Donnerstag, 4. Februar 2016

Sex, was ist das?



Bei Louis de Funès erstarb mein Lachen. Seine Art, lustig zu sein, Heiterkeit zu erregen, war nicht die meine. Aber Loriot, auch mit Evelyn Harmann, hat mich immer in einen schmunzelnden Sympathisanten verwandelt. Humor mit Geist. Fröhliche Albernheit. Da bleibt immer etwas Schönes zum Erinnern. Auch an guten Sex erinnere ich mich gerne. Worte dafür zu finden, ist eine echte Herausforderung. Sex, nicht im Sinne von Fahrstuhlfahren (auf und ab), oder „rein-raus, fertig ist der Klaus“. Sondern Sex, der zutiefst aufwühlt, meinetwegen auch erschöpft, ausmergelt, in den Wahnsinn treibt. Das ist nie der Sex der anderen. Es kann immer nur der eigene Sex sein. Mit einem intimen Partner oder einer Partnerin. Im erotischen Sinn der Intimverkehr, auch juristisch als Geschlechtsverkehr bekannt. Ein solches Wort konnten sich nur Bürokraten ausdenken.


Kann es sein, dass für die schönsten Dinge des Lebens die Worte fehlen? Wir haben es gemacht, hört man dann. Oder: es ist passiert. Meist fehlen die Worte, um zu umschreiben, was wirklich geschehen ist. Beim Liebesakt selbst werden keine Worte gebraucht. Höchstens Geräusche. Warum  auch nicht? Der Akt ohne Liebe ist nur ein mechanisches Reiben von Geschlechtsteilen aneinander. Oder, habe ich da etwas immer noch nicht verstanden? Pornoheftchen - wer hat davon nie so etwas in die Hände bekommen? - mögen das technisch-akribisch beschreiben können. Sie machen daraus Geld. Auch wenn man sagt, dass Geld nicht stinkt (pecunia non olet), etwas Anrüchiges hat diese Industrie schon, sonst würde bei Pornos nicht mit Parfümen hantiert, sondern nur mit frischem Wasser. Das Auge ermüdet dabei schnell. Voluminöse Titten, übergroße Schwänze und Ärsche machen nicht glücklich. Ihr Grad der Befriedigung erinnert eher an Selbstbefriedigung. Was übrig bleibt ist die Scham.

Bei Menschen, die sich lieben, ist das Geschlechtliche nicht so wichtig. Das Gefühl des Glücks kann auch vom Küssen, von Berührungen und zarten Worten kommen. Der Sex als solcher kann eine herrliche Dreingabe sein, wobei es nicht auf die Anzahl der „Vereinigungen“ ankommt, sondern eher auf das unbegrenzte Vertrauen und das sich Hingeben. Für den schreibenden Menschen bleibt das Problem, dass er diese heikle Sache oft nicht in den Griff bekommt. Zu banal, zu sensationell, zu reisserisch kann die Darstellung des Liebesaktes sein. Dann ist es besser, das Licht wird ausgeschaltet und das innere Auge hört nur noch leise Geräusche, wobei Augen bei Dunkelheit meist selbst geschlossen bleiben. Das Hören übernehmen dann die zuständigen Organe. 



Der Versuch, erotisch zu sein, kann jämmerlich scheitern. In Wort und Bild. Wir wissen das. Deshalb wird beim Versuch schon eher das Weglassen von Worten geübt. Etwa so: kaum waren sie auf den weichen Teppich gesunken, drückte er seinen Mund auf den ihren. Tiefumschlungen legten sie die letzten Kleidungsstücke (auch Textilien) von sich ab. Ihre Brüste bebten, sein Körper zitterte vor Erregung. Rhythmisch wogten sie auf und ab bis zur gänzlichen Erschöpfung. Kein Wort wurde gesagt. Schweißgebadet schliefen sie ein. Solche Andeutungen schließen jedenfalls nicht gänzlich aus, dass beim Liebesakt auch Liebe mit im Spiel war. Besser kann ich es nicht. Oder doch? Sex, gepaart mit Erotik, kann die schönste Sache der Welt sein, wenn er zur gleichen Zeit am gleichen Ort zufriedenes Grunzen und glückliches Lachen auslöst. 

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