Auguren haben es wieder gefunden, das Unwort des Jahres, diesmal von 2011: Dönermorde.
Die Wahl hätte auch auf andere Unwörter fallen können. Mir fallen solche massenhaft ein. Es kommt nur darauf an, wo man gerade hinblickt. Rettungsschirm, Wahlbetrug, Managerbonus, Plagiatsheini, Doktorhütchen, Herabstufung, Trippel A, BungaBunga, Griechenland, Brustkosmetik. Fast alle, auch die nicht gesagten, lassen den erhobenen Zeigefinger erkennen.
Bei Dönermord enthüllt sich die schnelle Etikettierung, die immer daneben geht. Es waren keine Anschläge auf Dönerbuden, sondern auf Lebewesen, die von Deutschen so gehasst wurden, dass sie mit dem Leben bezahlen mussten. Dass ein "Ausländer" ein etwas weniger wertvolles Leben besitzt, bleibt natürlich unausgesprochen. Dönermord ist also jene Tätigkeit, die diese "Ausländer" unter sich ausmachen. Deshalb schaut man nicht so genau hin.
Wo leben wir eigentlich? Einerseits behaupten wir, diese Gesellschaft sei unsere angestammte Welt, an die man sich, bitteschön, anzupassen habe, andererseits wollen wir nicht wahrhaben, dass im Namen unserer Welt Dinge geschehen, ja, richtige Verbrechen , vor denen wir allzu gerne die Augen verschließen. Wir messen mit zwei verschiedenen Maßen. Das ist hinterhältig und erinnert an das billigende Wegschauen, als unliebsame Mitmenschen einfach deportiert wurden. Am Anfang hätte man damals noch aufstehen können und den Mut zeigen, der dies verhindert hätte. Stattdessen sind Millionen "anständiger" Menschen zu Mittätern geworden. Das Wort zum Sonntag hilft da auch nicht weiter. Das Unwort des Jahres heißt wieder einmal: FEIGHEIT.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen