheiden gilt. Aber so eine Königin, wenn sie im vollen Wichs daherkommt, verbietet eigentlich jede Respektlosigkeit. Auch der Richter im vollen Ornat, der die Autorität des Gesetzes vor sich herträgt. Wie schnell kann das nach Missbrauch riechen.

Volle Montur? 
Am besten, man kleidet sich lässig, besitzt Milliarden, schürzt die Lippen zu einer Andeutung eines Lächelns, beherrscht sich bei der Wahl des Fahrzeugs (nicht Merzedes, Jaguar, Rolls), also eher ein älterer BMW, wenn der Fahrer ein älterer Würdenträger ist. Sehr gut kommt ein bescheidener Gesichtsausdruck an. Und demonstratives Einkaufen auf dem Wochenmarkt vermittelt menschliche Nähe.

13 Missbrauchte Kinder 
Ein Amerikaner (Brock Franklin) wurde wegen Menschenhandels zu 472 Jahren Gefängnis verurteilt. Da möchte man auch dem Gesetzgeber eine gewisse Perversität anhängen, denn 472 Jahre sind auf alle Fälle unrealistisch und unmenschlich. Vielleicht sollten die Gesetzgeber mehr auf ihre Straftechniken achten und auch Strafen, die illusorisch sind, neu überdenken. Wenn dann auch noch Leute wie Trump, oder irgendwelche Kinderschänder, so gut wie ungeschoren davonkommen, weil sie sich Superanwälte leisten können, dann muss der gesunde Menschenverstand wieder stärker herangezogen werden.

Woody Allens Pflegetochter: missbraucht?





Donnerstag, 18. Januar 2018

Er ist also normal?

Leichtes Übergewicht, 1,92 groß, und scheint sich mit der ganzen Welt anlegen zu wollen. Die Mauer  in Richtung Mexiko, um Millionen Menschen aus den USA zu jagen, oder am illegalen Zuzug zu hindern, erinnert an die verkrampften Berlinfantasien zur Zeit der DDR. Die Berliner Mauer fiel am 9. November 1989. 1961 war mit dem Bau begonnen worden. Man wollte damit ein menschliches Wunder vollbringen: verhindern, dass mehr und mehr Flüchtlinge nach Westen abwandern. Vor dem Mauerbaus waren es breits etwa 3,5 Millionen. Abgesehen von den tragischen Folgen dieses verbrecherischen Gewaltaktes eines kommunistischen Regimes, war dieses 43 km lange Monstrum eine rücksichtslose Verschwendung von Kraft und Mitteln. Niemand konnte dies verantworten. Die Gesamtlänge an reiner, 3,60 Meter hoher Betonmauer betrug in und um Berlin über 100 Kilometer. Ein Wahnsinn, aus welcher Perspektive man es auch betrachtet.

Berliner Mauer 
Jetzt sind wir knapp 60 Jahre später dran, und diese Katastrophe scheint sich weltweit immer noch nicht herumgesprochen zu haben. Wie kann das Elefantenbaby Trump, das gerade als amerikanischer Präsident fungiert, so etwas ignorieren. Oder ist es doch so, dass man an der geistigen Verfassung dieses Tolpatsches zweifeln muss? Es wird ihm zwar immer wieder Normalität bescheinigt, doch allein die Frage nach seiner Zurechnungsfähigkeit macht ihn verdächtig. Will er nun die mexikanische Mauer oder schlägt er nur Schaum? Meint er es ernst, wenn er sagt, Mexiko müsse für die Milliardenkosten aufkommen?


Es gab eine Zeit, da hat man in Europa und in den USA von Realpolitik gesprochen. Wenn heute über Klimaschutz, Flüchtlingsbewegungen, Gesundheitsreformen, ja sogar Bankenaufsicht gesprochen wird, zieht man zu allererst die internationale Sicht der Dinge heran. Das Trump'sche "America First" kling in diesem Zusammenhang wie Hohn. Auch die nationalen Töne aus Polen, Ungarn und anderen Ländern klingen da wie schlaffe Witze. Politik zu machen, indem man wirklichkeitsnahe Aspekte unter den Teppich kehrt, ist fast wie Ringelreihen im Kindergarten. Einer fühlt sich immer beleidigt.

Klimaschutz 
Man möchte diesen gewählten (oder auch nicht) Vertretern und Wortführern unserer Länder zurufen: wenn ihr lesen und schreiben könnt, reißt euch zusammen und macht etwas Nützliches. Die Welt ist perspektivlos genug. Werdet positiv und realistisch. Verzichtet auf das kindliche "Unser Land Zuerst", denn es wird sich bitter rächen. Wir wissen, dass so populistische Grenzgänger wie Donald Trump großen Einfluss besitzen und alles durcheinander bringen. Die meisten seiner Wähler bedauern, ihn gewählt zu haben. Wer für Brexit gestimmt hat, würde es heute mehrheitlich anders machen. Und die AfD darf und kann nicht noch mehr Zuspruch erhalten. Es muss andere Wege geben, ein Land zu reformieren und durch die Untiefen unserer Zeit zu steuern.








Mittwoch, 17. Januar 2018

Gerade das Ungerade macht zu schaffen.

So blöd können wir doch nicht sein. Aber, so blöd sind wir, weil wir immer noch keinen Aufstand gegen eine Unsitte organisieren, die uns seit dem Gebrauch von Registrierkassen umtreibt. EDEKA, aber auch alle anderen, die täglich Beträge von 0,49 Cents bis € 999,- oder Pfund Sterling, Dollars oder Rubel eintreiben, verwenden einen Trick, der uralt ist und unserer Preisgestaltung Hohn spricht. Quarkstriezel : 2.99. Sultaninen: 2,49. Brombeeren: 2.49. Papaya: 2.99. Und so weiter. Zehn Artikel, alle enden sie mit 9. Auch über hundert Artikel würden mit 9 enden, gäbe es da nicht auch gelegentlich, aber äußerst selten, abgewogene Waren, die 1.45 oder 2. 31 kosten können. Vor allem für Kinder, ältere Menschen oder Legastheniker mit Leseschwäche wäre die Zahlerei fast ein Vergnügen.

Mango: 1.99,- 
Statt dieser Verrenkungen (auch ein Fahrrad kostet 1.399.-), wäre ein runder Preis ein Kompliment an  die gängige Intelligenz des Verbrauchers. Aber wie schafft man solche Unarten wieder ab? Ist es die menschliche Schwäche, der harten Realität auszuweichen? Ist es Gewinnsucht? 99 Euros, statt 100? Das kann es nicht sein. Wer für falsches Parken zahlen muss, würde sich über eine Strafe in Höhe von 24,9o schon sehr wundern und ärgern. Und, warum bitteschön, erwartet der Hasenverein keine Spenden in einer krummen Höhe? € 11,99? Ich behaupte, dass das Gegenteil von Großzügigkeit die  pfennigfuchsende Pingeligkeit ist. Oder gar: die pingelige Pfennigfuchserei? Who knows?

Tannenbaum: € 20,-
Wir hatten schon jahrelang das Theater mit den verschiedenen Währungen (DM, Franc, Lire, Pesete, Schilling etc.), die beim Umtausch von der einen in die andere immer Gebühren kosteten, sodass bei fortlaufendem Wechseln von Land zu Land am Ende nichts übrig blieb. Beutelschneiderei? Die armen Banken stecken dahinter, deren Einnahmen nur steigen dürfen. Sonst droht der Bankrott. Wie bei vielen jungen Familien in Amerika, denen er droht. Das gehört zwar nicht hierher, doch erfahre ich über Internet, dass dort eine Geburt von Drillingen insgesamt 870 000 Dollar gekostet hat. Ein Einzelkind verchlingt bei der Geburt im Schnitt $ 32 000,-. Im Namen der Menschheit protestiere ich entschieden gegen diese wuchernde Entwicklung. Sie führt dazu, dass US-Amerikaner ihre Kinder zwar im Land zeugen, solange es noch erschwinglich ist, aber die Geburt ihrer Kinder nach Mexiko verlegen. Wären nicht $ 3.299,- genug? Was sagt Trump dazu?

Geburt: 32.000,- 
Um auf die Preisgestaltung zurückzukommen, die uns unmerklich zu Trotteln macht, wären Mangos für € 2,- nicht genauso gesund wie für 1,99, vorausgesetzt, sie sind reif und faserfrei? Ich persönlich würde mich weniger verschaukelt fühlen. Auch der dümmliche Anreiz (auf jede Unterhose 3% Rabatt) für Massenwaren könnte gewinnversprechender eingesetzt werden, wenn es statt dessen hieße: Jede Unterhose statt € 10,- nur 7.- Der Mensch ist ohnehin den ganzen Tag am Rechnen, und die Mathe-Noten waren in den seltensten Fällen emunternd. Was sagt Trump dazu, dem gerade wieder intellektueller Hochstand zugesprochen wurde?











Montag, 15. Januar 2018

Es ist alles verlogen.

Das gewinnende Lächeln des Guttenbergflunkerers bleibt ihm nichteinmal im Halse stecken, wenn man bedenkt, wie er "seine" Doktorarbeit zusammengestohlen hat. Reue hat er nie richtig gezeigt. Die notwendige Hochachtung vor origineller wissenschaftlicher  Leistung hat er auch nicht verspürt. Das Motto, Wir schaffen es, hat sich offentsichtlich durchgesetzt, nicht nur in der Bewältigung von Krisen, sondern als ominöse Ankündigung von Lösungen jeder Art. Sogar ein amerikanischer Popmusiker hat inzwischen diesen Merkelsatz auf Deutsch in seinen Singschatz aufgenommen. Das gewinnende Dauerlächeln eines von und zu Guttenberg ist uns also geblieben, obwohl einige Altakademiker es vorgezogen hätten, eher eine zerknirrschte Trauermine zu sehen. Arroganz kann durchaus auch Ausdruck echter Häme sein. Interessant ist der mangelnde Unterschied zwischen Betrug und gespieltem Bedauern. Das gelingt dem Edelmann von und zu immer noch nicht richtig.


Jetzt warten wir auf den Rückkehreffekt. Ist eine gewisse Zeit verstrichen, erinnert man sich nicht mehr an Einzelheiten. Dann beginnt das Rückrudern: Man muss eine Fünf auch mal eine Gerade sein lassen. Wer nicht vergisst, hadert. Das ist nicht gut. Als Gutti Gutti wieder aus Amerika auftauchte, war die Welt fast wieder in Ordnung. Viele sagten dann: ist er nicht süß? Wir haben alle mal gelogen, und es nicht so gemeint. Das berühmte Ehrenwort eines Helmut Kohl, als es um seinen Bimbes ging, wurde verschämt mit ins Grab genommen. Die Millionen waren längst gewaschen. Sie ruhen auf Konten und geben keinen Mucks. Was dann hienterher so alles heraus kommt, sind Lügen, Dementis und Aberlügen. Man kann sich auf diesem Gebiet einiges leisten.


Heute kann man routinemäßig lügen. Das nennt man alternative Wahrheit. Das Internet macht es so leicht, sich etwas auszudenken und dafür auch noch ein dürftiges Fremdwort zu benutzen. Fake News. Falsche Nachrichten. Unwahrheit. Lügengebäude. Man muss solche Lügen nicht bereuen, sich etwa schämen. Nein, es sind nur Fehlwahrheiten, zulasten der Gutgläubigen, die man aber nicht als Dummköpfe bezeichnet, sondern als Kommunikationspartner. Man muss ja nicht alles glauben. Dann hat man ja noch das Internet, das Wahrheiten und Lügen gerecht verteilt und vielleicht sogar noch Hilfestellung leistet, wenn man etwas genauer wissen möchte. Ich sage meinem Kind, dass es den Teufel nicht gibt. Was tut es? Vati, ich habe gegoogelt. Es gibt den Teufel. Doch es macht nichts, wenn du mir das Blaue vom Himmel herunterlügst. Wir vom Netz, wissen es besser. Nur der amerikanische Präsident, Don Trump, oder so, gibt Rätsel auf: er ist Milliardär, lügt gerne, kann andere für sich lügen lassen und freut sich, wenn er Beachtung findet.


Notlügen sehen anders aus. Nein, ich habe sie nicht geküsst. Sie stolperte und ich musste sie auffangen. Der Herr Pfarrer kann es bestätigen, denn er las gerade im Alten Testament als es passierte. Dann gibt es noch die Märchenerzählerei. Die liegt auf einem anderen Blatt. Die Gebrüder Grimm haben Märchen gesammelt. Dabei ist eine ganze Sammlung von allerliebsten Lügereien entstanden, die die Welt nicht missen möchte. Vergleicht man das mit den oft an den Haaren herbeigezogenen Krimis unserer Tage, dann sind Grimm's Märchen eine herrliche Verschaukelung unserer kindlichen Fantasiewelt.

Doktorhut 
Leute, die einen Doktortitel brauchen, ihn unbedingt haben wollen, aber nicht ehrlich sind, können ihn sich kaufen. In den USA sogar relativ preiswert. Dann läuft man herum wie der Kaiser, dessen neue Kleider unsichtbar bleiben. Dann kann ich mir gleich ein Gewand mit aufwendigem Schnickschnack vorstellen. Kleider machen Leute, doch Trottel bleibt Trottel. Wer mit der Bekleidung lügt, der hat auch sonst nichts zu sagen. Dann lieber ein paar handfeste Lügen. Schön verpackt.

