Montag, 24. Dezember 2012

Heiliger Blödsinn - frommes Gebrabbel

Immer an Weihnachten überkommt es mich: fasziniert höre ich die mutig, originell und besinnlich sein wollenden Sprüche von Berufenen zum Thema Weihnachten. Fest der Freude, der Besinnlichkeit, der Stille, des Gänsebratens, der Armut, der Liebe. Schneeschippen, eher selten. Alkohol in den meisten Fällen. Regenschirm beim Abholen der frischen Brötchen am Heiligabendmorgen. Das beherzte Schmücken des Baumes. Linda, wo hast du das Lametta wieder hingetan? Wir zuhause hatten früher immer richtige Kerzen. Es ist eine Schande, dass wir dieses Jahr das Gebäck kaufen mussten. Springerle habe ich keine gefunden. Lebkuchen gibt es nur noch in der Apotheke.

Die stille Vorfreude, das friedfertige Warten auf den Moment, das diskrete Bruzeln in der Küche. Die wohlige Dunkelheit, wo sind sie, diese weihnachtlichen Gefühle? Die schreiende Werbung hat früh damit begonnen, das alles in Grund und Boden zu labern. Wenn einer christlich kommen möchte, muss er einen verbalen Eiertanz vollführen, denn alles ist unauthentisch, abgegriffen, dämlich, pompös und ewig abgelutscht.

Ich würde sagen (aber mich fragt ja keiner), es ist wieder mal so weit. Lasst es uns hinter uns bringen. Nicht zu viel essen und trinken. Fast kein Fernsehen! Guckt, dass ihr nicht ständig streitet! Holt Oma Gerda für einige Tage zu euch und sagt ihr, dass ihr sie liebt. Wartet, bis alles wieder vorbei ist. Fest der Liebe, ja. Nichts gegen das liebe Jesulein, aber alles andere ist Kokolores.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Nein, sie bettelte nicht!

Es war in Marrakesch, vor vielen Jahren. Ich hatte mich im Dezember dort für eine Woche in einem schönen Hotel niedergelassen, um kreativ zu sein: ich schrieb Drehbücher für Dokumentarfilme. Als ich am Morgen das Hotel verließ und diagonal eine breite Prachtsraße überquerte, um an die Bushaltestelle zu gehen, spürte ich, dass mir jemand folgte. Die Geschichte ist ebenso einfach wie orientalisch: ein junger Mann stand dann neben mir und wartete mit mir auf den Bus. Er sagte, er hätte mich im Hotel gesehen, wo er in der Küche arbeite. Ein Bogen, den zu schlagen nur ein intelligentes Wesen fähig ist. Da er mit mir einstieg, unterbrach ich etwas später meine Busfahrt ruckartig, um ihn  los zu werden. Er folgte mir sofort und lud mich zu einem Kaffee ein. Die Geschichte mit dem Bruder, der einen Teppichladen hat, habe ich ihm dann nicht ganz abgenommen. Er zog die Notbremse: könntest du mir 50 Dirham leihen? Ich gebe sie dir im Hotel heute Abend zurück. Sein Französisch war ganz passabel. Ich schaute ihn streng an und sagte: "wir beide wissen doch, dass du nicht im Hotel arbeitest, und die 50 Dirham kann ich dir nicht geben". Er verabschiedete sich schnell und ließ mich den Kaffee bezahlen. Fair enough! Ein wenig stolz war ich schon, solcher Anmache widerstanden zu haben.

So, oder so ähnlich

Dezember 2012, kurz vor Weihnachten: ich bummle durch die Wiener Innenstadt, im 1. Bezirk, und suche die Blutgasse, denn da werden wir bald wohnen. Ich spüre, dass ich von Unbekannt anvisiert werde. Jemand hat sich vorgenommen, mit mir in Kontakt zu treten. "Ach, bitt'schön, entschuldigen's, darf ich Sie was fragen?" Die junge Frau sah hübsch aus und war gut gekleidet. Große dunkle Augen schauten mich eindringlich an. Ich wollte dem nicht widerstehen und schaute sie erwartend an. Dann kam ihre Geschichte: ich komme aus dem Kosovo, habe zwei Kinder, bin seit 5 Jahren in Österreich und habe keine Arbeit. Verstehen Sie? Ich bete jeden Tag zu Jesus, dass er mir hilft. Jetzt kann ich meine Miete nicht mehr bezahlen. Verstehen Sie? Ihre schönen Augen fixieren mich. Ihr Deutsch ist fast lupenrein. Können Sie mir helfen. Ich bettle nicht, aber, ich benötige Hilfe. Sie wollte 200 €.

Spendierhosen

Nun musste alles schnell gehen. Ich überlegte, was ich sagen sollte. Fest begegnete ich ihrem Blick. Ich schaue auf ihre Schuhe, den Mantel, die Mütze: sehr elegant. Ich lächle sie eiskalt an und sage: sie machen das viel zu gut. Es tut mir leid, aber, Sie überzeugen mich nicht. Ich kann Ihnen nicht helfen. Sofort drehte sie sich um und veschwand so unbemerkt wie sie gekommen war. Meine Gefühle mischten sich zwischen Scham und Stolz. Ich stellte mir vor, sie hätte es geschafft, mir 200 € aus dem Ärmel zu leiern. Dann wäre ich mir wie ein rasierter Pudel vorgekommen. Andererseits: was sind wir für Menschen, die wir kein Ohr mehr für die Nöte der anderen haben. Als ich um das Viertel gegangen war, versuchte ich, sie nochmals zu sehen. Sie war nicht mehr auffindbar. Habe ich eine Chance verpasst, etwas Gutes zu tun? Zumal, jetzt vor Weihnachten, wo man überall die Armut mit Händen fassen kann. Ich hoffe nur, dass ich das Richtige getan habe. Sicher bin ich mir nicht!

















Sonntag, 16. Dezember 2012

Das Ende der Welt

Es wird immer öfter darüber gesprochen, und, wenn man so will, ist es auch höchste Zeit, sich endlich darüber den Kopf zu zerbrechen: der Untergang der Welt steht bevor. Er ist für den 21. Dezember dieses Jahres vorgesehen. Wir sollten uns deshalb sputen, noch alles Nötige unter Dach und Fach zu bringen.  Eigentlich hätte der Untergang mit der Bombardierung Dresdens zusammenfallen können, denn, wäre der Dresdner Maya-Kalender völlig zerstört worden, würde heute kein Hahn mehr nach ihm krähen, und unser Untergang erschiene viel weniger gewiss. Da der Dresdner Maya-Kalender nach gewohnt deutscher Art nach dem 2. Weltkrieg peinlichst restauriert wurde - er hatte nur Wasserschäden davongetragen - müssen wir noch bis Ende Dezember zittern, ob die düsteren Voraussagen nicht doch noch eintreten.

Der sogenannte Dresdner Codex, eine vor-kolumbianische Maya-Schrift, aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, wahrscheinlich die Kopie einer 3 bis 4 hundert Jahre älteren Schrift, gilt als ältestes schriftliches Dokument Amerikas. Es liegt in der Sächsischen Staatsbibliothek in Dresden. Der damalige Direktor der Königlichen Bibliothek, Johann Christian Götze, hatte es 1739 in Wien von Privat erworben. Wie der Codex nach Wien gekommen ist, bleibt ein Rätsel. Der berühmte Forscher und Wissenschaftler Alexander von Humboldt hat dann 1810 einige Seiten des Skriptes veröffentlicht. Auch er wusste damals noch nichts Genaues über den Dresden-Codex. Erst 1853 hat ein Charles Étienne Brasseur de Bourbourg ihn als eine Maya-Schrift identifizieren können.

Am 21.12.12 nicht abnehmen!

Man weiß, dass die Berechnungen auf dem Zahlensystem "20" beruhen. Die Zahl Null wird in Form einer Muschel dargestellt, die Eins ist ein Punkt, und die Fünf ein Strich. Die etwaige Ankunft eines städtischen Linienbusses lässt sich damit wahrscheinlich nicht errechnen. Während die astronomischen Tabellen schon sehr genau sind, hapert es noch mit den 350 Zeichen des Codex, denn nur etwa 250 wurden bisher entziffert. Die Wissenschaft arbeitet also noch daran. Doch kommen wir zum Punkt: der Stichtag für den Untergang der Welt ist also der 21. Dezember. Nach einem 5125jährigen Zyklus im mittelamerikanischen Langzeitkalender, der am 21.12. zum Ende kommt, ist im wesentlichen folgendes zu erwarten: entweder der Untergang, ohne Wenn und Aber, oder einfach eine spirituelle Umgestaltung unserer Welt. Wir sollten letzteres nicht ganz ausschließen. Die Wissenschaft streitet noch, obwohl es höchste Zeit ist, eine Entscheidung zu treffen. Eine dritte Variante sieht die Kollision unserer schönen Erde mit dem Planeten "Nibiru" vor. Es wird also spannend.

Es lohnt sich nicht mehr!

Wer sich jedoch bei den Langzeithoroskopmachern umschaut, kommt zu einem ganz anderen Schluss: Sie scheinen die Zukunft, das heißt, die Zeit danach, schon fest im Griff zu haben. Also vertreiben wir uns diese bis zum 21. Dezember mit den Vorbereitungen für Weihnachten. Dresdner Stollen, statt Dresdner Maya-Codex. Seien wir wachsam, wenigstens bis alles vorüber ist. Und, fragen wir unseren Arzt oder Apotheker, ob er den Untergang der Welt ebenso einschätzt, wie wir. Und schon jetzt: ein gutes Neues 2013!





Sonntag, 9. Dezember 2012

Sag zum Abschied leise "Servus"

Es kommt Neues auf uns zu: der Schwarzwald, mit der Arbeitsstätte Straßburg, wird vorerst aufgegeben. Schluss mit dem Ullenburger Spätburgunder, der für die englische Verwandtschaft in Auftrag gegebenen Schwarzwälder Kirschtorte, die man im Britenreich voll Respekt "Blackforest Gateau" nennt, und Schluss mit dem Aprikosenbäumchen, dessen Früchte immer dann gereift auf den Boden fielen und von den Ameisen zerfressen wurden, wenn wir eine Woche woanders waren. Worauf wir uns jetzt einstellen müssen, ist, dass die Aprikose ihren Namen verliert. Sie taucht dann aber wieder als Marille auf und lässt sich schamlos als Marillenknödel oder Schnaps vermarkten. Ja, wir bereiten uns auf Wien vor, die Hauptstadt eines einst Riesenreiches, die viel Vergangenheit aufweist, über ungebrochenen Charm verfügt und eine Sprache spricht, die wir erlernen sollten: Wienerisch.
Schmankal???

Dafür gibt es den Dialektlilli, ein Miniwörterbuch von Langenscheidt, das wir von Udo geschenkt bekamen: Lilliput Wienerisch. Es hat 381 Seitelchen und ist kleiner als eine Streichholzschachtel. Ob das ausreichen wird? In ein paar Tagen werden wir in Wien sein und sehen, wozu unsere kleine Lilli gut ist. Wir suchen dort eine Wohnung und haben nur drei Tage Zeit. Ich hoffe, wir werden da nicht gleich einer Huatbluman auf den Leim gehen, weil wir zu sehr huadln. A Huatbluman is a Schbinatwachtl, beides heißt "hässliche Frau", und huadln sollte man bei der Wohnungssuche nicht. Wir lassen alles auf uns zu kommen. Aber: mia homs gnedich, will heißen: wir haben es eilig. Da wir jedoch auch schon genug Türkisch im Leben gelernt haben, um ein Essen zu bestellen, werden wir auch das meistern. Bir raki ve mezes, lütfen. Cok tesekkür ederim. Auf Akzente, kleine Häkchen und Betonungen kann man da gewöhnlich keine Rücksicht nehmen. Das wird auch in Wien so sein, bis wir unseren täglichen Blick auf den Steffl (Stephansdom) verinnerlicht haben und in einem Gemisch von Hochdeutsch, Bajuwarisch und Wienerdeutsch unsere Lieblingsspeisen bestellen können. Der Allmächtige wird in seiner großen Güte und bei seinen erstaunlichen Sprachkenntnissen (schließlich hat er das alles erfunden) milde auf uns herabblicken, wenn wir unsere ersten Fehler machen.

