Dienstag, 20. August 2013

Hilfe, wir schrumpfen!

Frauen sind etwas Schönes. Wir Männer, dagegen, sind ungeschickt, plump und zu einfach gestrickt. Und: es gibt auf dem Büchermarkt unendlich viele Bestseller, die alle irgendwie den Titel tragen, "Iss dich schlank!" Frauen überkommt manchmal das schlechte Gewissen, für das Glas Wein am Abend, das Bier zum Mittagessen, die Butter auf dem Brötchen beim Frühstück und für das zarte Bäuchlein, das allzu geschickt unter einem großzügigen T-shirt weggezaubert wird. "Schatz, ich habe Übergewicht!" "Red' keinen Unsinn", sagt plump der Angesprochene. "Du weißt ganz genau, dass ich nicht sehr schlank bin", erwidert sie in leicht scharfem Ton, und fügt hinzu: "Schau du dich doch mal an! Schau einfach an dir runter! Siehst du was?" Ich sah, und war betroffen.

Mein Bauch gehört mir!

Kurz, mein besseres Ich hatte ein Buch gelesen, von dem mir beim Einschlafen immer wieder in den höchsten Tönen erzählt wurde. "The Fast Metabolism" (ich übersetze das nicht!). Man muss nicht hungern, nur intelligent essen, hieß es da. Essen als Medizin, ist die Devise der Autorin. Das verfehlt seine Wirkung nicht. Nach zwei Wochen freundlicher Bearbeitung sagte ich dann "ja". Der Beginn dieser (Tor)Tour wurde auf den bereits vergangenen Montag festgesetzt. 28 Tage müssen wir jetzt durchhalten.

Der erste Morgen: glibberiger Haferflockenbrei, mit Heidelbeeren durchsetzt, Engländer könnten das seelenruhig "Porridge" nennen. Ich bin diesem gegenüber eher etwas unfreundlich eingestellt. Und auch noch zuckerfrei. Dann: alle drei Stunden irgendetwas zusichnehmen: einen Apfel, eine Zwetschge, ein Stück Dinkelbrot. Dazu, am Tag, zwei Liter Wasser. Abends, der Lichtblick: 150 Gramm Fleisch, ohne Fett gebraten, fast unbegrenzt Gemüse. Schon nach dem ersten Tag hatte ich 1 kg Gewicht weggepinkelt. Von meiner Schönen habe ich keine Angaben erhalten. Sie schwört darauf, erst nach dem abgeschlossenen Schrumpfprozess auf die Waage zu klettern.


Wir fassen zusammen: die ersten vier Tage (bei uns Montag bis Donnerstag): keinen Kaffee (dafür Tee), keinen Weizen (dafür Dinkel), keine Milch, Butter, Säfte, nix Käse, nix Zucker, nix Öl, Mittwoch, Donnerstag hingegen Proteine, das heißt Eier ohne Dotter, grünes Gemüse, Obst, ohne Trauben, Bananen, Ananas. Über die gesamte Durststrecke keinen Alkohol. Verstärkte Körperbetätigung. Da muss man Halluzinationen bekommen, von Riesenschnitzeln träumen und nächtliche Gesichter haben.

Das geläuterte Paar

Freitag, Samstag, Sonntag darf gutes Fett gegessen werden, also Olivenöl, kaltgepresst, Fisch, Nüsse, Räucherlachs etc. Zwei, von 28 Tagen sind heruntergefuttert. Der Weg ist noch lang. Wenn dann der Gürtel wieder enger geschnallt werden kann, werden die Gefühle einkehren, die den Pionier in früheren Zeiten beflügelt haben. Jedenfalls stelle ich mir das so vor. Dann werde ich meine Schöne auf die Waage stellen und sie schwören lassen, dass so etwas nie wieder vorkommen wird.




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