Samstag, 4. August 2018

Das WETTER

Das schönste aller Wetter ist das, worüber man nicht reden muss. Es darf auch ein unerwarteter sanfter Schneefall sein. Viele jedoch zerreißen sich täglich die Mäuler darüber, warum dieses Scheißwetter nicht endlich besser wird. Eine Warnung vorweg: Wetter wird nicht besser oder schechter, es bleibt was es ist: das Wetter. Sollte es wirklich gut genug sein, wird dann vorsichtig hinausgegangen.


Bei einem gewissen Alter, wenn die meisten Stürme des Lebens unverrichteter Dinge vorbeigezogen sind, wird das Wetter zu einem mitfühlenden Freund, der gelegentlich auch mit freundlichem Nieselregen darauf aufmerksam macht, dass man den Schirm zuhause hat liegen lassen. Dann muss Mama den nassen Kopf von Opa mit einem Handtuch abtupfen, während Frauen auch bei Regen und Schnee meist eine modische Kopfbedeckung tragen. Die bekommt man jeden Frühling neu von der Hutmacherin, eine Berufsvariante, die nicht ausstirbt, auf den Kopf.

Männer hingegen teilen sich in zwei Blöcke auf: die Hutverachter und die Träger(die meisten bestehen aus Filzdeckeln habe ich mir sagen lassen). Die Hüte natürlich, als echt männlicher Kopfputz. Rübezahl ist einer der berüchtigteren Hutträger, und der Papst belässt es meist (eigentlich immer) bei einem putzigen weißen Kepi, das nicht einmal bei Stürmen vom päpstlichen Kopfe gefegt wird, was aber auch andere Gründe haben kann. Bei gläubigen Juden darf auch mal eine Haarspange benutzt werden, sofern es sich nicht um einen orthodoxen Kahlkopf handelt.


Als ich von meiner zweimonatigen Mitbruderschaft in einer nichtschlagenden Studentenverbindung in Heidelberg die Schnauze voll hatte, wurde ich mit Nachdruck (Strafe muss sein) aufgefordert, mein zugegebenermaßen hübsches Verbindungsmützchen wieder abzugeben, obwohl ich es wahrscheinlich bezahlt hatte. Das Liedchen, das wir damals mit Imbrunst und keineswegs nüchtern gesungen haben (manche hatten auch das Gröhlen ganz gut drauf) hieß: Liebchen weißt warum die Brust mir schmückt ein weißblauweißes Band? Weißblauweiß, der wahren Liebe einzig wahres Unterpfand. 


Blauweißblau 
Verbindungsdeutsch klang immer schon etwas hohl. Vor allem die frisch vom mütterlichen Haus entlassenen Jünglinge haben dies unter dem Einfluss eines ungewohnten Gläschen Weins, fröhlich nachgeplappert. Einmal durfte ich erleben - so etwas ist absolut unbezahlbar - wie eine besorgte Mutter in eine Vorlesung kam und unter dem Gelächter der Komilitonen, sich ihren Sohnemann griff und aus dem Hörsaal schleppte. Mit allergrößter Sicherheit ist aus diesem Hoffnungsträger noch etwas ganz Ordentliches geworden. Mit anderen Worten: es hängt nicht immer alles am Wetter. Und Wetterfahnen haben ihre eigne Art zu hängen.








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