Sonntag, 2. Juni 2013

Wiener G'schichten - gegrantelt und genuschelt

Das Wiener Kaffeehaus ist Geschichte. Ohne Hans Moser und Paul Hörbiger wäre diese Geschichte uninteressant. "Ober, zahlen!" heißt ein alter Schwarzweißfilm aus dem Jahr 1957, in dem die beiden als Kellner herumgranteln und die Wiener Befindlichkeit besingen. "Sie sind so ein Geizhals", heißt es da, "wenn sie die Brieftasche aufmachen, fliegen die Motten raus". Gute, alte Zeit. Gesungen wird auch: Moser und Hörbiger im Duett. Da geht es um Kaffee, Liebe und Wien. Halt Wiener G'schichten.
Hans Moser, der Kaffeehausnuschler

Heute geht es immer noch um Kaffee, und die alten Sitten herrschen noch immer: ein Glas Wasser zum großen Braunen, eine Zeitung, bitte schön. Mit etwas Glück sitzt ein älterer Herr am Klavier und spielt Melodien aus vergangenen Zeiten. Wo gibt's denn das noch? In Wien. Coffee to go, was für ein Schwachsinn. Mit Schlagobers? Nonsens! "Jeder Gast hat einen Anspruch auf ein Wasser" nuschelt Hans Moser. Dass nach dem Rock'nRoll auch der prosaische Coffee to go angeschippert kam, und sich jetzt überall breit macht, muss dem Untergang des Abendlandes angelastet werden.





Aber auch der Kaffee Macchiato ist mir höchst verdächtig. Und Kaffee "latte" überflüssig wie ein Kropf. Moka kann hingenommen werden. Espresso auch. Aber Coffee to go ist die Barbarei der Moderne. Zumal die Mehlspeisenkapitale Wien noch viel mehr zu bieten hat: Topfenstrudel, Apfelstrudel, Sachertorte, beim Demel unter den Augen eines Chefzuckerbäckers hergestellt. Naschkatzenmetropole. Tortenhauptstadt. Schleckmaulkapitale. Krapfendatschenparadies. Und Weltzentrum der Kaffeekultur.







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