Freitag, 26. Mai 2017

Arschloch kommt nicht mehr über meine Lippen.

Ich habe dieses Wort vielleicht einmal im Jahr benutzt, meist zu mir selbst gesprochen. Dabei ging es um einen Autofahrer mit einem Auto, das die Hirnlosigkeit stolz vor sich herträgt. Er, auf der Überholspur, ich auch. Er, nicht verstehen, dass ich zuerst, aber weniger schnell. Er, krankheitsbedingte Aufblenderei, ich, womöglich vom Gas weg, damit er endlich kapiert. Arschloch eben.

Dann, die ersten Bilder des amerikanischen Präsidenten beim Natotreffen mit anderen Präsidenten: er schiebt den Präsidenten von Montenegro zur Seite und drängt sich nach vorne. Übelste Rüpelei. Wieder nagt es in mir. Wer hat diese vulgäre Bezeichnung nur erfunden? Arschloch. Nein, für den amerikanischen Präsidenten scheint sie mir jetzt doch zu abgenützt. Wirkungslos noch dazu. Für ihn ist nur die allerbeste Vokabel gut genug. Ich kenne sie nicht.

Gegen Montenegro gewonnen.


Doch meine Liste ist noch lang. Marine Le Pen. Widerliches hat sie gesagt. Mit Tante Petry und Putin hat sie sich ablichten lassen und schlimme Worte für Muslime gefunden. Nur nicht für Altnazis oder Neonazis. Ihre Behauptungen sind reine Lügen. Sie eine Lügnerin nennen, ist fast schon ein Ehrentitel. Geert Wilders, der gescheite(rte) Holländer, hat es vor allem auf die Marokkaner in seinem Land abgesehen. Ein Rassist? Allemal. Fremdenhasser gilt kaum noch als Beleidigung.




Da gibt es diesen Nigel Farage, einer der schlimmsten Hetzer, die das Land Shakespeares hervorgebracht hat. Sein Ohrfeigengesicht ist während der Brexit-Affäre um die Welt gegangen. Wie er das Europäische Parlament und EU-Vertreter beleidigt hat, wird in die Geschichte eintreten, ob wir es wollen oder nicht. Hier fällt mir nur ein: Lügner, Hetzer, Schmarotzer. Ihm eine in die Fresse hauen, ist für mich die einzig griffbereite Vokabel.


Die deutsche Szene ist geradezu gesegnet mit braunem Pack, für das immer noch kreative und wohlverdiente Beschimpfungen gesucht werden. Dieser Bernd Höcke, der sich so elend aufregen kann, wenn er Bernd genannt wird, hat die krassesten Sprüche losgelassen. Aber auch die pathologiche Lügnerin mit dem schwachen Gehirn und dem kosmetischen Unfall im Gesicht, Gerlinde von Storch, oder dieser Meuthen, zusammen mit der nicht mehr ganz schwangeren Heil  Petry vermögen die Produktion von Weißglut bei Rechtschaffenen grandios zu befördern.


Treten wir nicht in die Untiefen der Banalpolitik in Ungarn oder Polen ein. Lassen wir Netanjahu beiseite. Banal oder Banane, wo ist da der Unterschied? Nur diesen Trump, der so vieles angeleiert hat, was nicht zu funktionieren scheint, können wir nicht aus der Dauerbeschimpfung entlassen. Er ist zu pauschal. Weiß zu wenig. Stolpert auf dem politischen Hühnerhof herum wie ein Sack voller fauler Eier. Wer wird ihm den Gnadenstoß versetzen? Das Wort Arschloch ist echt unangebracht.

Ich werde solche Bezeichnungen nicht mehr benutzen, auch wenn sie gerechtfertigt sind. Sie sagen mehr über mich selbst aus als mir lieb ist. Dabei benutze ich das Wort Arschloch nur einmal im Jahr, wenn hinter mir gerast wird. Jetzt bemühe ich mich, auch den armen, testosterongebeutelten Rennautofahrer in mein Herz einzuschließen und ihn beim Vorbeirasen ein bisschen fies anzulächeln.







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