Ich weiß immer noch nicht genau, was geschehen ist. Vor knapp zwei Jahren haben Cath und ich einen Skiurlaub in Oberammergau absolviert, der einfach schön war. Bayern ist und bleibt interessant und exotisch. Die Knochen blieben heil (nicht Hitler!), und es gab so vieles dort zu entdecken, dass ich ein längeres Blog dazu verfasste, das unter wolfgangundsoweiter ins Netz kam. Die alle 10 Jahre durchgeführten Oberammergauer Passionsspiele haben wir nur im Stadium der Vorbereitung mitbekommen, denn sie waren noch nicht eröffnet. Der Titel des Blogs lautete: "Heit kimmt dr Hansl hoam (Oberammergau, wir kommen)", weil mir das alte Schnaderhüpferl eingefallen war, wo es dann heißt: ob er aber über Oberammergau, oder aber über Unterammergau, oder ob er aber überhaupt net kimmt, das isch net gwias. Oder so.
Ich hatte 2010 angefangen, zu allen möglichen Themen zu bloggen. Insgesamt wohl über 100 Blogs gemacht und mit Spannung fast jeden Tag nachgeschaut, wie viele Seitenaufrufe weltweit es gegeben hat. Da Deutsch meine Mutter- und Lieblingssprache ist, habe ich bisher nur in dieser Sprache gebloggt. Deshalb sind Seitenaufrufe mehrheitlich in Deutschland zu verzeichnen. Inzwischen streiten sich die Russische Föderation, die USA, Frankreich und Großbritannien, allerdings weit abgeschlagen, um die nächsten Plätze, bevor Österreich, die Schweiz, Italien, Dänemark und noch weitere Länder in der Statistik auftauchen.
Dann fiel mir auf, dass bei den täglichen Aufrufen meist "Heit kimmt..." vertreten war. Bis zu 10 mal die Woche. Erklärungen hatte ich keine. War ich in die Suchmaschinerie der Passionsspiele geraten? Ist Oberammergau ein solcher Anziehungspunkt für internetgeile Touristen? Waren es etwa unsere unbeholfenen Skieexerzitien, gepaart mit meiner humorigen Schreibweise? Ich konnte nur spekulieren, bis ich auf eine Idee kam: ich erforschte unter "Heit kimmt" die Zugriffsquellen und stieß auf Erstaunliches. www.google.com/search öffnete interessante Seiten, bereits, als ich "heit kimmt" eingegeben hatte. Suchergebnisse 1,6 Millionen in 51 Sekunden. Davon muss ich berichten.
Erste Nennung: "Heit kimmt ebbes Neies". Seit über 25 Jahren hält eine Gaby Geier in Groß-Zimmern Mundartreden (die "Kerbredd") zum örtlichen Geschehen innerhalb eines Jahres. Stolz wird diese Mundart, die ich dem Pfälzischen zuordne, Zimmnerisch genannt. Sollte es für diese Rede von Frau Geier einen solchen Zuspruch geben? Ich gönne es ihr von Herzen, doch, was hat mein Blog damit zu tun?
Zweite Nennung, gleich danach: "heit kimmt usw." von wolfgangundsoweiter. Das könnte für mein Geblogge sprechen, wenn ich nicht, als vierte Nennung folgendes entdeckt hätte: "Heit kimmt der Führer ned". Hier geht es um etwas ganz anderes: am 5. März 2005 (!) schrieb Jost Auf der Maur in der NZZ einen kritischen Artikel über die Restmentalität einiger Überlebenden der Naziepoche im Berchtesgadener Land. Genau: am Obersalzberg, wo Adolf Hitler zu entspannen pflegte. Anlass war die Eröffnung eines neuen Luxushotels, das neugierige und nostalgische Führertouristen anlocken sollte. Ob dies so ist, wage ich nicht zu bezweifeln. Dass dabei der Autor der Neuen Zürcher Zeitung der dortigen Mentalität gründlich unter den Rock geschaut hat, könnte peinlich sein, aber auch braune Nostalgiker in großer Zahl anlocken, die sich dann gelegentlich auch zu wolfgangundsoweiter hin verirren. Ist das nicht irre? Was soll ich annehmen? Warten, bis vielleicht weitere Nennungen mit "Heit kimmt" im Internet herumgeistern? Ich könnte natürlich mein Blog umbenennen. Aber, vielleicht führe ich bald die Heitkimmtliste an? Wer weiß? Doch geschrieben ist geschrieben. Basta.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen