Donnerstag, 14. Dezember 2017

Wien, immer wieder schön.

In Erinnerungen schwelgen, das wollten wir,  und Freunde treffen, das taten wir. Drei Jahre lebten wir in der Wiener Blutgasse Nummer 9, gleich hinter dem Stephansdom. Viele schöne Erinnerungen blieben hängen. Die Vampirin Elisabeth Bathory soll hier gewohnt haben, vor 400 Jahren. Sie war reich, heiratete mit 15 einen Herrn, der erst 19 war. Das könnte in etwa stimmen.

Üppig, üppig. 
Das meiste, das man von ihr behauptet, kann jedoch nicht stimmen. Doch die Menschheit liebt Horrorgeschichten. Sie gilt als die größte Massenkillerin aller Zeiten. Über 650 junge Frauen und Mädchen soll sie abgemurkst haben. Sie badete ihn deren Blut, weil sie hoffte, dadurch jung zu bleiben. Die Blutgasse trägt ihren Namen. Das Haus Nummer 9 hat Stiegen, die die Mordgräfin durchaus hätten wendeltreppen lassen können. Besucher unserer schönen Wohnung liebten das leichte Gruseln, das wir durch unseren Hinweis verursachten.

Blutgasse, Eingang links 
Zwei Filme schildern ihre Geschichte: Les comptes immoraux und Die Blutgräfin. Wobei die Schönheit des Todes in Wien immer schon ein Thema war. Ich erinnere micht an ein Büchlein: Der Tod muss ein Wiener sein. Unser  Freund, dessen 50sten Geburtstag wir mitzufeiern eingeladen waren, hatte den Ort so gewählt, dass wir mit der Straßenbahn bis zum Zentralfriedhof fahren  mussten.

Hofburg 
Trotz strenger Kälte, durften wir auch in die Sonne blinzeln. Ansonsten hat der Ruch einer teuren Stadt das schöne Wien längst erreicht. Dann das morbide Verhaften in der Vergangenheit, woran kann man es sehen? An den dekorativen Fassaden? An den gemütlich ältlichen Cafés? An den Hinterhöfen? Nun, Wien hat etwas. Man liebt dieses Pflaster sofort. Beim Vorbeigehen in der Blutgasse entdeckte ich noch an der Klingel unsere Namen, die wir vor 2 Jahren zurückgelassen haben. Ich entfernte sie, sonst wäre vieleicht jemand auf den Gedanken gekommen, eine jener rätselhaften Geschichten zu erfinden, bei denen über 600 Opfer ihr schönes Leben verlieren mussten, nur um neues Grauen entstehen zu lassen. Der Dritte Mann muss für Wien schlimm genug gewesen sein.


Früh morgens verließen wir die Stadt, irgendwie Ungemach fürchtend, das sich jedoch nicht einstellte. Der Flug war pünktlich. Die Toiletten, die wir nie aufsuchten, waren wohl in Ordnung. Von oben konnte man einen leichten weißen Schleier beobachten, der sich über die Landschaft gelegt hatte. Schnee, der uns auch in Manchester erwartete, jedoch in hauchdünner Ausgabe. Winter eben.






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