Dienstag, 9. Mai 2017

Nürnberg ist eine schöne Stadt.

Manchmal sind es Orte, oder Personen, aber auch Zeiten, die von sich reden machen. Adolf Hitler hatte an Nürnberg einen Narren gefressen und machte daraus sein Lieblingsaufmarschgebiet. Die Nürnberger Prozesse, die versuchten, wenigstens die schrecklichsten Naziverbrecher ihrer Bestrafung zuzuführen, waren die logische Folge, obwohl der Führer selbst seinem Leben 1945 schon ein Ende bereitet hatte und sein Stellvertreter, Hermann Göhring, am Schluss der Prozesse sich durch eine Zyankalikapsel der Gerechtigkeit entzog.

Nürnberg 
Es ist nachvollziehbar, dass sowohl noch lebende Zeugen jener Zeit, als auch junge Menschen heute nicht besonders daran interessiert sind, alle Einzelheiten dieser dunklen Zeit kennen zu lernen, die Deutschland im Ruf einer Schlächternation erscheinen ließ. Dabei waren auch viele Menschen Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft geworden. Wer jedoch leugnen möchte, dass im Dritten Reich 6 Millionen jüdische Bürger grausam ermordet wurden, muss kriminell sein oder pathologische Verleumdung betreiben.

Nürnberger Prozesse 
Die Nürnberger Prozesse, wenn auch juristisch nicht einwandfrei zustande gekommen, waren aus heutiger Sicht die einzige Möglichkeit, der Welt öffentlich zu zeigen, welche unsäglichen Grausamkeiten gegen die Menscheit begangen wurden. Erst viel später, im Jahr 2002 nahm in Den Haag das Internationale Kriegsverbrechertribunal seine Tätigkeit auf. Ironischer Weise hat Deutschland die Rolle dieses Gerichtshofes voll anerkannt, während die USA (wen wundert's?) ihm nicht selbst beigetreten ist. Der neue Präsident Trump scheint ein lebendes Beispiel dafür zu sein, dass weltweit immer noch mit zweierlei Maß gemessen wird.

Die Naziverbrecher des Nürnberger Tribunals konnten nur stellvertretend für alle übrigen Grausamkeiten, deren das Regime sich schuldig gemacht hatte, stehen. Unschuldig waren sie auf keinen Fall. Die Miesheit dieser Mörder kam voll zutage, wenn sie zu ihren Taten Stellung nahmen: Keiner hätte seine Schuld bekannt. Keiner gab zu erkennen, dass er die Verbrechen bereute. Um Verzeihung bitten? Das ging nicht, denn solche Regime sind natürlich auf Feigheit und Unmenschlichkeit aufgebaut. Der Leiter eines besonderen Kommandos, ein Massenmörder namens Otto Ohlendorf, sagte sogar, er würde das gleiche wieder tun. Reue kannte der nicht.

Ben Ferencz, der letzte Hauptankläger   Foto: Marieke Aden 
Einer der Hauptankläger von Nürnberg, Benjamin Ferencz, lebt heute mit seinen Erinnerungen in den USA, wohin seine Eltern aus Rumänien ausgewandert waren. Mit 96 Jahren kann er noch auf Englisch, Deutsch und Jiddisch seinen Kernsatz, die Quintessenz seines Lebens zusammenfassen: Make Law not War. Also, nicht Rache, sondern gute Gesetze sind heute notwendig um Gerechtigkeit und Frieden zu sichern. Die Ewiggestrigen, die ich weiß nicht wie, sich so etwas wie Law and Order herbei zu wünschen scheinen, können nur mit Argumenten zum Schweigen gebracht werden. Dazu gehört das Studium der Geschichte des Nationalsozialismus. Sonst wird aus einem Führer wieder ein Verführer. Das kann nicht sein.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen