Sie läuten in die Leere hinein. Wahrscheinlich brauchen sie viel Energie. Die Leere füllt sich allmählich. Es ist Sonntagfrüh in Wien. Um den Stephansdom toben allerhand Kirchenglocken. Was wollen die? Die Fremden in den Straßen haben ihren Lärmpegel selbst noch nicht erreicht. Aber, sie arbeiten daran. Gestern gab es wieder viele Japaner in der Kärntnerstraße. Oder sind es Chinesen? Einigen wir uns auf Asiaten. Man hört auch viel Hochdeutsch und ganz schlechtes Englisch. Japaner? Chinesen? Ich habe die Russen vergessen. Es regnet wieder.
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Kärntnerstraße |
Cath schläft noch. Es muss 3 Uhr nachts sein, in Washington. Ich bin hellwach, in Wien. Was mache ich bloß? Frühstücken? Ohne Freude. Die Autoreifen tun, was sie können, um Leben in die Singerstraße zu bringen. Zischende Reifen. Gestern schien die Sonne. Ein wenig, als wollte sie es gut sein lassen, nach all den Tagen. In Innsbruck sind Überschwemmungen. Ach, eigentlich überall, auch in Deutschland. Ich will heute nichts tun. Warten, bis der Hunger kommt. Mich anziehen, erst, wenn unten jemand auf die Klingel drückt. Ein Tag zuhause? Auch Ratten verkriechen sich oft. In Washington herrschen 32°C. Was tut man damit? Vielleicht hat Cath Lust, sich im Hotel ein englisches Frühstück anzulachen, mit einem großen Braunen? Letzteres wäre dann eine Tasse Wiener Kaffee.
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Washington by night |
Jetzt weiß ich, was ich tun werde: ich gehe an mein Gerät und stelle, so laut es geht, die Prélude à l'après-midi d'un faune ein, dann La Mer, dann Claire de Lune. Wann kann ich meine Einsamkeit wieder ertragen? Vielleicht ziehe ich mich schick an und mische mich unter die knipsenden Japaner am Stephansplatz. Die Glocken haben ihr Lied beendet. Jetzt kommt Debussy. Frank Sinatra wäre mir heute zu oberflächlich. Vielleicht etwas später, am Nachmittag.
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