Donnerstag, 3. Mai 2018

Symphonie in Kirschgrütze.

Mit den Symphonien ist es so eine Sache. Wer einmal Blut geleckt, dessen ganzes Leben kann eine Symphonie sein. Die mit dem Paukenschlag, die Nummer 94 in G-Dur, von Joseph Haydn, ein wahres musikalisches Meisterwerk, man wartet einfach darauf, bis es kracht. Nur diesen Dirigenten, dessen Namen ich nicht nenne, kann ich nicht sehen, ohne in schallendes Gelächter auszubrechen: er hat eine ungewöhnliche Himmelfahrtsnase, und sein Mund erinnert an ein Tier, das gerade zuschnappt. Eine Art musikalicher Trump. Armer Chef d'Orchestre.


Eine farbliche Symphonie gelingt immer, wenn man einen schmackhaften Joghurt mit einer Ladung frischer Kirschgrütze mischt. Es schmeckt auch herrlich, wenn man gerade mal Lust auf etwas Süßes hat. Das Ineinandergehen von Weiß (der Joghurt) und Rot (die Grütze) ist kreativ und aufregend. Natürlich kann man der Meinung sein, dass Joghurt mit Kirschgrütze alles nur nicht aufregend ist. Was machen wir dann mit der frischen Entenleber auf gedämpftem Apfel? Wer Geschmacksnerven besitzt, weiß auch den Joghurt mit Grütze zu schätzen.


Man versteigt sich also nicht zu sehr, wenn man die obige Speise berückend findet. Jeder hat so seine Vorlieben, und die herannahende Kirschenzeit macht aus dem normalen Esser einen Träumer. Schon seit einigen Tagen ist unser Kirschbaum verblüht. Das lustgetriebene Warten auf das Heranreifen der Kirsche ist jetzt angesagt. Wenn die herrlichen Klunkerkirschen dann reif sind, werden sie einfach gegessen. Zu etwas anderem eignen sie sich nicht. Kirschplotzer wäre ein Fehlgriff. Kirschmarmelade wird aus Sauerkirschen gemacht. Kirschnachtisch mit Eiskrem? Nein.


Doch mit unseren Kirschen am Baum ist gut Kirschen essen. Das Schöne daran: man pflückt eine ganze Schüssel vor und stellt diese vor sich hin. Dann kann man sich richtig sattfressen. Das Traurige daran ist, dass die Kirschenzeit so schnell wieder vorbei ist. Warum glaube ich nicht, dass Donald Trump ein richtiger Kirschliebhaber ist? Das passt irgendwie nicht zu ihm. Genauso wie er völlig ungeeignet scheint, eine Symphonie zu dirigieren. Dann auch noch die mit dem Paukenschlag? Nie und nimmer.

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