Montag, 12. September 2016

Die Beatles - Würmer für das Ohr.

Eigentlich war ich schon heraus aus dem Alter. Es machte mich wahnsinnig zu hören, wie kleine Mädchen hysterisch wurden, wenn sie die Beatles zu Gesicht bekamen. Dabei hätte ich sie hautnah erleben können, damals in Hamburg, als sie im Star Club auftraten. Doch die Reeperbahn hatte noch ganz andere Attraktionen zu bieten. Mit meinem Freund Gerhard war ich aus Süddeutschland angereist, um die letzten Reste unserer Pubertät abzustreifen, die eigentlich schon längst der Vergangenheit angehören sollte.


Ihr erster Auftritt 
Doch, so ist es mit der Pubertät, vor allem bei Jungs. Sie zieht sich hin und ist erst am Verenden, wenn die erste feste Freundin um die Ecke kommt. Dann werden die Haare gebürstet, die Gesichter gewaschen und das Rasieren beginnt. Damals war es noch nicht so wichtig, lange Hosen zu tragen, und Mobiltelefone für Fünfjährige gab es auch noch nicht. Und die Mädchen lebten noch von uns getrennt auf einem anderen Kontinent.


Das muss nicht heißen, dass man als Jungmann nicht wusste was man wollte. Wir, Gerhard und ich, schlenderten über die Reeperbahn, wollten einen Auftritt von Fatty George erleben und endlich diese nackten Nutten sehen, die dort - das muss man sich mal vorstellen - in Schaufenstern sitzend begutachtet werden konnten. Für uns absolutes Neuland. Genauso wie das Pornokino, das für 8 DM einen Schmutzfilm und eine Coke anbot. Die Beatles rissen uns nicht von Stuhl, wir kannten sie nicht einmal, doch unsere solide Erziehung erlaubte uns immerhin, Erich Kästner (Emil und die Detektive) beim Flanieren über die Reeperbahn zu erkennen, begleitet von einer Dame, die sicher einen Kopf größer war als er. Von ihm ist bekannt, doch nicht nur: Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es.

Was Fatty George betrifft, den österreichischen Jazzmusiker und Dixielandspezialisten, so verpassten wir ihn auch. Franz Georg Pressler, so hieß Fatty, war wieder nach Wien zurückgekehrt, wo es heute ein Fatty-George-Museum gibt. Immerhin hatte der begabte Klarinettist auch Jazzgrößen wie Lionel Hampton, Art Blakey und Ella Fitzgerald nach Wien gebracht. Verpasste Gelegenheiten, wohin man schaut. Doch die Beatlemusik begann damals, in aller Menschen Ohr zu hausen.


Beatlemuseum um die Ecke. 
Deshalb wurde gerade nachgeholt, was unbedingt wichtig ist, wenn man einen Besuch in Liverpool macht. Cath und ich waren dort. Es war nur ein Sprung mit der Bahn von Haworth bei Leeds an die atlantische Westküste. Neben den anderen Sehenswürdigkeiten wurde also auch das Beatle-Museum besichtigt. Als Mann, der sich seiner pubertären Zeit noch lebhaft bewusst ist, bekommt man richtig brüderliche Gefühle, wenn man den Werdegang dieser vier Beatles, John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr an sich vorbeiziehen lässt.


John Lennon, das große Vorbild 
Die Musik der Beatles hatte mich erst erreicht, als ich mit Elvis Presley schon lange fertig war. Sie kroch mir ins Ohr, wie die meisten Titel der Beatles es machten. Unglaublich, wie zart und genial manche Melodien waren, die man auch heute noch parat hat, wie "Yesterday" oder "Yellow Submarine". I said something wrong, erinnere ich mich, deshalb ging sie. Jetzt sehne ich mich nach Gestern. Wem ist solch trauriger Abschied nicht passiert?


Seine Muse. 
Der Siegeszug der Beatles um die Welt, als erwachsen werdende Jünglinge, mit ihren genialen Songs, das hat es nie vorher gegeben. Auch keine andere Band hat jeh so etwas geschafft. Kein Wunder, dass die Band sich wieder auflöste, als es an der Zeit war. John Lennon hat dies in zahlreichen Interviews klar gesagt. Sein kurzes Leben mit Yoko Ono war der Ausklang. Jetzt wünschen wir uns manchmal "Yesterday".






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