Mittwoch, 8. November 2017

Das Dritte Geschlecht.

Was das Bundesverfassungsgericht bis Ende 2018 möchte, ist, dass es eine offizielle Nennung eines dritten Geschlechtes gibt. Das mutet abenteuerlich an, doch wer das Zögern der Bürokratie im Allgemeinen und auch im Besonderen kennt, wundert sich schon, dass die Diskussion um ein drittes Geschlecht offensichtlich nicht auf die lange Bank geschoben wird. Unser bekannt eingleisiges Denken, hier Mann, da Frau, ist schon seit langem erschüttert. Ganz schmerzhaft setzt sich die Vorstellung durch, dass eine Geschlechtsbestimmung oft nicht eindeutig ist.


Schon als Kinder haben wir die Erfahrung gemacht, dass es Wesen gibt, die über ihre eigene Geschlechtlichkeit (oder Nichtgeschlechtlichkeit) nicht genug wissen, oder total anderes wissen, als wir es uns vorstellen. Das verlangt unsere größte Hochachtung. Witzeleien sind da nicht angebracht. Obwohl es ganz schön wäre, diese Problematik mit distanzierter Heiterkeit angehen zu können. Was zu bewundern ist, ist der Mut (oder ist es Verzweiflung?), mit dem Betroffene sich manchmal exponieren. Und wer hat die größeren Probleme mit dem Umgang mit anderen? Gut aussehende, intellektuell interessante Wesen, oder die weniger auffallenden, eher unattraktiven Wesen?


Menschen mit einer ungenauen geschlechtlichen Bestimmung gibt es mehr als man denkt. Statt sie unbewusst oder bewusst vom Lauf des Lebens auszuschließen, muss man ihnen entgegenkommen. Niemand ist perfekt, doch je bereitwilliger man Außenseiter das "Normale" am Leben empfinden lässt, desto harmonischer ist eine Gesellschaft. Schließlich wollen wir auch anderen Hautfarben und ethnischen Eigenheiten unabhängig vom Geschlecht einen Platz "bei uns" bereithalten. Das Gelabere von Rechtsaußen über sogenannte Minderheiten verhüllt nur schlecht das wahre Gesicht dieser Zurückgebliebenen. Wir müssen laut für unsere Mitmenschen, vor allem die mit  den zusätzlichen Problemen im Leben, eintreten. Da ist es gut, wenn der sonst recht schwerfällige Gesetzgeber auch in der Geschlechterfrage neue Maßstäbe setzt.


Auch Sexualität ist ein Menschenrecht. Eigenen Kindern wünscht man eine glückliche Entwicklung und für später ein volles Ausleben ihrer Geschlechtlichkeit.  Anderen möchte man nur das "Minimum" zugestehen, dabei ist alles was mit Sex zu tun hat und auf Konsens beruht, rein persönlich. Niemand hat sich da einzumischen. Niemand hat da zu werten. Jede Art von sexuellem Ausleben ist auch Teil unserer Lebensfreude. Doch für das Dritte Geschlecht muss in jeder Hinsicht die richtige Sprache noch gefunden werden.

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