Mittwoch, 24. Juni 2015

So 'ne Königin macht was her.

Deutschland fiebert wieder seit gestern. Die englische Königin und ihr Prinzgemahl Philip sind in Berlin. Der 5. Königinnenbesuch. Berlin steht Kopf. Der Bundespräsident hat sie bereits getroffen, mit seiner Lebenspartnerin. Sind es eigentlich nur alte Damen, die sich ein Königshaus wünschen? Oder gibt es auch noch überzeugte Republikaner? Ich bin einer. Mit Royals habe ich nichts am Hut. Obwohl, meine Mutter hätte die Hüte der Königin geschätzt. Jedesmal wenn der Frühling kam, ließ sie sich einen neuen Hut machen. Ich war dann der erste, der sagte, Mama, dein Hut gefällt mir. Vielleicht habe ich auch aus Höflichkeit ein wenig geflunkert, denn Mama freute sich sehr.


Mama, dein Hut! 

Königin Elizabeth ist natürlich ein echtes Hutwesen. Über den Geschmack wird in der Öffentlichkeit nicht gesprochen. Als Mann habe ich schon manchen Hut an mir vorüber ziehen lassen. Modesachen.   Abenteuerlich. Selten findet man etwas unauffälliges. Ich frage mich immer, wie schlüpft eine süße kleine Prinzessin in ihre spätere Rolle als Königin? Sie wird erzogen, abgerichtet (?), umsorgt, und man lässt sie sehr früh wissen, dass sie die größte ist. Das Prinzessinnengefühl. Wie würde ich als Prinz mit einer solchen Rolle umgehen? Unvorstellbar. Ich möchte alles selber machen. Brauche niemand, der mir die Türen aufhält und das Frühstück vor mich hin stellt. Prolet eben. Das ist eine Einstellung, die im Leben durchaus weiterhilft.

Aus der Sicht einer Königin sind wir alle kleine Proleten, nette und weniger nette. Als Prinz müsste ich mir vorstellen, wie so eine Monarchie einmal begonnen hat. Zuerst wurde etwas erobert. Durch Kraft und Mut. Dann wurde es in Besitz genommen. Meist für immer. Man stilisierte sich zum Machthaber. Verfeinerte seine Erscheinung. Man bekam feine Kleider gestickt, die sich das normale Volk nicht leisten konnte, und schon war man von Adel. Enteignungen, Raub, Machtmissbrauch und Willkür hat es auch gegeben. Der Hochadel machte sich aber unangreifbar. Ich will es nicht so krass darlegen, aber was man heute leicht dem einen oder anderen Milliardär zur Last legen könnte, nämlich, dass er ein Räuber und Betrüger ist, kann man generell auch dem so feinen Hochadel anlasten. Was man aber nicht tut. Denn vornehmes Gebaren weist solche Kritik als unschön zurück.


Zurück zur englischen Königin: sie ist eine süße alte Dame, die sich in ihrem Leben immer vorbildlich benommen hat und jeden Respekt verdient. Oft kommt sie als diplomatische Geheimwaffe zum Einsatz. Für uns Deutsche, deren Kaiser durch die Wirren der jüngeren Geschichte abhanden gekommen ist, bedeutet die Monarchie heute nur ein nostalgisches Hinblicken auf die Gekrönten anderer Länder. Von denen gibt noch viele. Leider auch noch ebensoviele unerwünschte Diktaturen. Das alles läuft unter der Vielfalt menschlichen Lebens. Auch dass David Cameron, der Prime Minister, im Huckepackverfahren mit der Queen in Berlin auftaucht, ist kein Zufall, sondern ein politischer Alleingang.

Vielleicht wäre ich vor 500 Jahren auch ein Royalist geworden. Heute bin ich selbstverständlich Prolet und kann es mir nicht verkneifen, über andere Staatsformen laut nachzudenken. Doch uns' Elizabeth ist uns immer herzlich willkommen.





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