Mittwoch, 26. Juli 2017

Picasso und ich.

Pablo Picasso war ein Künstler. Neben Kindern hat er auch Kunstwerke gezeugt. Als seine jüngste Tochter Paloma geboren wurde, war Pablo schon an die 7o. Als ich um die 20 war, hatte ich eine Begegnung mit Picasso in Nizza. Da ging er auf die 80 zu. Er sah genau so aus wie eines seiner Selbstbildnisse. Niemand konnte seinen ganzen Namen heruntersagen: Pablo José Diego Francisco de Paula Juan Nepomuceno María de los Remedios Cipriano de la Santísima Trinidad Ruiz y Picasso (über 100 Buchstaben!). Nachzulesen im Taufregister von Málaga. Wen wundert es noch, dass Picasso nicht nur Surrealist, sondern auch Kubist, Expressionist, Realist, Symbolist, Neoklassiker und vieles mehr war.

Er war auch schon mal eine Briefmarke 
Warum komme ich gerade auf Picasso? Eigentlich wollte ich ein Selbstporträt von mir erstellen, um endlich herauszufinden wer ich bin und war. Ich wollte ein guter Junge sein und einmal ein Mann werden. Das habe ich dann auch geschafft. Als ich im Kindergarten einen spontanen Kuss bekam, wusste ich, dass es neben den Knaben auch noch Mädchen gab. Das war etwas Ungewohntes, obwohl es auch schon eine kleine Schwester gab, aber das andere Geschlecht sah nur irgendwie etwas eigenartig aus, zart und weich, weinte ganz schnell und fand immer in Mamas oder Papas Armen Zuflucht. Ich hingegen hielt mich eher für eine Art Enkelkind, denn ich fühlte mich auch zu Oma und Opa hingezogen.

Pablo Picasso, José Diego Francisco....... 
Meinen Widerspruch weckte meine Tante, die fromm war, immer recht hatte, eine stachelige Warze auf der Backe und sich oft über meine Kleinheit lustig machte. Ihren Geiz bekam ich schnell zu spüren. Meine kindliche Auflehnung dagegen kann so zusammengefasst werden: nein, so möchte ich nicht werden. Außerdem liebte sie das männliche Geschlecht nicht besonders. Das merkte ich schon. Damit muss man als Knabe erst mal fertig werden. Zumal man einem männlichen Kind vieles unterstellen konnte: das Zündeln mit Streichhölzern, das Stibizzen von Bonbons aus der Nachttischschublade, nicht die Wahrheit sagen und, viel später, sich mit Mädchen herumtreiben. Das hat meinen Begriff von der Moral nachhaltig geprägt.

Davon träumte ich. 
Dabei musste man sich als Junge mit den Pickeln im Gesicht ganz schön anstrengen, von der jeweiligen Angehimmelten beachtet zu werden, womöglich sogar ein Lächeln geschenkt zu bekommen. Der großzügige Kuss, den mir Rosa zum Abschied von unserer Schule verabreichte, hat mich noch jahrelang beschäftigt. Ihren Namen hätte ich gerne geändert gewusst, aber ansonsten hat sie mir die Augen geöffnet über die manigfaltigen Dimensionen eines weiblichen Wesens. Mit Sex hatte dies jedoch nichts zu tun.

Zieht es uns hinan, das Weibliche? 
Dass ich gelernt habe, entschieden nein zu sagen, wenn ich gegen etwas bin, verdanke ich dem Vater von zwei lieben Freunden, die dank ihrer herzensguten Mutter kein Wässerchen trüben konnten. Dieser Vater war Fabrikbesitzer, Großgrundinhaber und ein männliches Ekel. Dr. B., mehr möchte ich dazu nicht sagen. Er sorgte dafür, dass ich ab dem 10. Lebensjahr nie mehr den damals noch üblichen "Diener" machte. Das hat mir mein Leben lang gut getan.

Seht, was aus mir geworden ist! 
Mein Verhältnis zu Frauen ist ein positives. Ich halte sie im Allgemeinen für die besseren Erdenbürger, was ich meiner (doch auch) geliebten Tante nicht anlasten möchte. Heute bin ich zutiefst überzeugt, dass eine einzige Lotusblüte im Leben des Mannes genügt, wenn er in der Lage ist, sie aufrichtig und leidenschaftlich zu lieben. Deshalb stimmt mit den Kardinälen im Vatikan etwas nicht. Da bin ich mir sicher. Mein Verhältnis zu Männern: da muss ich Papa viel verdanken, denn er war kein Macho, konnte auch mal weinen, war nicht schwul, hatte aber gute männliche Freunde.


Bei mir kommt noch dazu, dass ich die sexuellen Regungen meiner Freunde und Freundinnen zwar mit Interesse zur Kenntnis mehme, mich jedoch nicht in der Lage fühle, mich einzumischen oder Urteile zu fällen. Nie in meinem Leben habe ich eine Anmache seitens eines Freundes erlebt, obwohl meine Natur auf Neugier getrimmt ist. Wie ich mich verhalten hätte, weiß ich nicht, und das ist gut so.









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