Zypern ist immer noch geteilt. Der Versuch von Kofi Annan, durch einen Volksentscheid die beiden Teile, die Mehrheit der Griechischzyprer mit der minoritären türkischzyprischen Bevölkerung zusammen zu bringen, ist fehlgeschlagen. Die muslimischen, türkischsprachigen Inselbewohner haben zugestimmt, die griechische Seite hat abgelehnt. Offensichtlich war das Überlegenheitsbewußtsein der Inselgriechen das Hindernis. Die türkische Seite kann einer Vereinigung der Insel nur zustimmen, wenn die Gleichheit beider Teile garantiert wird. Das hat sich in den Jahren nicht geändert, und Kenner der Insel finden, dass es zwischen den griechisch-orthodoxen und den muslimisch-türkischen Teilen nicht viel Berührung geben kann. Zypern ist also geteilt in die EU aufgenommen worden, wobei der türkische Teil international nur durch die Türkei anerkannt wird. Und die EU, unter grichischem Druck, hat versäumt, die Vereinigung der Insel für deren EU-Beitritt zur Bedingung zu machen.
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Girne/Kyrenia |
Ich lebte zwischen 1980 und 2003 in Abständen immer wieder im nördlichen Teil, bei Girne/Kyrenia, aber auch nicht weit von Nikosia, der geteilten Hauptstadt beider Teile. Seit 2008 erst ist der durch die Vereinten Nationen geschützte Grenzbereich für zyprische Fußgänger geöffnet. Eine echte Annäherung ist jedoch nicht eingetreten. Als EU-Bürger kann man in den griechischen Süden und den türkischen Norden reisen. Es wäre zu empfehlen, beide Ethnien in eine friedliche Koexistenz zu zu führen, doch Stolz und Vorurteil verhindern das. Die rechtliche gegenseitige Anerkennung müsste auch im täglichen Zusammenleben ihren Ausdruck finden. Sie tut es aber nicht.
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Lotti war auch hier |
Dabei ist die drittgrößte Insel im Mittelmeer ein wunderschönes Stück Land, das eine ungewöhnliche touristische Erschließung erleben könnte. Der Pflanzenwuchs ist üppig und exotisch. Die Gastfreundschaft ist auf beiden Seiten groß. Und die unzähligen Möglichkeiten, gut zu essen, sind nicht zu übersehen. Auch die türkisch-zyprische Küche kann sich sehen lassen. Zu den typischen Speisen gehören die Mezes, eine fantasiereiche Auswahl an Vorspeisen, verteilt auf vielen kleinen Tellern, oder Lammkottelets mit frischen Bohnen. Ein Kleftiko lässt sich auf beiden Seiten finden, ein Lammbraten im eigenen Saft gegart, der im Lehmboden in großer Hitze zubereitet wird.
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Hafen von Kyrenia |
Die vielen Expats, das sind die Briten im griechischen wie im türkischen Teil, die sich hier für immer niedergelassen haben, freuen sich über das freundliche Angebot, das bis vor wenigen Jahren noch sehr preiswert war. Im Norden waren meine bevorzugten Restaurants der
Tree of Idleness (Baum des Müßiggangs) in Bellapais, herrlich hoch über der Küste gelegen.
The Courtyard Inn oder
The Grapevine, an dem immer noch Jimmy tätig ist. Dessen Frau, Sezgin (?), hat ihr eigenes Esshaus, direkt am Meer. Sie hat in den Jahren auch nicht aufgegeben. Doch das Aufzählen von Gasthäusern ist nicht sehr klug: es gibt zu viele davon, und man muss auch auf Empfehlungen anderer hören. Und man neigt dazu, immer zu den gleichen Anbietern zu gehen.
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Bellapais |
Das Schöne an Zypern ist seine Lage im Südosten des Mittemeeres wo das erwärmte Wasser bis in den Dezemer hinein beschwimmbar ist. Das Wetter ist ohnehin an 350 Tagen des Jahres sonnig. Bekannte Bewohner der Insel waren Lawrence Durrell (Bitter Lemons) und Lotti Huber (Diese Zitrone hat noch viel Saft). Durrell wohnte in Bellapais und Lotti in Kyrenia. Das lose Mundwerk unserer geliebten Lotti ist sogar heute noch in der Erinnerung von Zyprern, vor allem in der Hafengegegnd von Kyrenia.
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Auf Frau Goldmann (Lotti Huber) können wir stolz sein. |
Bei Lottis Mädchennamen Goldmann muss man sich das Geschwafel von AfD und Pegida heute vorstellen: Freches Mundwerk, unbändiger Humor, Lotterleben, Respektlosigkeit. Lotti hätte sich zu Tode gelacht über die stümperhafte Einmischung dieser rechtsgestrickten Politbrigade in die Angelegenheiten anderer Menschen. Ihr Buch über Zypern (Diese Zitrone...) hätte jegliches kleinkarierte Geplänkel über Ausländer, Rassen, Homosexuelle, Linke, Muslime oder Juden im Keim erstickt, vor Lachen. Thank you, Lotti.
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