Donnerstag, 3. August 2017

The Curious Incident (2003) - Theatergeschichte.

Heute ist Mittwoch, der 2. August 2017. Cath schleppte mich nach Bradford ins Theater. Der seltsame Vorfall mit dem Hund zur Nachtzeit. Originaltitel: "The Curious Incident of the Dog in the Night-Time". Das Alhambra ist ein bekanntes Theater in Bradford. Es wird gerne als das Kronjuwel der Stadt bezeichnet, wobei für mich "Little Germany", ein ehemals deutsches Stadtviertel,  ebenso fasziniert. Das Theater wurde 1914 als Variététheater in Betrieb genommen. Plätze gibt es für 1400 Besucher. Diese waren alle besetzt.

Bradford, Alhambra 
Eigentlich bin ich kein Theaterkritiker, und ich scheue mich ein wenig, wegen eines typischen Klassikers noch ins Theater zu gehen. Also nix: Die Räuber oder Des Meeres und der Liebe Wellen. Außerdem regnete es mal wieder, und wir mussten unser Yorkshire Ölzeug anlegen um nicht völlig durchnässt in der 2. Reihe sitzen zu müssen.

"The Curious Incident" begann mit einem Donnerschlag. Der fünfzehnjährige Christopher, von wem gespielt, ist mir unklar, brüllt wie wahnsinnig. Er stellt sich als eine Art Autist heraus, der nicht berührt werden darf, aber mit seinem Talent für Mathematik überaus begabt ist. Der Hund Wellington, der anfangs tot auf der Bühne liegt, wurde nicht von ihm getötet, sondern von seinem Vater, wie sich später herausstellt. Seine Mutter ist nicht tot, wie der Vater behauptet. Sie lebt in London, Christopher bei seinem Vater in Swindon. Bevor ich noch mehr konfuse Angaben mache, hier mein Eindruck: Es ist fast unmöglich, einen Weg durch das Stück zu finden. Vielleicht genügt es, einfach dem Jungen zu folgen, mit ihm zu leiden und zu protestieren?

Ich hatte schon lange das Gefühl, dass das moderne Theater seit "Warten auf Godot" nichts mehr zu bieten hätte. Das von einem Roman von Mark Haddon adaptierte Stück wühlt auf, erschüttert, weckt Angst und Mitleid, zweieinhalb Stunden lang. Das hat ein mir bisher unbekannter Steve Klover zustandegebracht, der die Ichform des Romans in ein Theaterstück umsetzte. Eine radikale Einführung in die sozial unvertägliche Welt eines heranwachsenden Autisten, dessen Existenz den meisten verschlossen bleibt. Zum Glück taucht am Ende ein kleiner junger Hund auf, der das pralle Leben verkörpert und Christopher sofort in die Arme springt. Auch das ungewöhnlich: ein lebender Welpe auf der Bühne.

Warten auf Godot 
Es ist mir klar geworden, dass ich nicht in der Lage bin, über dieses Stück klar und ausführlich zu schreiben. Es handelt sich sicherlich um Theater im wahrsten Sinn des Wortes. Es entführt dich und macht aus dir einen anderen Menschen. Vielleicht mit unendlich mehr Verständnis für alle, die nicht aus sich heraus können. Großartig.









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