Samstag, 28. April 2018

Museum für Phallusse.

Es könnte sich weltweit herumgesprochen haben, dass Island über das (immer noch) einzige Museum  für menschliche und vor allem tierische männliche Geschlechtsteile verfügt. Ein Besuch meinerseits, in Reykjavik, vor vielen Jahren, hatte mich total verblüfft. Die meisten Penisse stammten von Walen, den Meeressäugern, von denen es um die nordische Insel mehr Exemplare geben mag als  menschliche Wesen.

Reykjavik: Nicht vom Wal 
Was mir damals aufgefallen war, muss die dezidierte weibliche Neugier gewesen sein, die das zarte Geschlecht in hellen Scharen in dieses bescheidene Museum trieb. Doch ein Penismuseum muss eine bestimmte Anziehungskraft haben, sonst würden sich nicht so viele Weltenbummler die Mühe machen. Mich interessierten vor allem die drei in mageren Briefen versprochenen und ausgehängten Ankündigungen von Männern, sozusagen testamentarisch ihre Penisse dem Museum zu schenken. Selbstverständlich erst, nachdem der Träger erfolgreich über die Wupper gesprungen ist. Für solche, denen der Sprung über die Wupper nicht vertaut ist, der Hinweis, dass dieser Sprung auch über den Jordan gemacht werden kann. Ob sich das Museum darauf freute, ist nicht bekannt. Ob die Spenden inzwischen - auf welchem Weg und in welchem Zustand - eingetroffen sind, kann nur das Museum bezeugen.


Ich persönlich fand die spitz zulaufenden Dinger von Walen recht unattraktiv. Auch die interessierten Frauen schauten sich das eher etwas blasiert an. Fortpflanzung mag ja ganz schön sein, doch die Insignien der Walfische scheinen wohl nicht die Neugier vieler Menschen anzulocken. Zumal im natürlichen Leben eine Paarung von Walen vielmehr zu den selteneren Sehenswürdigkeiten gehören dürfte. Die menschliche Neugier ist da wohl etwas anspruchsvoller. Kein Wunder, dass im prüden Amerika, trotz der Lockerungsbemühungen durch Präsident Trump, ein Museum für Penisse einfach undenkbar wäre. Damit müssen die Amerikaner leben.

Trumpturm in New York, Museum für Phallen? 
Wie so vieles, müssen wir aus dem alten Europa seltene Traditionen für uns behalten und diese pflegen, auch wenn der Ort eine abgelegene Insel wie Island ist. Dafür werden in den USA die Verstorbenen gerne wie Modestars geschminkt und hergerichtet, damit sie beim Eintritt in die ewigen Jagdgründe noch was hermachen. Die Illusion des blühenden Lebens ist vielen lieb und teuer. Das Geschlechtliche wird dabei so gut wie übersehen. Vorbei ist vorbei.


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