Mann ohne Eigenschaften?

Wieder einmal werden wir Ausländer sein, wenn nicht im eigenen, dann eben in einem anderen Land. Es war immer schon so und erinnert an unsere Gastrolle auf dieser Welt. Nichts gehört uns. Das meiste brauchen wir nicht. Für alles sollte man dankbar sein. Servus und Auf Wiedersehn.





Mittwoch, 5. Dezember 2012

Fernseh-Fernweh-Fernbe-dienung

Wenn ich mich recht erinnere, habe ich einmal beim Deutschen Fernsehen als freier Reporter gearbeitet. Damals gab es einen Fernsehchef, der sagte: "wie hoch, wie breit, wie tief, muss die Frage lauten, die ein Reporter sich ständig zu stellen hat".  Das ist die Grundinformation. Natürlich gehören dazu auch noch andere Aspekte. Eine Fernsehsendung, egal welcher Art, muss auch unterhaltend sein. Die Realität widerspiegeln, selbst, wenn es sich um Satire oder Science Fiction handelt. Hat das Fernsehen nach der Schwarz-Weiß-Phase also Farbe bekommen? Oder ist es heute farbloser? Eine Antwort darauf würde jeden Rahmen sprengen, denn weltweit sind hunderte von Programmen in jedem Land erreichbar. Die Satelliten machen das möglich.

Fern-Sehen kann so schön sein!

Als das anfing, freute man sich auf die bevorstehende Vielfalt: ganze Sportsendungen live, Wetterbericht für Spanien und die ganze Welt, Themenkanäle für Sport, Medizin, sogenannte History, Sex und Tiere, jedoch noch nicht für Sex mit Tieren. Das könnte noch kommen. Die Herausforderung bestand darin, intelligentes, attraktives und exotisches Fernsehen mit Niveau zu produzieren. Das Gebot, 24 Stunden am Tag zu senden, platzte dazwischen: Kein öffentlich-rechtlicher, schon gar nicht ein privater, Sender kann solche Forderungen befriedigen. Auch das isländische Fernsehen nicht, das bis vor Jahren in der Sommerpause Pause machte, weil es zu teuer war und weil die Menschen lieber die taghelle Sommerzeit genießen wollten.

Inzwischen können wir alles sehen. Das ist das Problem. Religiöse Sendungen: God loves you! Katholisch sein macht gut! Bibelkenntnisse erwünscht! Leider kommt das viel zu schwülstig daher. Der religiös Suchende bekommt Gänsehaut. Tittenkanäle: wer sich daran aufgeilen kann, ist ein armer Tropf. Soap-Süchtige werden voll bedient. Jedenfalls können sie an den fantasierten Erlebnissen anderer teilhaben. Die Privaten schicken Amateurjuristen auf die Matte. Nutzungsgrad: Null. Ansonsten Entertainment, Fun und Action.


Das sieht dann so aus (Beispiel): Pro 7 (das ich nie anschaue): 11.25, How I Met Your Mother. 11.50, How I Met Your Mother. 12.20, Malcolm, Comedyserie, 12.45, Malcolm. 13.15, Scrubs. 13.45, Scrubs. 14.10, Two and a Half Men, 14.40, Two and a Half Men. 15.05, The Big Bang Theory (2mal), How I Met Your Mother (noch 2mal), 17.00, taff (English?), 18.00, Newstime (in English?) 18.10 (2mal), Die Simpsons (der deutsche Titel fällt auf!), 20.15, Hauptprogramm (???) Grey's Anatomy. 20.15, New Girl. How I Met Your Mother, kommt noch 4mal bis der Tag, nach Mitternacht, zu Ende ist. Ähnliche Kanäle, wie Super RTL, oder Kabel 1, lasse ich unbeachtet. Jede Programmzeitschrift gibt darüber Auskunft.

