So ist es, wenn man fast 3 Jahre in Wien verbracht hat: der Abschied fällt schwer. Der tägliche Gang über den Graben, bis zur Wallnerstrasse, wo Cath heute ihren letzten Arbeitstag verbringt. Meine vorgereifte Trauer ruft mir jetzt schon den ewig blauen Himmel, die liebliche Abendbrise und die schönen Museumsbesuche ins Bewusstsein, die wir bald nicht mehr sehen können, denn wir ziehen nach Großbritannien. Wer vorgereifte Avocados ist, muss auch vorgereifte Trauer ertragen. Das kleine Café in der Herrengasse wird uns fehlen. Und und und.
Andererseits bietet das Zentrum einer Hauptstadt auch kritische Bilder: Die vielen Raucher, die während einer Schmauchpause an der Straße stehen, um ihrer geliebten Sucht zu frönen. Die ewig fotografierenden Touristen, an der Pestsäule, am Stephansdom, in der Kärntnerstraße. Die zahlreichen Bettler, die in oft gewagten Posen, mit dem Pappbecher in der Hand, um Almosen bitten. Die geistig behinderte Frau, die immer am gleichen Ort steht, in der Singerstraße. Sie sagt nichts, schaut niemanden an, bettelt nicht. Jemand muss seine schützende Hand über sie halten. Jeden Tag steht sie an der gleichen Ecke.
Der morgendliche Lärm, nicht nur von den Kirchenglocken, sondern von den Lieferwagen und Müllautos, deren Lärm früh beginnt und erst gegen 10 Uhr beendet ist. Die unsäglich winzigen Hündchen, die von ihren Gassifreunden herumgeführt werden. Es ist dieser baldige Abschied von Wien, der seine Fühler ausstreckt. Dazu kommt der Herbst, der schon eingezogen ist. Und, Christiane Hörbiger habe ich auch nie zu Gesicht bekommen. Wie schade.
Wien wird uns fehlen. Die kahlen Berge von Yorkshire werden uns hoffentlich trösten. Gerne werden wir an die Donaumetropole zurückdenken. Wiener G'schichten wird es dann von mir nicht mehr geben. Nur noch G'schichten.
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