Es ist üblich, dass in der ersten Dezemberhälfte in Wien und anderswo Kältegrade herrschen können. Wer zuhause bleibt, in der beheizten Wohnung, hat es da immer gut. Wer aber - wie Cath und ich - gerade aus England ankommt, in Wien für ein paar Tage eine Wohnung mietet, der sehe sich vor. Die Vermieterin gab uns 2 Paare Schlüssel, einen für die Haustür, und einen für die Wohnungstür. Doch das eine Paar war kein Paar sondern ein Einzelschlüssel.
|
Verloren in Wien |
Dann nahm das Unglück seinen Lauf. Cath ruhte aus, ich nahm einen Einkaufsbeutel, den Schlüssel und begab mich zu einem Laden, wo Milch, Butter, Brot und Bier gekauft wurden. Als ich zur Pillergasse zurück kam, vermutete ich, dass unsere Wohnung No.15 oder so war. War sie jedoch nicht. Der Schlüssel war auch nicht der Haus- sondern der Wohnungsschlüssel, mit dem ich nicht in ein Haus kam. Meine Verwirrung steigerte sich, nachdem ich 20 Minuten lang dem eiskalten Wind widerstanden und den richtigen Hauseingang immer noch nicht gefunden hatte.
|
Der richtige Hauseingang? |
Mit klammen Fingern suchte ich mein Mobilfon, fand es, und versuchte, Cath in der Wohnung anzurufen. Ihre Nummer musste ich gespeichert haben. Inzwischen war auch mein Gedächtnis klamm, ich konnte mich nicht erinnern, welche Wohnung es war, und wie ich zur warm und kuschelig untergebrachten Cath kommen konnte, zumal meine Finger inzwischen kleinen Eisstäbchen ähnelten.
Nach 2 Stunden gab ich schlotternd auf und fand ein Taxi, das mich zu einer Polizeiwache brachte. Der Jungpolizist muss nicht sofort begriffen haben, welche Lebensaufgabe da neu auf ihn zu kam. Entgeistert starrte er mich an, als ich ihn fragte, ob die Wiener Polizei von einer Engländerin kontaktiert worden war, die ihren abgängigen Mann suchte. Unter Vorlage meines Reisepasses, den ich immer bei mir führe, seit er mir aus einem Hotelzimmer in Budapest entwendet wurde, konnte ich den leichten Verdacht ausräumen, ich sei total von der Rolle und ein Fall für den Psychiater.
Der Jungpolizist fand die gespeicherte Nummer von Cath, rief bei ihr an, und das Problem war fast gelöst. Mein Freund und Helfer von der Polizei hatte sogar die Hausnummer ausfindig gemacht, mir ein Taxi bestellt und mich frei von jedem Verdacht entlassen. Ich war in Wien verloren gegangen. Jetzt wartete Cath in der Pillergasse vor der Tür auf mich. Es ist nicht mehr die Rede davon, dass ich ohne sie in Wien herumstrolche, um all die schönen Orte zu besichtigen, die wir drei Jahre lang vor der Haustür hatten, als wir in Wien wohnten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen