Freitag, 11. November 2011
Deutschlandradio - Danke, dass es dich gibt!
Als ich vor vielen Jahren nach Luxemburg eingeladen war, einen Vortrag über das neue Satellitenfernsehen zu halten, sagte ich viele kluge Worte, die auch heute noch Geltung haben. Ein großer Fehler unterlief mir damals allerdings. Oder nicht? Ich kaprizierte mich auf die Furcht, dass Radiomachen fürderhin hoffnungslos würde, wegen der Unzahl aufkommender Fernsehprogramme. Der Abstieg des Rundfunks. Kann ja sein, dass wir heute zu viele Schnatterradios haben, zu viele akustische Bildzeitungen und Radarmelder. Aber, wir gehen immer noch aufs Klo. Wir fahren immer noch Auto und wir sitzen an Orten fest, wo es außer Rundfunk im Ohr nicht anderes gibt. Um das Fernsehen mache ich mir keine Sorgen, denn die visuelle Bildzeitung gibt es schon lange, die endlosen Soaps als sentimentale Bilderfolgen, haben sich gut durchgesetzt und ihr festes Publikum. Die nach Gutem Suchenden haben auch ihre Chancen: TV macht es möglich, alte, gute Produktionen zu sehen. Die Aktualität ist ein internationaler Tsunami, der angeschwappt kommt. Blinde Hühner finden bekanntlich auch mal ein Korn. Usw. Usw. Radio hingegen zerfällt in zwei Teile: Krach, Geleier und Werbung, oder, zweitens: das, was man mit Deutschlandradio bezeichnen kann. Gutes, interessantes Dauerprogramm. Dafür möchte ich dem Sender einmal danken, der meine Wartezeiten auf der Toilette (das ist nichts Anrüchiges!) und auch sonst jederzeit meine Neugier befriedigt.
Beispiel: heute, am 11.11.2011, nach 11 Uhr 11, immer noch kein Hinweis im Deutschlandradio
auf die offiziell beginnende Karnevalsaison. Danke DLR. Dafür lange Diskussion über ausgestorbene Berufe. Der Kaffeeriecher, ein vom preußischen Staat eingesetzter Kriegsveteran, der erschnüffeln sollte, wer Kaffee unbesteuert eingeschmuggelt hatte. Kein Wunder, dass dieser "Beruf" nach 8 Jahren wieder abgeschafft wurde. Die Kaffeetanten des Reiches machten ihm den Garaus. Oder: Abtrittanbieter, die mit dem Eimer herumgingen um Menschen in Not das mobile Klo anzubieten. Gegen Entgelt, versteht sich. Oder: Fischbeinreißer, ein relativ kurzlebiger Beruf, den Frauen brauchten, wenn sie ein Korsett tragen wollten, um die Männerwelt über ihre wirklichen Speckmassen zu täuschen. Oder: Urinwäscher. Aber lassen wir das. Jedenfalls ein hochinteressantes Programm eines Senders, der nicht skurril sein möchte, sondern unterhaltsam, informativ und edukativ. Danke, liebes Deutschlandradio!
Meine Frau ist aus Yorkshire: ihr Lieblingsradio ist Radio Four. Wer kann es ihr verdenken? Auch ich höre da oft hinein. Dafür geht sie im Auto auch gerne auf SWR 2 oder 3. Soll sie! Gelegentlich aber toleriert sie auch meine Schwäche. Denn ich habe meine Dauerliebe entdeckt: Deutschlandradio, zusammen mit derjenigen, die regelmäßig Radio Four hört.
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