Montag, 22. Mai 2017

Nicht auch noch Siegerpose.

Was unser Freund in Amerika zu beherrschen scheint, ist, Siege zu erringen, die nur er wahrnimmt. Gerade ist er in Israel auf Staatsbesuch. Davor hat er sich in Saudi Arabien über den Welfrieden geäußert und Geschäfte in Höhe von 600 Milliarden Dollar getätigt. 100 Millionen davon betreffen Kriegsmaterial. Das wird ihm genügen, um den Tripp als Erfolg auszugeben. Andere tun das auch, sind jedoch etwas diskreter. Nun, er wird ja auch nach Europa kommen. Die May hat ihn nach England eingeladen, wo er unbedingt in einer goldenen Staatskutsche gefahren werden möchte. Auch Merkel wird ihn zum Hamburger Gipfel empfangen. Kutsche wird es nicht geben, doch die Hamburger werden ihn mit der gewohnten Kühle empfangen. Auch das wird sich in die bereits lange Reihe seiner Auslandserfolge einreihen lassen. Mehr als 15.000 Polizisten werden im Einsatz sein.


Ich weiß nicht mehr genau, ob ich als Knabe bei meinen Rangeleien mit anderen immer gesiegt habe, aber an eines kann ich mich genauestens erinnern: wenn der Gegner am Boden lag, habe ich immer an die Folgen gedacht. Wird der Gegner seine Kräfte sammeln, neu ordnen, einen Gegenschlag organisieren? Nie ließ ich mich dazu hinreißen, triumphal meinen Siegesfuß auf ihn zu stellen, um meine Überlegenheit zu demonstrieren. Meist reichte ich ihm die Hand, und das Weiterleben mit dem Besiegten war Selbstverständlichkeit. Ein wenig Rittertum war auch dabei. Man kann es auch Karl- May-Strategie  nennen. Old Shatterhand hat uns Kriegern neben dem Faustschlag immer den Frieden gepredigt.

Kraftprotz aus Butter. 
Später musste ich gelegentlich mit List und Hinterlist kämpfen. Der Gegner war kräftiger als ich, vielleicht auch älter. Und es ging um ein Mädchen. Da hört der Spaß gerne auf. Ich will nicht behaupten, dass es um eine Trophäe ging, sondern um den Schutz einer Schönen vor der Hegemonialgewalt eines testosterongeplagten Mitstreiters. Auch das verlangt oft Mut, List und Hinterlist. Er war älter, berufserfahren, fühlte sich sicher, sozusagen auf der Gewinnlinie. Ich gewann mühsam, indem ich ihn in die Finger biss, die er mir in die Augen drückte. Der Kampf war zuende, doch meine blauen Augen am nächsten Tag verkündeten meine Lädierung. Ihn habe ich nie mehr gesehen. Vielleicht musste er seine Finger in Handschuhen verstecken.


Es kommt darauf an, die Lage richtig einzuschätzen. Große Töne spucken hilft wenig. Gutes Zureden, das Positive im Gegner herausfordern, Friedensangebote machen. Das ist es. Leider hat man oft nicht die Zeit, solches zu lernen. Eskalieren führt also schnell zur Auseinandersetztung. Deshalb beunruhigt mich der Tönespucker aus den USA. Pauschalbehauptungen: wir werden das Kind schon schaukeln. Ich bin für Frieden auf der Welt. Wir werden mit allen große Geschäfte machen. Diese Sprüche fruchten nicht. Es wird Verstand gebraucht, keine Märchenerzählung. Donald Trump, solltest Du trotz unserer Erfahrungen noch die Kurve kriegen, lass es uns wissen. Wir sind nicht an Präsidenten als Witzfiguren interessiert.

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