Donnerstag, 10. November 2011

Aussitzen statt Einsitzen - eine Männerdomäne



Wahrscheinlich beginnt es so: man kommt auf die Welt, kapiert sofort, wie man sich durchsetzen muss, und wird Diktator. Oder, man lässt sich wählen und verhindert, dass man bei allgemeiner Unzufriedenheit wieder abgewählt wird. Bei sogenannten Demokratien kann sich dieser Zersetzungsprozess ebenfalls lange hinziehen.
Der kleine Jesus (wir sind im spanischen Baskenland, wo Jesus wie Chesús ausgesprochen wird), gerade mal vier Jahre alt, hatte an mir einen Narren gefressen, denn ich wohnte einige Wochen bei seinen Eltern an der baskischen Küste. Er folgte mir auf Schritt und Tritt. Ein süßes Kind mit großen Kulleraugen, mit dem ich gerne herumhampelte. Als ich eines Nachmittags mit dem Auto wegfahren wollte, machte er Anstalten, mit mir zu fahren. Das ging jedoch nicht. Er spielte im Hof mit anderen Kindern, und seine Mutter befand sich irgendwo im 2. oder 3. Stock. "Chesús, du musst dableiben aber ich komme bald zurück", sagte ich so sanft wie es ging. Doch Jesus bekam einen Schreikrampf und warf sich vor mir auf den Boden. Sein Gesicht lief dunkel an. Sofort öffneten sich alle Fenster. Ich wurde für Augenblicke wie ein Verbrecher angestarrt, bis die Mutter kam und den Kleinen beruhigte. Sie kannte ihn und hatte die nötige Autorität, um Jesus wieder ins Lot zu bringen. Lässt man einem Kind so etwas durchgehen (bitte, nicht prügeln!), entsteht vielleicht später ein Despot. Wir wissen es nicht.

Erstaunlich jedoch, dass Herrscher oft Wutanfälle bekommen und ihre Untertanen dafür bestrafen. Adolf Hitler hat in den Teppich gebissen. Mubarak ging mit den Kopten in 30 Jahren Herrschaft nicht zimperlich um, und Al-Gaddafi war, unter seinen verschiedenen Verkleidungen, ein pompöses Schwein. Al-Assad, der Führer Syriens, lässt Proteste durch Schießereien ersticken. Menschenleben spielen keine Rolle. Jetzt kommt auch Mahmud Ahmadinedschad, der unrasierte Despot des Iran, wieder in die Gänge und versucht, die Menschheit zu terrorisieren. Die Liste der Machtmissbraucher ist viel länger, und man fragt sich, ob ganz gewöhnliche Demokraten sich nicht auch wie Stehaufmännchen benehmen. Der eine verbirgt sich hinter seiner Immunität, der andere reitet ebenfalls sein Land in immer tiefere Defizite, und beiden fällt es nicht ein, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen. Überall muss das Fließen von Blut befürchtet werden, auch wenn die Medien (noch) frei berichten dürfen. Gibt es keine internationalen Standards für die Abberufung von gewählten Stümpern, die ihren Bürgern Milliardenschulden bescheren und dann noch auf einen würdigen Abgang warten, als hätten sie ein Recht darauf? Sollten die nicht alle schon längst einsitzen?

Ein Glück, dass die missglückten deutschen Demokraten in ihrer Volksrepublik den Ruf "Wir sind das Volk" richtig gedeutet haben und das Tor zur Welt dann doch noch aufging, ohne die üblichen Massaker. Friedliche Revolutionen kosten allerdings auch Geld und Leben, aber sie können erlernt werden. Komisch, dass Potentaten, Machtmenschen, Herrschertypen, Großkotze mit wenigen Ausnahmen Männer sind. Das gibt zu denken. Ihr Frauen! Ihr müsst uns Männer besser erziehen! Zum Frieden und zum Dienst am Volk.

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