Montag, 15. August 2016

Tätowierung - intim, bitte!

Die zur Zeit lebende Menscheit kann getrost in weibliche und männliche Träger oder nicht-Träger von Tattoos eingeteilt werden. Ob der Papst oder die englische Königin tätowiert sind, wissen wir nicht. Bisher galt das Tätowieren als eine sehr persönliche Angelegenheit. Vor Jahren noch eher als vulgär. Ein Mensch, der etwas auf sich hielt tat so etwas nicht. Heute kann vermutet werden: an dem Tattoo kann man sie erkennen. Die Tätowierung kann künstlerischer Ausdruck oder geschmackloses Dekor sein. Diskret oder aufdringlich, erotisch oder abstrakt. Man sucht sich aus, wie man es haben will.

Käptain James Cook hat mit der HMS Endeavour auf seinen Reisen in den Pazifik (Tahiti und Neuseeland) die ersten Tattoos entdeckt und um 1769 darüber berichtet. Auch die Japaner haben das Irezumi schon im 19. Jahrhundert praktiziert. Das Einspritzen von Tinte, das heute viele jüngere Menschen weltweit an sich geschehen lassen. Für andere mag die Tätowierung ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit bedeuten und nicht infrage kommen. Was hinter alldem steckt, ist schwer zu erschließen.



Was tu ich, wenn ich mich als Junge sehr früh in die reizende Gerda-Emilie oder Isabella verliebe und dies um jeden Preis öffentlich kundtun möchte? Eine solche Liebe ist natürlich für immer gedacht, genau wie das Tattoo, das da besagt: Gerda-Emilie (oder Isabella) ist mein. Es kommt zwar nicht oft vor, dass eine heftige junge Liebe sich in nichts auflöst. Wenn aber doch? Dann kostet die Entfernung, hier in England, einer handtellergroßen Tätowierung ungefähr 100 Pfund Sterling. Aber Susanne, die Neue, hat inzwischen den fatalen Hinweis auf Gerda-Emilie schon gesehen, obwohl oder gerade weil, dieser an intimer Stelle angebracht ist.


Zu hinterfagen, warum manche sich den ganzen Körper mit bunten Malereien verzieren lassen, fiele mir nicht im Schlaf ein. Denn die Frage, warum in den Fünzigerjahren jeder, aber auch jeder, einen Hulahupreifen um seine Hüften schwingen wollte, kann auch nicht beantwortet werden. Wenn einer jedoch als Katholik oder Zeuge Jehovas getauft wurde wird verstehen, dass man eine Tätowierung für die man sich einmal entschieden hat, nicht einfach wieder verabschiedet werden kann. Also schließen wir daraus, dass der tätowierte Mensch sich gerne stigmatisiert, also sein Stigma nicht mehr los werden möchte.


Dem verliebten Jungmann kann also empfohlen werden, den Satz Dein für immer ohne Namensnennung einritzen zu lassen, damit etwaige Änderungen nicht notwendig werden, denn das kostet Geld und schafft Verlegenheiten, die nicht nötig sind. Bei eventueller Umorientierung auf das gleiche Geschlecht ist Dein für immer ebenfalls problemlos.  An Bildern kann nichts falsch gemacht werden. Allenfalls im Intimbereich, denn wer das Internet studiert, kann da sensationelle Entgleisungen feststellen, die man besser in Pornoheftchen belassen sollte. Oder, warum muss einer seinen Schniedel im Großformat an seinen Oberschenkel innsenseitig antattooen lassen, wenn das winzige Original in der Hose bleiben muss?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen