Donnerstag, 29. März 2018

Haworth, was hab' ich damit zu tun?

Haworth ist alles andere als aufregend. Nun, was ein Donald Trump sagen mag, ist ebenfalls alles andere als aufregend. Zwei Jahre habe ich dort gelebt. Bis Ende 2017. Mit Cath, deren Mutter wir vor kurzem in Yorkshire beerdigt haben. Geografisch gesehen, liegt das alles im Norden Englands wo Adler und Springmaus sich Gutenacht sagen. Haworth ist ein mittelalterliches Etwas, das gerne alte Zeiten heraufbeschwört, zB. das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg. Leeds ist nicht weit davon, und Glasgow könnte auch noch als Nachbarstadt empfunden werden.

Jeden Donnerstag 
Dass Haworth, von dem die meisten Kontinentaleuropäer so gut wie nichts gehört haben, ein Ort höchster literarischer Präsenz ist, liegt auf der Hand. Man spricht sogar von Bronte Country, wobei auf dem 'e' von Bronte ein Trema ruht, das schwer erklärlich ist. Ja, es geht um die Bronte-Schwestern, Emily, Anne und Charlotte. Eine davon hat 'Jane Eyre' geschrieben, an die ich mich nicht so recht erinnern will. Charlotte schrieb den 'Professor'. Der ist mir im Gedächtnis geblieben. Heute eher unsensationell, doch nicht langweilig. Und Anne, weißgott was sie geschrieben hat. Drei schriftstellerische Schwestern, und auch noch talentiert, das muss man erst mal verdauen.


Auf ihrem eindrucksvollen Erinnerungsstein am Haworther Friedhof steht: "The Sting of death is the Sin. And the Strength of Sin is the Law, but Thanks be to God, which giveth us the victory through our Lord Jesus Christ...(Der Stachel des Todes ist die Sünde. Und die Kraft der Sünde ist das Gesetz, doch Dank sei Gott, der uns den Sieg gibt durch Christus unsern Herrn...). Hochtrabend? Tiefgläubig? Jedenfalls in Stein gemeiselt.



Was jede Art von Aufregung sich dämpfen lässt, ist das Yorkshire Moor, das nur Schritte von Haworth entfernt ist und zu Fuß unendliche Weiten erschließt. Wer mit seinem Leben eine schmerzliche Rechnung zu begleichen hat, der sollte - nicht ohne gutes Schuhwerk und Plastikumhang - ins Moor gehen. Und versuchen, vor Einbruch der Dunkelheit wieder herauszufinden. Ein Bier oder Gin&Tonic im Fleece, in der Mitte des Städtchens, ist dann fast unumgäglich. Und gut.

Hauptstrasse, Haworth

Wenn in Haworth etwas los ist, kommt man zu Fuß. Parkplätze gibt es dann nicht mehr. Die örtliche Zeitung hält über alles auf dem Laufenden, auch wenn sie nur donnerstags erscheint. Auch die Sendung von BBC, Fernsehen, die sich "Look North" nennt, gehört zum täglichen Ritual. Nur so ist es erklärlich, dass diese nasse Gegend zu den glücklichsten in Großbritannien gehört. Ich gehöre zu den zahlreichen Fans dieses Stückchens Erde, das durchaus etwas trockener sein könnte.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen