Samstag, 14. November 2015

Sind wir Paris? Symbolik nützt nichts

Es ist tragisch, entsetzlich, beängstigend, international. Die schnell geäußerte Solidarität mit Frankreich kann nicht mehr als der Tropfen auf den heißen Stein sein. Sie wird schnell wieder in die Alltagsnormalität zurückkehren. Angesichts der vielen sinnlosen Opfer, müssen wir mit der Fragerei beginnen, nicht mit dem Herauspicken einzelner möglicher Ursachen, von denen es viele gibt.


Religionen hatten und haben auch in Europa gewaltgerichtete Wurzeln. Man hat versucht, die immer wieder sichtbare Intoleranz auszumerzen. Aber, waren die christlichen Religionen in ihren Ausbreitungsphasen gegenüber anderen Religionen immer tolerant? Die Ausrottung von Schwächeren war eine europäische Spezialität. Jetzt verfügen wir über wirtschaftlich-politisch-militärische Strukturen, die schon lange global wirken. Das Prinzip: Gewinnbeteiligung und Kapitalschutz. Das funktioniert, noch. Dann wollten wir Zugang zum Öl, das die Welt benötigt. Das brachte dem Islam in manchen arabischen Ländern das Geld und den Einfluss.

Die Widersprüche zwischen einer Weltreligion mit finanziellen Mitteln und religiösen Beschränkungen traten sichtbar auf. Während die westliche Gesellschaft ihre glamouröse Seite entwickelte, die natürlich auch auf die Jugend der Welt Einfluss nahm, blickte man auf einen scheinbar rückständigen Islam herunter. Die amerikanischen Interventionen durch Dabbelju Bush im Irak, dann später das Hinnehmen fataler Entwicklungen in Syrien, sind sicher Hauptgründe für die fatale Lage, an der wir alle zu tragen haben. Beispiel, die Millionen Syrienflüchtlinge, die vor allem den Libanon belasten, aber auch die Türkei und EU-Europa, werden nicht etwa von den USA aufgennommen. Wo bleibt die Solidarität? Jugendliche Muslime, als Ausländer in unseren Systemen nicht integriert, lassen ihrer Testosteronproduktion freien Lauf. Aussichtslosigkeit, international empfundene Verachtung, Internet, Solidarität der Verachteten, all das bringt einen ungeahnten Elan in eine Schicht von Menschen, die nicht ernst genommen werden. Gewaltbereitschaft wird zur Normalität.

Eventuelle Relikte aus kolonialer Zeit (de Gaulle hatte noch von L'Algérie francaise gesprochen), die Frankophonie, militärische Eingriffe in muslimischen Staaten, mangelnde Aussichten einer ehrlich gemeinten Hilfe, einer Jugendhilfe, können zu jeder Zeit und überall zu solchem Terror wie dem in Paris führen. Die Solidarität mit der eingeschüchterten Bevölkerung nützt da wenig. Die echten Ursachen müssen gefunden werden. Unsere Einstellung zum ganzen Komplex Islam muss revidiert werden. Charlie Hebdo war da auch der falsche Weg, genauso wie das automatische Auge um Auge zwischen Israelis und Palästinensern. Auch hier sind bis heute noch keine neuen Wege beschritten worden.

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