Professor Doktor Egon Schütz: frage mich nicht, wie ich auf dich gestoßen bin. Wahrscheinlich im Rahmen des Kreises, der sich für die meisten Menschen irgendwann schließt. Oder, war es die Eingebung? Wir waren Freunde in Freiburg. Du warst Assistent bei Eugen Fink, bei dem ich mein Philosophicum machte. Auch Martin Heidegger kam noch gelegentlich vorbei und hielt einen Vortrag (über Sein und Zeit?). Dieser umstrittene Heidegger, der der erste Uni-Professor in Deutschland war, der die Nazi-Uniform trug, der uns aber auch ungewollt im Fernsehen mit Hannah Arendt zusammen- brachte. Sie war als Jüdin seine Geliebte gewesen. In einem viel beachteten Interview wurde sie von Günter Gaus auch darüber befragt. Ein investigatives Meisterwerk. Hannah Arendt stellte sich für den deutschen Fernsehzuschauer als eine überragende, höchst liebenswerte und hochintelligente Persönlichkeit heraus.
In diesem Nachkriegsumfeld lebten wir damals, voller Fragen und Proteste. Als ich promovieren wollte, war es Egon, der voller Ideen war und mir ein Thema vorschlug, das ich später in der Schweiz bearbeitete. Dann kam ich nach Frankreich. Unsere Wege hatten sich unbeabsichtigt getrennt. Aus mir wurde kein Wissenschaftler, kein Politiker, kein Philosoph. Die Medien waren mein Ding. Wie man weiß, haben die Medien auch mit Neugier zu tun. Deshalb schaute ich bei Google nach und wurde fündig.
So kann es kommen: da hat man in einem langen Leben viele liebenswerte Freunde angesammelt zu denen man mit den Jahren den Kontakt verloren hat. Während man in jungen Jahren gar manche Flasche Wein zusammen geleert hatte, viele Stunden gemeinsam um einen Tisch gesessen, flutschen die Jahre danach vorbei wie nichts. Der Kontakt bricht ab, man weiß nicht warum. Dafür sollte es zumindest eine milde Strafe geben, zumal ich ergoogeln musste, dass Egon Schütz vor zwei Jahren verstorben ist. Kein einziges Foto aus unserer Jugendzeit gibt es, doch das Google-Bild von ihm zeigt den gereiften Menschenfreund, der er geworden ist: Seine Augen vermitteln noch immer Wissen und Güte. Ihm möchte ich Tribut zollen obwohl es für ihn zu spät ist. Lieber Egon, vielleicht begegnen wir uns eines Tages wieder irgendwo in einem anderen Leben. Zusammen mit Hannah, Eugen Fink, Husserl, Klaus Hemmerle und Martin Heidegger? Nazi-Uniformen werden dann nicht gebraucht.
Hannah Arendt |
So kann es kommen: da hat man in einem langen Leben viele liebenswerte Freunde angesammelt zu denen man mit den Jahren den Kontakt verloren hat. Während man in jungen Jahren gar manche Flasche Wein zusammen geleert hatte, viele Stunden gemeinsam um einen Tisch gesessen, flutschen die Jahre danach vorbei wie nichts. Der Kontakt bricht ab, man weiß nicht warum. Dafür sollte es zumindest eine milde Strafe geben, zumal ich ergoogeln musste, dass Egon Schütz vor zwei Jahren verstorben ist. Kein einziges Foto aus unserer Jugendzeit gibt es, doch das Google-Bild von ihm zeigt den gereiften Menschenfreund, der er geworden ist: Seine Augen vermitteln noch immer Wissen und Güte. Ihm möchte ich Tribut zollen obwohl es für ihn zu spät ist. Lieber Egon, vielleicht begegnen wir uns eines Tages wieder irgendwo in einem anderen Leben. Zusammen mit Hannah, Eugen Fink, Husserl, Klaus Hemmerle und Martin Heidegger? Nazi-Uniformen werden dann nicht gebraucht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen