Montag, 13. Juni 2016

Das Multi-Viertel von Manchester

Nicht weit vom Hauptbahnhof in Manchester liegt ein buntes Viertel, in das man eintaucht, wenn man das Hotel Velvet aufsucht oder verlässt. Velvet heißt Samt, und samten, um nicht zu sagen, liebestoll, ist auch der Empfang in diesem Viertel, in dem jeder willkommen ist. Das Viertel schlängelt sich entlang eines Kanals. Schwule Pärchen treiben sich dort herum, aber auch Wesen mit fraglicher sexueller Ausprägung. Sofort fühlt man sich wie zuhause, irgendwie akzeptiert. Schrill und unagressiv, könnte man sagen.


Superman und Batman im Kuss vereint 
Manchester ist stolz auf dieses Viertel. Der geschlechtlich aus dem Rahmen fallende Mensch hat hier sein Zuhause, vielleicht sogar international. Gegen Abend geht das Treiben erst richtig los. Cath und ich suchten einige Bars und Kneipen auf, wo der Bär am Steppen war. Das Hotel Velvet liegt an der Canal Street. Schöne, aufgeschossene Animier"damen" mit fantastischem Kopfputz laden zum Einkehren ein, elegant und aufgedreht wie sie sind.


In den Kneipen, aus denen die rockende Musik dröhnt, ist Vielgeschlechtlichkeit angesagt. Das heißt, man schaut nicht so genau hin, ob jemand Männlein oder Weiblein oder beides ist. Lesbisch verträgt sich mit Gay und Bisexuell mit Transgender. LGBT eben, at its best. Man weiß jedoch, dass es noch anderes dazwischen gibt. Diese bunte Welt scheint das Leid zu kennen, sonst wäre sie nicht so ausgelassen und überschäumend lachbereit. Für viele ist das Gay Quarter ein traumhaftes Mekka, das dieser unsägliche Trump mit dem doofen Toupet, der amerikanischer Präses werden möchte, sich in Grund und Boden wünschen würde. Wie unintelligent und humorlos doch Präsidentschaftskandidaten sein können, vor allem solche, die auch noch stolz auf ihr Land sind.


Die Ereignisse in Orlando/USA, wo ein sexuell entgleister, gewalttätiger Kleinmacho um sich schoss und 49 Menschen tötete, zeigt wieder auf grausame Weise, dass Verbrechen und Gewalt keine Auswege kennt, außer Töten. Toleranz hingegen weist so viele Wege zum glücklich werden. Wer wen küsst ist nur interessant für die Küssenden. Unbeteiligte geht das nichts an. Und moralische Vorwürfe sind spätestens bei Anwendung von Gewalt schon nicht mehr haltbar. Die eigentliche Zerstörung von Tabus geschieht gerade dort, wo - wie in den Vereinigten Staaten - überall Waffen verkauft werden und nichts dagegen unternommen wird. Echt pervers.




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