Wer den rechten Zugang zu den falschen Dokoranden hat, dem fällt es auch leichter, den Schmus aus der Politik zu glauben. Gab es da nicht den Herrn Barschel, der bei seiner Ehre im Fernsehen (Ich wiederhole, bei meiner Ehre...) geschworen hatte, dass er nichts mit der Sache zu tun hatte? Dann lag er tot in der Badewanne. Nein, er war nicht uns Uwe. Er kam nur aus dem Flunkern nicht mehr heraus. Heute sind die Medien (Lügenpresse) nicht mehr so keusch, sich über solche Dinge aufzuregen.


Dienstag, 9. Januar 2018

Das 60ste Geschlecht.

Wo habe ich das gelesen? Ach ja, der Spiegel hat sich wieder mal mit der Geschlechtlichkeit des Menschen beschäftigt. Frauen, Männer und alles andere verkündet die erste Ausgabe im Neuen Jahr auf dem Titelblatt. Er behauptet, im Facebook könne man auf 60 verschiedene Geschlechtszugehörigkeiten zurückgreifen. Also, was bin ich?, lässt sich nicht mehr so klar bestimmen. Mann oder Frau, das klingt einfach, aber immer mehr(?) Menschen können damit nicht zufrieden sein. Was mache ich mit einer Geschlechtszugehörigkeit, die sich zwischen - sagen wir - 29 und 59 ansiedelt? Seit Tagen versuche ich, mir über meinen eigenen Zustand klar zu werden.

Mann? Frau? 
Nun, ich bin ein Mann. Was dann? Neige ich zur Weiblichkeit? Bin ich ein marodierender Geschlechtsumwander? Liebe ich Teegebäck? Und wenn ja, was bedeutet es für mich? Gibt es Anlässe, für die ich mich schämen muss? Was bin ich, wenn ich sowohl Männer als auch Frauen liebe? Das tue ich übrigens, wenn sie mir intellektuell angenehm genug sind und ein freundliches Lächeln für mich haben.  Ist es da wichtig, ob ich Frauenkleider trage? Ein BH käme für mich allerdings nicht in Frage. Das klemmt und dauert mir zu lange mit dem An- und Ausziehen.

Männerkleidung? Frauenkleidung? 
Wie weiblich darf man sein, um andere als Mann nicht abzustoßen? Ich hatte eine süße Kinderfreundin. Sie hatte ein burschikoses Lachen, eine tiefe Stimme, trug eine Lederhose und kletterte mit mir auf Bäumen herum. Für uns die normalste Sache der Welt. Geschlechtliches gab es zwischen uns nicht. Aber ich mochte sie sehr. Manchmal war sie tollkühn und inspirierte mich in meinem Knabendasein. Seit wir etwa 10 Jahre alt waren, haben wir uns nicht mehr gesehen oder etwas übereinander erfahren. Ich gehe aber davon aus, dass sie mit Begeisterung Zigarren raucht, sich gerne mit Männern anlegt und immer schon auf übertriebenes Make Up gepfiffen hat. Sie schien sich immer pudelwohl zu fühlen. Aus mir, meinerseits, ist ein Mann geworden, bei dem nie über seine Männlichkeit Zweifel aufkamen. Damit decke ich wohl facebookmäßig die ersten 25-30 Felder ab.

Klare Geschlechtsmerkmale? 
Kann es sein, um ein wenig zu vereinfachen, dass wir die Dinge nicht scharf genug sehen und es auch nicht sehen wollen? Wir wissen, dass ein Mann weinen und zarte Gefühle hegen darf, Schwächen für Goldkettchen und Weihrauchduft haben darf, Parfüm nicht verachten muss und in der Küche werkeln kann soviel er will. Frauen, ihrerseits, können es bis zur Staatspräsidentin bringen, Fallschirm springen und vieles Männliche nicht ausgeschlossen. Beim Orchesterdirigieren, Bahngleiseverlegen und Hammerwerfen scheinen sie nicht so begeisterungsfähig. Wobei die russische Hammerwerferin Tamara noch in lebhafter Erinnerung ist. Doch wer legt das fest? Die Natur? Ich vermute stark, dass diese Zuweisungen heute mehr denn je rein zufällig sind. Also, 60 Geschlechtszugehörigkeiten oder ein durchaus geschlechtlich interessantes Treffen in der Mitte? Der Schwabe sagt, mir zählet net, wenn man sich noch ein Stück Kuchen nehmen möchte. Also, 60 mal geschlechtlich, irgendwie. Das gefällt mir.

