Montag, 6. November 2017

Paradise Papers.

Reiche Leute, die reicher werden. Wie sie es anstellen, erahnt man nur an der Stille, mit der sie ihren Reichtum verhüllen. Was wir beobachten, ist der Wunsch der Begüterten, nicht nur neidlos anerkannt, sondern auch noch auf einen möglichst hohen Sockel gehievt zu werden. Im Falle der Paradise Papers, was immer das bedeutet, glaubt man gerne an einen aesthetischen Effekt. Jemand mit Sinn für Stil und Eleganz muss diesen Begriff geprägt haben. Viele stellen sich den Reichtum ohnehin wie ein permanentes Schweben auf einer fetten Wolke vor, aus der noch gelegentlich Goldmünzen heraustropfen, damit man nicht ganz vergisst, wie begütert man ist.

Der kann sich alles leisten 
Den neu geprägten Begriff von den Paradise Papers möchte man  gar nicht erst übersetzen. Er geht so nahtlos in unsere Vorstellungen vom sorgenfreien Umgang mit Geld und Gut über, dass auch noch genug Platz für Träumereien bleibt. Kein Zweifel: wir könnten dazu gehören. Nicht zu den Neureichen, (wie vulgär), sondern zu den anderen, denen, die kein Sterbenswörtchen über ihre Besitztümer verlauten lassen. Die neue Klasse ist endgültig international-kosmopolitisch. Schluss mit dem leicht schwäbisch angehauchten Wer hat, der hat. Dazu gehört auch, dass Schweigen Gold ist.

Schweigen ist Gold 
Diese plötzlich aufgetauchten Paradise Papers sind buchstäblich über Nacht in die Welt gesetzt worden. Von wem, weiß man nicht. Oder doch? Einige Zeitungen wie die Süddeutsche, der Guardian, die BBC, die New York Times, scheinen gemeinsam einen journalistischen Schatz an Land gezogen zu haben: Millionen Unterlagen über Superreiche, Prominente, Adelige und Mächtige, die legal und illegal Gelder verschoben haben, um sie dem Fiskus zu entziehen. Leute wie Elisabeth (Königin), Putin (Präsident), Trump (Milliardär und Irrer) und sogenannte kleine Leute mit viel Zaster, sind auf noch unklare Weise in diese Machenschaften verstrickt. Wir scheinen nur zu wissen, dass vor allem eine Masse an Reichen, um noch reicher zu werden, diskret alles tun, um die Armen noch ärmer zu machen
Reich und fett 
Bei Kindern wird immer noch Wert gelegt auf Begriffe wie Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Anstand undsoweiter. Doch seit das Internet Friede, Freude und Eierkuchen einerseits und Hass, Lüge, Sexismus, Rassismus andererseits uns täglich ins Haus fächert, haben sich unsere Maßstäbe vebogen. Gerecht ist, wer Geld hat. Ehrlich ist, wer es zu behalten weiß. Anständig ist, wer mehrere Häuser und Grundstücke besitzt und den Habenichtsen und Bedürftigen freundlich und zivilisiert zulächelt. Oder, man lässt lächeln. Den Begriff des Strohmannes gibt es kaum mehr, sondern Spezialmanager für Bermuda und die Cayman Inseln haben heute das Sagen. Beauftragte für Off-shore Management, Schwiegersöhne von Politikern mit Unschuldsmine.

Die Reichen und die Schönen 
Wir kennen das schon: ein paar Bauernopfer müssen schon sein, damit der Empörung die Luft ein wenig rausgelassen wird. Die eine oder andere öffentliche Verurteilung. Und dann, neuerdings, die Masse der unschuldigen Mitläufer, bei denen alles unklar bleibt. Je mehr Nebelkerzen angezündet werden, desto weniger gibt es zu sehen. Der gerecht Empfindende traut sich nicht, Herrn Trudeau, oder andere Prominente, Gauner zu nennen. Wir haben also jetzt die Verschwörung der Reichen und Superreichen dieser Welt. Ein internationales Kartell, nicht der Machtergreifung, sondern der Machterhaltung um jeden Preis. Vergesst diese kleinen Schreier vom rechten Spektrum. AfD ist Kinderkram. Die eigentlichen Machthaber sind längst unter uns. Diese Entwicklung haben wir wohl verschlafen. Es ist alles bereits in Paradise Paper eingewickelt.







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