Freitag, 10. November 2017

Yorkshire Tagebuch - 24 - wann wird es Weihnachten?

Nein, heute kann die Wäsche nicht auf die Leine gehängt werden. Du hast einen Garten, eher ein Gärtelchen, die Sonne scheint ungemein grell, die Waschmaschine spuckt gerade frisch Gewaschenes aus, und die Frage, wie trockne ich das, ergibt sich urplötzlich. Die Nachbarin war schneller: ihre Wäsche flattert gefährlich an der Leine, befestigt wie mit Drahtseilen. Ich glaube, es ist besser, das Gewaschene im sogenannten Wintergarten aufzuhängen, denn es steht zu befürchten, dass der lebhafte Wind, den man in Mitteleuropa einen Sturm nennen würde, ein ganzes Bettlaken losreisst, um es lange unauffindbar in der heckenreichen Umgebung aufzuspießen.


Andererseits fuchtelt Theresa May, die Dame aus der Downing Street, immer noch mit ihren Absichten herum, aus dem omnipräsenten Brexit einen lange ersehnten Spaziergang durch das uninteressierte Europa zu basteln. Politik kann ganz schön unrealistisch sein. Die Brexitbeauftragten ahnen, dass demnächst Entscheidungen getroffen werden, die dem Bürger nicht gefallen. Die Wolke des Austritts aus der EU kommt immer näher. Der Preis, so fürchten viele, wird hoch sein, doch hält man sich im Königreich vornehm zurück. Nur keine Zahlen nennen. Der kleine Mann spürt aber die Preislawine schon deutlich rollen. Eine besondere Scham ist mit den Preiserhöhungen im Lande nicht verbunden. Im Zweifelsfalle sind es die Europäer, die das verursachen. Eine ganze Nation lässt ihren Kopf im Sand verschwinden.

Kopf im Sand? 
Verbale Sehnsucht kommt aus den USA. Der Präsident, dem Psychospezialisten bereits alle Geisteskrankheiten der Welt zugeordnet haben, möchte mit China klar kommen. Die negativen Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern seien nicht Chinas Schuld. Es ist Trumps Vorgänger Obama, der die Verantwortung habe. Präsident Xi Jinping, der gerade besuchte China-Chef, wird es besser wissen. Trumps Ungenauigkeit scheint die Stärke auf der diplomatischen Ebene zu sein. Trump hat, wie immer, recht und wahrscheinlich keinen größeren Schaden angerichtet. Wie schön für uns alle.

                                                                Poole/Getty Images 
Cath erhielt vor ein paar Minuten das Ergebnis ihrer Arbeit über Konfliktbewältigung und -Beratung zugestellt. Eine sehr komplizierte Studie über die Möglichkeiten, bei Spannungen jeder Art schlichtend zu beraten. Vor allem die Schweiz als ein Land mit großer mediativer Erfahrung und Spezialisierung stand im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Was ich als privilegierter Leser dieser ihrer Arbeiten von Anfang an wusste, ist eingetreten: Die Universität Bradford hat ihr die bestmögliche Beurteilung ausgestellt: 70 Punkte. Jetzt sitzen wir hier herum und ärgern uns, dass wir außer Wein und  Gin&Tonic nichts im Hause haben, um gebührend zu feiern. Also finden wir uns damit ab, dass Cathies intellektuelle Anstrengungen vorerst noch ungekrönt bleiben.

Die Schweiz als Mediator 
Doch unsere Weihnachtsbemühungen dürfen wir fortsetzen. Die schwarzen Tafeln in Haworth/Keighley's Kneipen überschlagen sich schon, um Vorschläge für das Fest zu machen. Für uns bleiben noch Schönheitsarbeiten durchzuführen. Bodenteppiche verlegen, Garten leerräumen, Dann werden wir, wenn alles gut geht, nach Wien fliegen und danach, gegen Weihnachten in Richtung Schwarzwald davonbrausen.









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