Geschlechtlich eindeutig? 
Die Skala des Geschlechtlichseins kann also für jede und für jeden sehr individuell aussehen. Wir sollten uns darüber keine großen Sorgen machen. Wer zu sehr vom Klischee Hetero-Homo abweicht, muss eine Nische finden, in die man passt. Wie gesagt, im Facebook geistern 60 Varianten herum, von denen die meisten - bis auf 2 oder 3 - nur darauf warten, von uns ausgesucht zu werden.




Sonntag, 7. Januar 2018

Männlein, Weiblein, Menschlein.

Allmählich fällt es mir schwer, noch an die üblichen Klischees zu glauben. Ich Mann, du Frau. In allen Sprachen lernt man zuerst, sich zu bekennen. Das Religiöse lassen wir mal weg und halten uns an das Geschlechtliche. Damit nichts Falsches geglaubt wird: wer sich klar und eindeutig zum einen oder anderen Geschlecht bekennt, oder bekennen kann, dem steht die Tür zum Glück weit offen. Wie schwer haben es aber diejenigen,  deren Geschlecht ihnen nicht zu sagen bereit ist, wohin der Hase läuft. Bei schwachem Sexualdrang kann das noch akzeptiert werden. Doch, wenn die Lust täglich an die Tür klopft, musst du was tun. Partnerschaft kann sehr schön sein, doch nur ein wenig Tändeln reicht nicht. Der Mensch setzt sich aus Vielfalt zusammen, wobei Sex schon sehr wichtig sein kann. Doch Geist, Gefühle, Moral, Lust und Bedarf spielen auch mit. Und (warum nicht?), der Zufall.

Männlein, Weiblein, Teebeutel? 
Nehmen wir mal an, du bist alt genug, um deine Geschlechtlichkeit zu erkennen. Nehmen wir mal an, du neigst zum eigenen Geschlecht. Dann lauert wohl schon der moralische Konflikt. In unserer Gesellschaft muss man bekennen. Zwar geht es heute mehr oder weniger leicht, offen mit dem Partner gleichen Geschlechts umzugehen, doch alles was außerhalb von Normen geschieht, unterliegt immer noch dem leicht gefundenen Urteil. Das ist noch in manchen Ländern das Todesurteil. Das kann auch Berufliches, rein Menschliches oder Religiöses bedeuten. Fühlen wir uns also heute freier?  Schwer zu sagen. Andererseits fühlt man mit den Betroffenen. Möchte ihnen helfen, aber wie? Immerhin geht es um den Intimbereich. Da ist Vorsicht geboten. Das berühmte Outen ist nicht jedermanns Sache.

Outen-tisch? 
Mein eigener Umgang mit dem Unsäglichen ist eher problemlos. Eines anderen Menschen Sexualdrang berührt mich nicht direkt. Als Mann genießt man da noch Privilegien. Ich erinnere mich kaum an irgendwelche Anfechtungen. Der Vollmond kann, wie wir wissen, den Menschen ganz schön aufputschen. Oder ist es die Sonne? Der Alkohol? Wichtig war für mich immer, das Überschreiten von Grenzen nicht einsam, sondern immer gemeinsamen zu machen. Oder es ganz zu lassen. Auch damit fährt man meist gut. Da menschliche Stellungen beim Sex recht bizarr sein können, ist es erlaubt, den einen oder anderen Lacher anzubringen. Mit Humor geht es nicht nur besser, es macht auch mehr Spaß.


Schön wäre es, wenn wir alles, was Freude macht, mit dem lachenden Auge sehen könnten. Das gute Essen, den unverhofften Besuch von Tante Frieda, das Tor beim Fussballspiel, das Stolpern des Herrn Pfarrers bei der Beerdigung, das Verrutschen der Perrücke bei der Premiere von der Vetter von Dingsda. Denn der Ernst der Sache geht gerne verloren. Wenn ich als Kind bei einer Bestattung mitmachen musste, konnte ich mir oft einen Lacher nicht verkneifen. Total fehl am Platz. Dann ärgerte und schämte ich mich. Was ich nie konnte, war, eine traurige Miene aufzusetzen, nur weil alle ernst dreinblickten.

Nein, das sind Avocados! 
Wir haben über Sex gesprochen. Das geht nicht mit Bierernst. Nur mit liebevollem Verständnis. Also, egal, ob du es so herum oder anders herum möchtest, oder überhaupt nicht: ich bin ein Mann. Das macht mich glücklich, sogar ein wenig stolz. Dabei wissen wir alle, dass auch Männer als Männer eine jämmerliche Figur abgeben können. Bei Frauen bin ich mir nicht sicher, wie sie fühlen. Lassen wir die Göttin der Liebe entscheiden. Sie macht alles richtig.