Dienstag, 4. Juni 2013

Bratislava - wo, verdammt, ist die Donau?

Ganz so ernst meine ich das nicht. Jedoch ging ich davon aus, dass auf dem Weg von Wien nach Bratislava die stolze Donau neben der Bahnlinie herläuft und bei der Ankunft in der slowakischen Hauptstadt dem Reisenden (Donau so) blau entgegenstrahlt. Pustekuchen! Ich hatte mich spontan in den Regionalzug REX geschwungen und schaute neugierig aus dem Fenster. Eine gute Stunde Fahrt verbindet die beiden Städte. Es dauerte nicht lange und wir waren an der slowakischen Grenze angekommen. Da die Slowakei EU-Land ist, gab es keine Kontrollen. Der Zug fuhr einfach weiter.


Das war noch im September 1998 anders. Ich war die Nummer 219 als Wahlbeobachter bei den ersten freien Wahlen in diesem Land. Europarat, OSZE und Europäisches Parlament schickten am Wahltag Beobachter durchs Land, um die genaue Einhaltung demokratischer Normen zu überwachen. Ein wichtiger Schritt für das Land, das - wie alle ehemaligen kommunistischen Länder - keine freien Wahlen gekannt hatte. Das Ergebnis war einhellig: die Wahlen wurden als fair und demokratisch eingestuft. Das Land benutzt jetzt auch den Euro als Zahlungsmittel. Viel Zeit für die Besichtigung von Bratislava hatten die Beobachter damals allerdings nicht.

Meine Neugier war groß, Pressburg (wie es im deutschsprachigen Raum hieß) in aller Ruhe zu besichtigen. Der Zug krächzte müde als er im Bahnhof einlief. Viele Menschen liefen durcheinander. Die Sprache konnte ich nicht verstehen. Ohne Stadtplan, ohne Ziel machte ich mich auf den Weg ins Zentrum. Die Altstadt ist sehr vertraut mitteleuropäisch. Das Wirtschaftswunder hat noch nicht alles überwuchert, doch die großen Konzerne und Banken sind überall präsent. Die Donau übermächtig, denn zur normalen Breite kommt noch ein "Hochwasserbonus" hinzu.


Was tut man in einer unbekannten Stadt, bei heftiger werdendem Regen, ohne Schirm? Man flieht in eine Kneipe, trinkt ein Bier und tritt den Rückzug an. Durchnässt ließ ich mich im Zug nach Wien nieder, der keine Minute wartete, bis er sich in Bewegung setzte. Einmal Wien-Bratislava und zurück. Mehr war das nicht.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen