Mittwoch, 7. September 2016

Sklaverei - die Schande der Neuzeit

Bücher über die Sklaverei gibt es wohl viele. Aber in Liverpool steht das wahrscheinlich einzige Museum zu diesem Thema. Aus gutem Grund, denn das Vereinigte Königreich war maßgeblich am Sklavenhandel beteiligt und hat sich daran über Jahrhunderte hinweg zu einem der reichsten Länder der Welt gesund gestoßen. Andere Länder waren ebenfalls am Sklavenhandel beteiligt. Sklaven konnte man kaufen, vererben, vermieten, verleihen, verpfänden und sexuell missbrauchen. Rechte hatten sie keine. Noch in der heutigen Zeit wird geschätzt, dass weltweit 35,8 Millionen Menschen als Sklaven ihr Leben fristen. Wir wissen immer noch nicht vieles darüber. Es gibt noch zahlreiche Länder, in denen sklavenähnliche Verhältnisse herrschen, und wir Europäer haben genug damit zu tun, unsere Sklavenzeit zu überwinden. Dabei haben wir die internationale Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen und auch die Europäische Menschenrechskonvention


mit Gerichtshof des Europarates, in dessen 47 Mitgliedstaaten jede Art von Sklaverei (Artikel 4) verboten ist.


Natürlich ist bei 7,5 Milliarden Menschen nicht daran zu denken, überall deren Grundrechte zu überwachen und vor allem die sklavenähnlichen Verhältnisse einfach abzuschaffen. Millionenfach geht die Versklavung von Männern, Frauen und Kindern weiter. Ich sah Frauen in Indien, die im Straßenbau Steine klopften. Kinder, die für ihr Alter schwere Arbeit leisteten. Von Prostituierten zu schweigen, die oft aus fernen Ländern kommen (oder Osteuropa) und für keinsten Lohn ausgebeutet werden. Blut und Tränen, wenn man genau hinschaut.


Hunderttausende sterben schon beim Transport 
Eine Art Schuldknechtschaft und Freiheitsberaubung am Arbeitsplatz sind die Gesichter der modernen Sklaverei in Brasilien. In Haiti werden Kinder als Haussklaven gehalten. Sie werden von armen Eltern an besser gestellte Familien abgegeben. Auch im Sudan besteht die Sklaverei fort. An der Elfenbeinküste arbeiten etwa 200 000 Kindersklaven in der Landwirtschaft. In Nepal ist die Leibeigenschaft noch allgegenwärtig. Kinder zwischen 4 und 15 Jahren werden als Sklaven an Wohlhabende verschachert. Und das Perverseste berichtet man von Afghanistan, wo Knaben, sogenannte Tanzjungen, als Frau verkleidet vor Männern auftreten müssen und dann missbraucht werden.    Wenn sie beim ersten Bartwuchs ihren Reiz verloren haben, werden sie verstoßen, oder mit einer Witwe zwangsverheiratet und oft auch getötet.


Ich erinnere mich an das aufrüttelnde Buch Onkel Toms Hütte von Harriet Beecher-Stowe (1852), woran auch die Berliner U-Bahnstation gleichen Namens in Berlin-Zehlendorf erinnert. Der Kampf gegen die Sklaverei ist noch nicht beendet. Es gab immer wieder Rückschläge und neue Gesetze gegen den Handel mit Menschen und deren Versklavung. Noch in den Siebzigerjahren hörte ich einen protestantischen Missionar im Fernsehen sagen, dass die Europäer noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts der Meinung waren, Afrikaner seien keine richtigen Menschen. Erst dann hätte man begriffen, dass es sich um gleichwertige Wesen handelt.


Gegen die Abschaffung der Sklaverei: der Ku Klux Klan 
Schreiendes Unrecht ist diesen Menschen geschehen. Und jetzt, wo die Sklaverei wenigstens auf dem Papier abgeschafft zu sein scheint, kommen einige Amateurpolitiker in Deutschland daher und schüren Hass gegen die aus aller Welt geflohenen Menschen, die in Europa eine neue Heimat suchen. Kleinlichkeit, Nationalismus, Habsucht und Hass spricht aus diesem Verhalten von AfD, PEGIDA etc. Dabei sind die größten unter diesen Schreihälsen wohl auch nur Nachfahren von Untertanen, die noch von ihren Herren gedemütigt und ausgebeutet wurden.  Stolz besuchen sie ihre Museen, in denen sich die geraubten Schätze der Länder befinden, aus denen unsere Flüchtlinge kommen.





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