Mittwoch, 10. Juni 2015

Die Verschleierung des Verbrechens

Es gab mal eine Zeit, da haben die einen den Kommunismus und Sozialismus angeprangert, die anderen den Kapitalismus und die Profitgier. Heute sind wir etwas weiter. Es geht nicht mehr um Kommunismus, obwohl die Armut immer größer wird. Auch nicht mehr um Kapitalismus, denn wir haben folgendes erkannt: Egal wo wir leben, es gibt Kräfte, die uns bestimmen und ganz nebenbei daran arbeiten, dass der versprochene Massenwohlstand nicht stattfindet. Die Zusammenhänge können wir nur ahnen. Was haben Eisberge damit gemein? Nur die jeweilige Spitze wird sichtbar, der unsichtbare Rest bleibt im Dunkeln und kann wehtun.


Banken: da wird eine Razzia in der Deutschen Bank in Frankfurt veranlasst. Betrugsverdacht. Mehr muss man gar nicht wissen. Dass Behörden bei den Milliardengewinnen dieser Bank und den Milliardenentschädigungen wegen krummer Geschäfte noch den Mut haben, einzugreifen, grenzt fast an Heldenmut. In München stehen sogar ganz Obere dieser Bank vor Gericht, wegen Betrugs. Kann man da nicht ein wenig Bestechung betreiben, um  den nicht verurteilten Verbrechern Milderung zu verschaffen? Solche Justizgehälter sind doch noch lange nicht millionenverdächtig. Auf eine Falschaussage mehr oder weniger wird es nicht ankommen.

Aber andere sind nicht besser: die britisch ausgerichtete HSBC will im Ausland 12 000 Stellen streichen und im Inland 8 000. Wir müssen restrukturieren, heißt es, damit wir konkurrenzfähig bleiben. Dieses Liedchen singt auch Siemens. Da sollen es 8 000 sein. Die Zahlen sind egal. Die Gründe unwichtig. Was zählt, ist der vorsorgliche Gedanke, dass man die Aktienbesitzer und Anteilseigner nicht verprellen darf. Deshalb ist der jeweilige Milliardengewinn eines Unternehmens kein Thema. Die Schweizer USB? Ein allzubekanntes Unschuldslamm. Und viele andere. Die Hochburgen des Besitzes.


Wen wundert es, dass auch Regierungen in dieses Horn stoßen? Teils mit Hintergedanken. Die Verteidigungsfrau von der Leyen will ein Milliardenprogramm anschieben, das die Raketenabwehr mit 4 Milliarden € verbessern soll. Die Bundeswehr freut sich (vielleicht), die Rüstungsindustrie ebenfalls. Wäre nicht eine allgemeine Friedenspolitik wirkungsvoller und preiswerter? Die kostspielige Eselei des französischen Präsidenten, damals, Charles de Gaulle, die er Tout azimut nannte, hat nicht viel an Prestige eingebracht und schon gar nicht irgend einen Verteidigungswert gehabt. Schon lange in der Versenkung verschwunden. Der Ruhm der Republik ist dadurch auch nicht gewachsen. Im Falle der USA lief alles auf eine grobe Lüge hinaus: George Dabbelju Bush hatte sich vorlügen lassen, dass der Irak über Massenvernichtungswaffen verfüge. Das hat dann gereicht, das Land anzugreifen. Saddam Hussein war man los, aber die Glaubwürdigkeit der Amerikaner hat großen Schaden genommen. Der amerikanische Steuerzahler musste dann wöchentlich 4 Milliarden Dollar für den Irak hinlegen, damit das Ganze kontrolliert werden konnte. Dollar-Milliarden! Der amerikanische Besitz wird andererseits ganz legitim mit der Waffe verteidigt. Da kann schon mal ein kleiner Schwarzer zum Opfer werden, der zur Gefahr erklärt wird. Missverständnisse.

Griechenland scheint begriffen zu haben, dass man nur irgendwie an die offen herumstehenden Töpfe der anderen muss, um sich zu bedienen. Das Katz- und Maus-Spiel des Kapitals. Überall ist der Milliardenzugriff im Gange. Das begann schon, als die ehemalige DDR klamm war und es nicht zugeben wollte. Da hat ein Herr Franz-Joseph Strauß (ob Josef mit f oder ph ist scheißegal), Vertreter des bayrischen Kapitalismus einen Milliardenkredit eingefädelt. In harter DM, versteht sich. Das Inflationäre daran ist, wie der Zugang zum Großkapital stattfindet: stetig, schleichend, gierig und menschenverachtend. Wir haben das nie verstanden, denn wir gehören zu den 90% der Menschheit, die auf der Habenichtsseite steht. Satte 1% der  Weltbevölkerung besitzen den Reichtum, der von den anderen erarbeitet wird. Da werden Textilien in Asien von Kindern hergestellt, die ihre Eltern und Großeltern ernähren müssen. Im kultivierteren Westen sind einfach die Autos etwas kleiner geworden, die Arbeitsplätze etwas prekärer, das Einkommen etwas schmäler.


Vielleicht haben wir auch schon bemerkt, dass Streiks bei der Bahn, bei den Piloten, bei der Post und den Kindergärtnerinnen kein Zufall sind. Schamlos werden die Bedingungen für die Arbeitenden geändert. Der Mensch muss Bedingungen hinnehmen, die sich ständig verschlechtern. Das Thema Bonusse und Gehälter für die am längeren Hebel Sitzenden wird systematisch klein gehalten, sogar geleugnet. Inzwischen gibt es auch ein Zweiklassensystem unter den Kommunen in Deutschland. Die reichen und die armen.

Es greift alles ineinander: das Verschweigen, das Verschieben, der Betrug, die Gier und die Schamlosigkeit. Die Fassade glänzt zwar, aber was repariert werden muss, bestimmen die mit den notwendigen Mitteln. Was hat sich in unserer Gesellschaft geändert? Werden Warnrufe noch gehört? Haben wir etwas verstanden? Müssen wir denn überhaupt noch etwas verstehen? Was ist eine christliche Wertegemeinschaft? Wann schließt sich das Zeitfenster für Korrekturen? Ist in der Demokratie der Einzelne endlich machtlos geworden? Moral, was ist das? Die Kirchen haben so etwas schon längst aus der Hand gegeben. Es wird höchste Zeit, dass wir tätig werden: Wahlen und Wählen: in der Politik, im Supermarkt, auf der Bank, in den Kirchen. Diese kleinen Miesheiten des Lebens, (Diebstahl, Betrug, Lügen und Falschparken usw.), sind längst im ganz großen Stil zur Selbstverständlichkeit geworden. Wir könnten versuchen, das alles zu verstehen.












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