 Zwei Fragen stellen sich: wie sieht es in den Gehirnen dieser Fernsehmacher aus? Wie sieht es in den Gehirnen der entsprechenden Zuschauer aus? Ein spezieller Satiregipfel darüber wäre mehr als notwendig. Oder, haben auch Satiremacher schon die Schere im Kopf? Weil man auch bei diesen Debilkanälen gutes Geld verdient? Hat der Werbezirkus uns dahin gebracht? Jedenfalls haben wir den Kanal voll! Fernbedienung, ja, zum Abschalten.





Dienstag, 4. Dezember 2012

War alles recht?

fragte sie mich an der Kasse des Supermarktes, nachdem ich meine Sachen eingepackt hatte. Ich kann dann der Absurdität dieser Frage nicht ausweichen und antworte: "Das weiß ich doch erst, wenn ich alles gegessen habe und vielleicht noch am Leben bin". Sie lachte diesmal herzhaft, denn sie hatte meine Bemerkung verstanden. "Einen schönen Tag, wünsche ich Ihnen", warf sie mir noch hinterher. Dann war ich wieder weg. Ist es herzliche Freundlichkeit oder andressiertes Kundenbelabere? Ich weiß es nicht, reagiere jedoch wie ein beleidigtes Huhn. Plastikkonversation ohne Folgen.


In England hat das obligatorische "Merry Christmas" begonnen, das einem oft 10mal am Tag über den Weg läuft. Ich, jedoch, will keine fröhliche Weihnacht, sondern meine Ruhe haben. Ein paar Lieder hören, die man mir aber nicht ins Ohr grölen muss. Wenn Tante Emma (einige kennen sie noch) in ihrer geschäftlich-freundlichen Art "Schönen Tach noch" sagte, war es ein echter Gruß. Im Supermarkt höre ich das nicht heraus. Das schon vor Jahrzehnten eingeführte automatische "Come again" in den USA, das mir wie ein Befehl vorkommt, hat da wohl Pate gestanden. Wehe, du wagst es, einen anderen Laden zu betreten! Man gewöhnt sich an alles, doch ist meine Reaktion nicht die des hochgeehrten Kunden, sondern die des begossenen Pudels.

Warum nicht einfach: Danke (für das Geld und das geduldige Schlangestehen) und Auf Wiedersehen? Wir bekämen dann wieder mehr Vertrauen in die Ehrlichkeit des Angebotes. Frischetheke und so, Gourmetschinken, hausgemachte Zimtsterne, Sauerbraten nach Omas Rezept. Schließlich sehnen wir uns alle nach Glück, aber, bitte nicht, nach einer mit Zusatzstoffen geschönten Überdosis.

Montag, 3. Dezember 2012

Zuhause ist, wenn man wieder baden kann


Das ist jetzt vorbei!

Die Zeit schien nicht zu vergehen. Die Arbeiten zogen sich hin. Der erste Schnee ist gefallen, Bad und Schlafzimmer sind wieder benutzbar. Seit 4 Monaten leben wir im Provisorium, zwar im eigenen Haus, doch unter beengten Verhältnissen. Täglich kamen sie, die Installateure, Maler, Fliesenleger und Elektriker, um das Begonnene endlich zu vollenden. Jetzt fehlen nur noch wenige Teile. Wir haben das  neue Bad, verglichen mit der alten Nasszelle jetzt ein holywoodscher Glitzerpalast, liebevoll eingeweiht. Ja, man kann zu zweit in der Wanne sitzen, ohne sich die Knochen zu verbiegen. Das Schlafzimmer: wie konnten wir 4 Monate lang darauf verzichten? Es ist (fast) vollbracht.

Hier kann wieder geschlafen werden

Es hat wenig Sinn, aus dem Vergangenen Lehren zu ziehen. Die Handwerker verdienen alle die Note "gut". Von Schlamperei war nicht die Rede. Doch hätte alles einige Monate früher beginnen sollen, damit man mit dem Dachgaubenausbau (was für ein schönes Wort!) nicht in den ersten herbstlichen Dauerregen hineinplatzen musste. Die Türen standen allzu oft weit offen, als die Temperaturen schon in den Keller gingen. Meinerseits wurde heftig geschlottert. Am Abend, nach Arbeitsschluss, kam die mühsame Erholung von den Hammerschlägen, Kreissägen und sonstigem Gepoltere. Nur langsam, viel zu langsam, wurde das Haus wieder warm. "Per aspera ad astra" murmelte der Lateiner, wenn er's geschafft hatte.

Jetzt geht es nur noch darum, den richtigen Augenblick zu finden, um eine Flasche Sekt mit zwei Gläsern am "Beckenrand" aufzubauen, sich genüsslich ins heiße Wasser zu lassen und alles Warten und Frösteln offiziell im Badeschaum zu ersticken. Prost, Weihnachten! 

Sonntag, 2. Dezember 2012

Mein Bauch? - Schnee von gestern

Eigentlich wollte ich aus dem Fenster schauen, als ich heute Morgen aufwachte, doch Cath war schneller. "Schnee", rief sie aufgeregt, und schon flitzte ich ans Fenster: alles war weiß überzuckert. Meine Unterzuckerung rührt jedoch von etwas anderem her. Seit Monaten schaffe ich es nicht, mein Gewicht unter Kontrolle zu bringen. Frühstück: drei Scheiben Brot, dick mit Butter bestrichen. Obendrauf: eine meiner Lieblingsmarmeladen, Himmbeer, Brombeer, Pfirsisch (alles selbst gemacht) und eine volle Ladung Tannenhonig vom Besten.


Mittags wird geschludert: alles, was sich im Kühlschrank befindet, ist gut genug, auf den Teller gehoben zu werden. Sehr schnell stellt sich dann ein schöner Heißhunger ein, für den ich ein großes Stück Kuchen parat habe, oder, gerade jetzt, etwas Weihnachtskonfekt von der Aldi- Lidl- Norma-Penny-Edeka-Rewe-Maschinerie: süß aber geschmacklos. Am Abend, wenn die längst geheiratete Lebensabschnittspartnerin nach Hause kommt, wird richtig gegessen. Dazu, nach Möglichkeit, zunächst ein Gin&Tonic zum Entspannen, dann der gute Rotwein aus dem Dorf.


Leider hatte ich mir angewöhnt, jeden Morgen nach dem Aufstehen auf die elektronische Waage zu stehen, nackt und unschuldig. Das triumphale Gefühl, ein paar Gramm weniger zu wiegen, als am Vortag, ist irgendwann im letzten Sommer gewichen. Mein Gewicht stieg stetig an. Eine gewisse Rundlichkeit machte meinen Bauch zu einer Altherrenkugel, die mir das Treppensteigen erschwert. Also musste eine Lösung her. Ich suchte eine Abmagerungsspezialistin auf, die in Frankreich ihr holdes Unwesen treibt. Mutig wie ich bin (bzw. sein möchte), habe ich bisher alle ihre Instruktionen sklavisch eingehalten. Morgens nur Schwarzbrot und 10 Gramm Butter. Dazu etwas Käse. Nichts Süßes. Kaffee oder Tee in unlimitierter Auflage. Regelmäßig Mittagessen: Ein Stück Fleisch, Massen an Gemüse. Nichts Süßes. Eine dritte Mahlzeit gegen 16 Uhr: Ein widerlich schmeckender Schokoladeriegel und, vielleicht ein Apfel. Das wäre dann die Hauptzufuhr an Zucker. Am Abend: Fisch oder Hühnerfleisch (wovor mir meist ekelt), dazu: Gemüse. Als Ärztin verschrieb sie mir auch Multivitaminhaltiges Zeug, dazu Potassium, sowie die besagten Schokoriegel, die ich in der Apotheke abholen musste. Über allem jedoch schwebt das absolute Alkoholverbot. Ich hätte nie gedacht, dass ich das durchhalten würde. Jetzt kann ich stolz verkünden, dass ich in einer Woche 4 Kilo abgenommen habe. Weitere 4 Kilo sollen folgen.


Ein herrliches Ergebnis für einen energiegeladenen Greis mit Übergewicht, der auch künftighin versuchen wird, ab- statt zuzunehmen. Aber, was mache ich mit dem Jojoeffekt, der sicherlich mit dem Gänsebraten an Weihnachten wieder einsetzen wird?