Dienstag, 13. März 2012

Indien und der Pyjama

Als ich vor zwei Wochen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, hieß es, "haben sie einen Pyjama"? Ich bejahte und freute mich irgendwie darauf, obwohl es nie dazu kam, denn man verpasste mir zunächst einen jener nicht gerade erotischen Umhänge, die man hinten mit einem Bändchen schließen kann, wenn man das schließen kann, und das war gut so. Dabei blieb es, bis ich das Krankenhaus wieder verließ. Dabei musste ich feststellen, dass mein Pyjama seine bläuliche Shorthose verloren hatte, die farblich so gut zum Oberteil passte. Sie tauchte nie wieder auf, was mich immer noch nicht stört, denn ich gehöre seit meinem 10. Lebensjahr zu jenen überzeugten Nacktschläfern, denen man auch nicht mit winterlichen Schlafzimmertemperaturen drohen kann.

                                     Das Hemdchen ist hinten nicht geschlossen


"Meine Mamma war aus Jokohama,
und aus Paris war der Papa.
Meine Mamma ging nur im Pyjama,
Weil Papa das gerne sah".

Wunderschöne Operette, die den Schlafanzug verherrlicht, während bei uns zuhause nur Papa einen solchen trug. Meine Mutter ging nur im Nachtpölter, banal, auf Süddeutsch: Nachthemd. Als Kind nimmt man so etwas als gottgegeben hin, bis man sich outet: mich störte schon früh, dass sich meine Pyjamahosen beim Schlafen immer nach oben strampelten und ich mir schrecklich eingewickelt vorkam. Beim Nachthemd war es nicht anders. Auch das verhedderte sich regelmäßig. Und jetzt weiß ich es: das Wort Pyjama heißt eigentlich Hose und kommt aus Indien.
                                               Die Übergänge sind fließend

Wer die neuesten Trends in der Pyjamaindustrie verfolgen möchte, hat dazu Gelegenheit, denn die internationale Mode kapriziert sich gerade wieder auf Schlafkleidung. Da gibt es Pyjama, Joop! Bodywear, Tanktop Buffalo, Langarmshirt Petite Fleur, Schlafanzug Ascafa und ganz einfache Bettjäckchen. Ja, die Schlafindustrie ist nach wie vor umtriebig. In manchen Ländern kann man sich sogar vorstellen, mit der normalen Nachtkleidung am hellen Tag auf die Straße zu gehen. Ungestraft, natürlich.

Wissen wir eigentlich, wie viele Wörter aus Indien tief in unsere Sprache eingedrungen sind? Oft über das Englische, wie etwa: Veranda, Sandale, Bungalow, Shampoo, Turban oder Yoga. Und, wie steht es mit Kaste? Ayurveda? (altindische Medizin), Baksheesh? (Spende, Trinkgeld, Bestechungsgeld), Burka? (den orthodoxe Mosleminnen tragen, Fakir? (moslemischer Bettelasket), oder Dhoti bzw. Lunghi (bunte Version), ein überaus attraktiver weißer oder farbiger Wickelrock für Männer, der an der Hüfte zusammengebunden wird und auf Frauen aus westlichen Ländern aufreizend sexy wirken soll. Auch das ist Indien. Lernen wir also dazu.









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