Meine letzten "Wiener G'schichten" gingen am 20. November 2015 hinaus. Dann setzte das Chaos ein: der Umzug aus Wien nach Deutschland war mit gesundheitlichen, logistischen und sentimentalen Katastrophen behaftet. Vieles ging schief. Eine Wohnung im Ersten Bezirk und 4. Stock nach drei Jahren wieder aufgeben, bringt Ungemach: Die Genehmigung für den Möbelwagen konnte wegen Baustellen und Sperrungen in der Singerstraße nicht erteilt werden. Also mussten die Möbel die halbe Singerstrasse entlang getragen werden. Das Abschalten von Telefon, Fernsehen und Internetzugang, zusammen mit der Endreinigung und Schlüsselabgabe machte das Ganze zu einem kaum entwirrbaren Puzzle. Abschiedsbesuche und letzte Grüße mussten dazwischengepackt werden. Dann, die Abreise am Ende des Monates November - wenn man die österreichische Autobahn benutzen möchte, ist wegen des fehlenden Mautpickerls fast eine Unmöglichkeit. Fünfmal mussten wir eine Tankstelle anlaufen, um noch ein solches Pickerl zu finden, das nicht für das kommende Jahr gelten sollte, sondern nur für den Tag der Abreise. Stundenlange Verzögerung und einsetzender Schneefall folgten auf dem Fuße.
Der Lichtblick war bei einsetzender Dunkelheit ein kleines Hotel in Bayern, gut, billig und mit einem schönen Abendessen. Die Ankunft im Schwarzwald, in unserem vorgeheizten Haus, am nächsten Tag, ein wahrer Lichtblick, obwohl die Bettwäsche wegen großer Müdigkeit nicht gefunden wurde und der Schlaf in Decken eingerollt und ohne Bettwäsche stattfinden musste. Ein Tag nach der Ankunft kam dann der Möbelwagen. Das Aus- und Einpacken eine wahre Tortur. Nur das Wetter setzte plötzlich wieder Zeichen der Versöhnung. Kränklich, übermüdet und etwas verloren machten wir uns ans Heimischwerden in unserem Schwarzwälder Haus.
Bevor die Weiterreise in unserem überladenen Audi beginnen sollte, wurde Weihnachten improvisiert, Neujahr ignoriert und mit Familie und Freunden gefeiert. Arztbesuche nicht zu vergessen. Der Sprung hinüber nach Straßburg. Alles musste mit dem dusseligen kleinen Mobilfon mit der deutschen Simkarte erledigt werden. Internet gab es nicht. Fernsehen gab es nicht, nur frische Brötchen und manchmal winterlichen Sonnenschein, der den Wintergarten auf fast 3o °C anheizte.
Wir hatten geplant, in die Sun Street in Haworth zu ziehen und dort ein Jahr zu verbringen. Die Renovierung des Hauses von Cathies Eltern nahm jedoch einen zögerlichen Verlauf, sodass wir mit der provisorischen Unterbringung bei Cathies Bruder Richard und seiner Frau Sue rechnen mussten. An eine Odyssee hatten wir allerdings nicht gedacht.
Das kam so: die Fahrt nach Seebrügge in Belgien zur Fähre nach Hull, verlief zunächst reibungslos. Elsaß-Lothringen war schnell umschifft und Luxemburg bei akzeptablem Wetter durchrast. Das Stück bis nach Antwerpen und von dort an die belgische Küste zwar etwas nervtötend aber planmäßig gemeistert, sodass wir, wie gehofft, gegen 15 Uhr in Seebrügge eintrafen. Die Fähre nach Nordengland wollte uns um 18 Uhr an Bord lassen. Dann begann eine logistische Schlittenfahrt über endlose Baustellen, Absperrungen und Flaschenhälse, die wegen der chaotischen Beschilderung und von einer Ecke des Hafenbereiches in die andere führte. Schließlich wurde das Nadelöhr für die Fähre gefunden, gerade noch rechtzeitig für die Einschiffung.
Doch, was war da in großen Leuchtbuchstaben zu lesen? Die Überfahrt mit der "Pride of Bruges" ist annulliert. Bitte, sofort das Hauptgebäude kontaktieren. Ein freundlicher Herr sagte uns, er habe uns per E-mail und per Telefon zu erreichen versucht. Während der Anreise waren wir jedoch nicht zu erreichen. Die Fähre befände sich jetzt in Rotterdam und würde wohl bis 21 Uhr auf uns warten, wenn wir den Europort vorher noch erreichen würden. Wir machten uns sofort auf den Weg, bei einbrechender Dunkelheit und stürmischem Regen die ganze Strecke zurück nach Antwerpen und von dort nach Osten in Richtung Europort/Rotterdam zu fahren. Da der menschliche Wille - oder war es die Verzweiflung? - manchmal doch zu siegen vermag, schafften wir es gerade noch. Die Rampe führ hoch, mit uns als letztes Fahrzeug an Deck.
Ein Gefühl wie bei Oma zuhause setzte ein. Die Kabine war eine Luxusversion, mit etwas breiteren übereinander gesetzten Betten. Das reservierte Abendessen vom Feinsten. Eine Flasche Rioja Crianza zum Entspannen, dann schwebten wir in unsere Kabine und machten erschöpft aber glücklich das Licht aus. Die See war stürmisch aber das Auf und Ab der Wogen gab uns eher das Gefühl der Sicherheit.
Der neue Morgen brachte eine ruhige Fahrt von Null nach Westyorkshire, wo wir zuerst Cathies Mutter Margaret im Pflegeheim besuchten, dann einen Blick auf die lange nicht vollendeten Renovierungsarbeiten am Elternhaus in Haworth warfen, um schließlich weiter nach Huddersfield zu fahren, wo Richard und Sue wohnen. Huddersfield liegt auf mehreren Hügeln und füllt mehrere Täler. Bei Nacht und stürmischem Regen irrten wir stundenlang durch Straßen, bogen immerwieder irgendwo ab, bis wir schließlich das Haus auf dem Berg fanden, wo wir gemütlich unsere Häupter niederlegen konnten. Dort warten wir nun auf die Beendigung der Arbeiten. Es ist kalt, stürmisch, regnerisch, manchmal schneit es auch. Doch dann: der Himmel reißt auf und die herrlichste Sonne scheint wieder. Es ist der erste Februar 2016. Wir haben ein warmes Bett, Internet und E-mail.
Servus Wien |
Bevor die Weiterreise in unserem überladenen Audi beginnen sollte, wurde Weihnachten improvisiert, Neujahr ignoriert und mit Familie und Freunden gefeiert. Arztbesuche nicht zu vergessen. Der Sprung hinüber nach Straßburg. Alles musste mit dem dusseligen kleinen Mobilfon mit der deutschen Simkarte erledigt werden. Internet gab es nicht. Fernsehen gab es nicht, nur frische Brötchen und manchmal winterlichen Sonnenschein, der den Wintergarten auf fast 3o °C anheizte.
Wir hatten geplant, in die Sun Street in Haworth zu ziehen und dort ein Jahr zu verbringen. Die Renovierung des Hauses von Cathies Eltern nahm jedoch einen zögerlichen Verlauf, sodass wir mit der provisorischen Unterbringung bei Cathies Bruder Richard und seiner Frau Sue rechnen mussten. An eine Odyssee hatten wir allerdings nicht gedacht.
Haworth in West Yorkshire |
Doch, was war da in großen Leuchtbuchstaben zu lesen? Die Überfahrt mit der "Pride of Bruges" ist annulliert. Bitte, sofort das Hauptgebäude kontaktieren. Ein freundlicher Herr sagte uns, er habe uns per E-mail und per Telefon zu erreichen versucht. Während der Anreise waren wir jedoch nicht zu erreichen. Die Fähre befände sich jetzt in Rotterdam und würde wohl bis 21 Uhr auf uns warten, wenn wir den Europort vorher noch erreichen würden. Wir machten uns sofort auf den Weg, bei einbrechender Dunkelheit und stürmischem Regen die ganze Strecke zurück nach Antwerpen und von dort nach Osten in Richtung Europort/Rotterdam zu fahren. Da der menschliche Wille - oder war es die Verzweiflung? - manchmal doch zu siegen vermag, schafften wir es gerade noch. Die Rampe führ hoch, mit uns als letztes Fahrzeug an Deck.
Ein Gefühl wie bei Oma zuhause setzte ein. Die Kabine war eine Luxusversion, mit etwas breiteren übereinander gesetzten Betten. Das reservierte Abendessen vom Feinsten. Eine Flasche Rioja Crianza zum Entspannen, dann schwebten wir in unsere Kabine und machten erschöpft aber glücklich das Licht aus. Die See war stürmisch aber das Auf und Ab der Wogen gab uns eher das Gefühl der Sicherheit.
Der neue Morgen brachte eine ruhige Fahrt von Null nach Westyorkshire, wo wir zuerst Cathies Mutter Margaret im Pflegeheim besuchten, dann einen Blick auf die lange nicht vollendeten Renovierungsarbeiten am Elternhaus in Haworth warfen, um schließlich weiter nach Huddersfield zu fahren, wo Richard und Sue wohnen. Huddersfield liegt auf mehreren Hügeln und füllt mehrere Täler. Bei Nacht und stürmischem Regen irrten wir stundenlang durch Straßen, bogen immerwieder irgendwo ab, bis wir schließlich das Haus auf dem Berg fanden, wo wir gemütlich unsere Häupter niederlegen konnten. Dort warten wir nun auf die Beendigung der Arbeiten. Es ist kalt, stürmisch, regnerisch, manchmal schneit es auch. Doch dann: der Himmel reißt auf und die herrlichste Sonne scheint wieder. Es ist der erste Februar 2016. Wir haben ein warmes Bett, Internet und E-mail.
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