Freitag, 10. Juni 2016

Das Vereinigte Königreich, zutiefst gespalten?!?!?! Who knows?

Es ist zur Zeit nicht möglich, den unbeteiligten Zuschauer zu spielen. Der Brite ist normalerweise ein cooler Typ. Er lässt sich nicht gerne etwas anmerken. Seine Wutausbrüche sind selten, die steife Oberlippe eine legendäre Haltung des Mundes. Als zugezogener Europäer (ja, ich benutze das Wort Europäer hier noch) muss man sich jedoch oft wie ein Außenseiter fühlen. Wir, die Engländer, und ihr, die anderen. Und aus dem Feiern kommen sie auch selten heraus. Immer gibt es irgendetwas, das zelebriert werden muss.


Das ist Viktoria mit ihrem deutschwurzeligen Gemahl. 
Heute, zum Beispiel, hat unsere Queen zum zweitenmal  in diesem Jahr Geburtstag. Der April ist als Monat immer noch ein wenig kühl, sodass sich ihre Majestät noch einen Sommertermin gesichert hat, wo auf unterschiedliche Weise auf Elisabeths Neunzigsten angestoßen wird. Wir (Europäer) müssen draußen bleiben, obwohl ich ganz sicher bin, dass unsere Diplomaten ihre Champagnergläschen schon gewetzt haben.



Morgens schon tönen die BBC-Leute  übers Radio, was es so alles geschlagen hat. Ja, die Queen ist wieder neunzig, drei Tage lang. Der Duke of Edinburgh, nebenher auch Prinz Philip, macht mit seinen 95 ganz tapfer mit, obwohl ihn das rein Protokollarische immer schon zu unfreundlichen Bemerkungen gereizt hat. Ganz unbeachtet darf jedoch auch nicht bleiben, dass heute in Paris die Europameisterschaft im Fussballspielen eröffnet werden soll und Hillary Clinton in den USA begonnen hat als Präsidentschaftskandidatin zu triumphieren. In beiden Fällen warten die Briten noch ab, ob es da wirklich etwas zu feiern gibt.


Bei uns weht die Yorkshire Fahne. 
Auch in Sachen Politik sind wir hier zutiefst gespalten. Wie konnte das passieren? Ununterbrochen werden Redefetzen (Statements) überspielt, die noch ein letztes Ja-wir-wollen-raus oder Nein,-wir-bleiben-drin verkünden, denn in wenigen Tagen findet das historisch-hysterische Referendum über den Austritt aus der EU statt. Die sich das Maul am meisten zerreißen, neben den vielen Mitläufern, sind Boris Johnson, David Cameron und Nigel Farage, der nichtfussballernde Rechtsaußen.

Damit der Tag als BBC-Hörer nicht zu duster wird, wird noch ein queenbezogenes Gespräch mit einer ebenfalls neunzigjährigen Ex-Botschafterin geführt und mit einer jungen Botschafterin, die in der Mongolei ihren (ersten) Dienst versieht. Die eine behauptet stolz, dass sie in ihrem langen Leben mindestens 20 Länder mehr als die Queen besucht hat, etwa 140, die andere beschreibt die Hingabe der Mongolen an die Königin, zu deren Geburtstag es einen Sonderstempel der mongolischen Post gibt.

Wir sehen also, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, wie es mit dem Vereinigten Königreich weitergeht. Allerdings bleibt hier eine Frage offen, die auch die Royals nicht beantworten können: wird die Nation nach dem Referendum noch dieselbe sein, vor allem, wenn sie womöglich noch die Europameisterschaft gewinnt und für den Austritt gestimmt haben wird? In deren Haut möchte ich nicht stecken. Da hilft nur die steife Oberlippe und abwarten. Ich habe noch etwas vergessen: Tee trinken.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen