Draisine qua non. Das Fahrrad.

Bei den vielen Radwegen im Badischen, die zuerst in Offenburg grün markiert wurden, dann von Catherine Trautmann, damals OB von Straßburg, freundschaftlich nachgemacht, gerät jeder in Zweifel, ob für den modernen Badener der Dampfkocher oder das Fahrrad wichtiger ist. Die grünen Radwege, eingeführt von meinem sozialdemokratischen Freund und damals OB von Offenburg, Martin Grüber, haben allenthalben Segen gebracht, nicht nur an Sonn- und Feiertagen, wobei auch der Dampfkocher rund um die Uhr seinen Segen verteilt.

Ich sollte etwas genauer werden: also der Freiherr von Drais, der vor 200 Jahren mit seinem Fahrradvorläufer (im wahrsten Sinne), der von ihm entwickelten Draisine, von Mannheim nach Schwetzingen gelaufen ist, ich entschuldige mich: gefahren ist, hat nicht nur das Urveloziped erfunden, sondern auch den Dampfkocher, den fleißige Hausfrauen und Köche fast täglich benutzen, vor allem, wenn Kindermassen und Zeitknappheit auf Essbares warten. Wir müssen voll Bewunderung innehalten, denn auch Baden bringt nicht alle Tage einen solchen Erfinder hervor.

Draisine 

 Zumal er auch noch eine Schreibmaschine erfunden hat, die 200 Jahre lang  in steigendem  Maß Autoren, Journalisten, Revolutionäre und Poeten dazu gebracht hat, das Zweifingersystem so lange anzuwenden, bis der Computer dem ein Ende bereitet hat. Bei der klassischen Sekretärin bin ich mir nicht sicher, wie lange sie noch mit ihren geschönten Fingernägeln auf ihren Tasten herumgeklappert hat. Es müssen Milliarden an Dollars, Pfund, Rubel und Euros damit verdient worden sein.

Tour de Baden? 

In Karlsruhe 1785 geboren, erlebte er den historischen Tag seiner ersten Radtour von ca. 12 Kilometern (knapp 1 Stunde) am 12. Juni 1817. Ein ganz großer Tag für die Menschheit, würde ein auf dem Mond landender Astronaut verkünden. Doch Baden hat das Bild von sich selbst immer etwas tiefer gehängt und Karl Friedrich Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn, hat bei der badischen Revolution (1848), seinen Adelstitel abgelegt. Wenn ein Zwölfjähriger heute von seinem Rennrad mit den 24 Gängen auf einen Sechsjährigen mit den Stützrädern herunter schaut, wiederholt sich für den Erfinder jene Herabsetzung, die er während des Wiener Kongresses erleben musste.

Unsere Welt auf Rädern 

Die europäische Welt der Kaiser, Könige und sonstigen Herrscher waren 1814/15 in Wien zusammen gekommen, um die Zeit nach Napoleon neu zu ordnen. Deutschland bestand zu jener Zeit noch aus 42 selbständigen Staaten, und auch sonst lag vieles im Argen. Der Erfinder der Draisine tauchte mit seinem Laufrad beim Wiener Kongress auf, wo sich Diplomaten und Herrscher tummelten. Das Badische Großherzogtum sah das gar nicht gerne. Die Herren hatten für solche Technologie überhaupt kein Verständnis. Also dauerte es etwas länger, bis der Drahtesel zu seinem Ruhm kam. Und vom Dampfkocher hatten die Herrschaften erst recht keine Ahnung. Schreibmaschinen gab es nur im Weltall bei Startrek.