Eines ist sicher: was gerade in Frankreich abgegangen ist, berührt die ganze Welt. Die Opfer dieser fanatischen Attacke sind auch in Zukunft nicht nur in Frankreich allein zu befürchten. Das wissen wir ja schon. Religiöse Eiferer gab es schon im Mittelalter, mit den entsprechenden Gegenreaktionen derer, die den gesunden Menschenverstand vertraten. Auch Meinungsfreiheit und Vielfalt wurden damals schon angegriffen und verteidigt. Bei unserer Mobilität und Globalität haben wir jetzt Kenntnis von verwirrend ähnlichen Erscheinungen, die teils grenzübergreifend, teils national gestrickt sind, und über die wir nicht genug wissen. Die Ursachen dieser Gewalt werden, je nach nationalem Bedarf, immer wieder im falschen Lager gesucht.
In den baltischen Ländern und in der Ukraine sind es die russischsprachigen Minderheiten, die für potenzielle Gewalt instrumentalisiert werden können. Herr Putin sorgt gerne dafür. In Großbritannien, das wegen der verlorenen Kolonien schon lange ein Völkergemisch ohnegleichen darstellt, herrscht zwar nicht Friede Freude Eierkuchen, aber, die muslimisch-asiatisch-afrikanisch-exotische Welt identifiziert sich mit dem Land, wird nicht systematisch ausgegrenzt. Man geht nicht nur zum Chinesen, sondern überall hin, wo es etwas zu kaufen, zu essen und zu feiern gibt. Den etwas beknackten Menschen, der im Schlafanzug am Picadilly Square in London herumläuft, habe ich schon vor 50 Jahren gesehen. So, what? In der britischen Gesellschaft, wo Englisch natürlich der Kitt fürs friedliche Nebeneinanderherleben ist, so schlecht es auch gesprochen sein mag, scheint die moderne Welt nicht ständig am Auseinanderbrechen. Aber sie ist unglaublich bunt und auch ein wenig unbritisch geworden.
Deutschland, das seine Wiedervereinigung erst vor kurzem erleben durfte, scheint auf dem Weg zur multikulturellen Zufriedenheit. Man sage jedoch nicht, wir seien eine christlich-jüdische Wertegemeinschaft. Wertegemeinschaft, ja, aber mit mehr Toleranz und weniger Ängsten. Deutschland wird weder wegen der islamfeindlichen Eintagsfliege Pegida, noch wegen der AfD auseinanderfliegen. Die gemeinsamen Bindungen und die mautfreien Autobahnen (auch!) sorgen dafür. Und ein Bundespräsident, der einfach keine Zuspitzungen aufkommen lässt und notwendige Harmonie heraufbeschwört.
Das Problem scheint gegenwärtig Frankreich zu sein: die Sinnkrise in diesem Land hat ihre tiefen Gründe. Die Hauptstadt Paris bestimmt immer noch den Gang der Dinge. Und die Dame Le Pen sitzt nur noch in den Startlöchern, um sofort das französische Ego zu bedienen, wenn etwas schiefgeht. Für de Gaulle war es noch l'Algérie francaise. Aber auch die anderen, meist afrikanischen, Exkolonien wurden nicht, wie die britischen, nach und nach in die Freiheit entlassen. Nein, sie mussten sich dem massiven Druck der Frankophonie beugen. Alles ist darauf aufgebaut, eine Art Hoheit über die Ehemaligen aufrecht zu erhalten. Natürlich auch mit etwas humanitärem Einsatz. Und während schon Sarkozy sich gegen aufrührerische, arbeitslose Jugendliche stark machte, folgte die Mehrheit der Franzosen dieser Hetze und wählte ihn. Dabei war die große Angst der Franzosen nicht so sehr die Überfremdung, sondern der befürchtete Zerfall der Nation. Wie oft hörte man bei Konflikten: la France est divisée en deux. Die Medien formulierten es zusammen mit den Politikern. Dass man sich nicht ehrlich um die Eingliederung der "Ausländer" bemüht hat, scheint sich jetzt zu rächen, wo jeder merkt, dass es mit der Wirtschaft nicht so toll bestellt ist, und dass der Schuldenberg wächst, während die Arbeitslosigkeit voranschreitet.
Die Ursache dieser Situation ist nicht der Hass einiger weniger Muslime auf Frankreich - viele lieben das Land und leben gerne dort - sondern die Langsamkeit, mit der notwendige Änderungen herbeigeführt werden. In vielem ist Frankreich wegen des Verharrens in der gloriosen Vergangenheit hinter den Entwicklungen hergehinkt. Zehn Jahre? Zwanzig Jahre? Es gab vielleicht eine Zeit, wo man noch glauben konnte, dass etwas nur gut ist, wenn es aus Frankreich kommt. Vielleicht auch kulturell. Heute kann jeder Analphabet mit Leichtigkeit über den Tellerrand hinausschauen. Da genügt es nicht mehr, nur die nationale Eigenart herauszukehren. Auch Frankreich täte gut daran, sich mehr auf die Minderheiten zuzubewegen. Der Fanatismus im Namen einer schweigenden Mehrheit hat auf keinen Fall eine Überlebenschance, wenn das Zusammenleben ernsthaft und ehrlich praktiziert wird. Das Gewinke mit den Wahlen, die man nur zum Abstrafen der Vorgängerregierung benutzt, ist so eine Erscheinung, die man abschaffen sollte. Nur die Le Pens profitieren davon. Aber, wo sind die Reformen? Vergangenheit ist dazu da, dass man sie aufarbeitet. Das gilt für alle Länder, auch für Frankreich.
In den baltischen Ländern und in der Ukraine sind es die russischsprachigen Minderheiten, die für potenzielle Gewalt instrumentalisiert werden können. Herr Putin sorgt gerne dafür. In Großbritannien, das wegen der verlorenen Kolonien schon lange ein Völkergemisch ohnegleichen darstellt, herrscht zwar nicht Friede Freude Eierkuchen, aber, die muslimisch-asiatisch-afrikanisch-exotische Welt identifiziert sich mit dem Land, wird nicht systematisch ausgegrenzt. Man geht nicht nur zum Chinesen, sondern überall hin, wo es etwas zu kaufen, zu essen und zu feiern gibt. Den etwas beknackten Menschen, der im Schlafanzug am Picadilly Square in London herumläuft, habe ich schon vor 50 Jahren gesehen. So, what? In der britischen Gesellschaft, wo Englisch natürlich der Kitt fürs friedliche Nebeneinanderherleben ist, so schlecht es auch gesprochen sein mag, scheint die moderne Welt nicht ständig am Auseinanderbrechen. Aber sie ist unglaublich bunt und auch ein wenig unbritisch geworden.
Deutschland, das seine Wiedervereinigung erst vor kurzem erleben durfte, scheint auf dem Weg zur multikulturellen Zufriedenheit. Man sage jedoch nicht, wir seien eine christlich-jüdische Wertegemeinschaft. Wertegemeinschaft, ja, aber mit mehr Toleranz und weniger Ängsten. Deutschland wird weder wegen der islamfeindlichen Eintagsfliege Pegida, noch wegen der AfD auseinanderfliegen. Die gemeinsamen Bindungen und die mautfreien Autobahnen (auch!) sorgen dafür. Und ein Bundespräsident, der einfach keine Zuspitzungen aufkommen lässt und notwendige Harmonie heraufbeschwört.
Das Problem scheint gegenwärtig Frankreich zu sein: die Sinnkrise in diesem Land hat ihre tiefen Gründe. Die Hauptstadt Paris bestimmt immer noch den Gang der Dinge. Und die Dame Le Pen sitzt nur noch in den Startlöchern, um sofort das französische Ego zu bedienen, wenn etwas schiefgeht. Für de Gaulle war es noch l'Algérie francaise. Aber auch die anderen, meist afrikanischen, Exkolonien wurden nicht, wie die britischen, nach und nach in die Freiheit entlassen. Nein, sie mussten sich dem massiven Druck der Frankophonie beugen. Alles ist darauf aufgebaut, eine Art Hoheit über die Ehemaligen aufrecht zu erhalten. Natürlich auch mit etwas humanitärem Einsatz. Und während schon Sarkozy sich gegen aufrührerische, arbeitslose Jugendliche stark machte, folgte die Mehrheit der Franzosen dieser Hetze und wählte ihn. Dabei war die große Angst der Franzosen nicht so sehr die Überfremdung, sondern der befürchtete Zerfall der Nation. Wie oft hörte man bei Konflikten: la France est divisée en deux. Die Medien formulierten es zusammen mit den Politikern. Dass man sich nicht ehrlich um die Eingliederung der "Ausländer" bemüht hat, scheint sich jetzt zu rächen, wo jeder merkt, dass es mit der Wirtschaft nicht so toll bestellt ist, und dass der Schuldenberg wächst, während die Arbeitslosigkeit voranschreitet.
Die Ursache dieser Situation ist nicht der Hass einiger weniger Muslime auf Frankreich - viele lieben das Land und leben gerne dort - sondern die Langsamkeit, mit der notwendige Änderungen herbeigeführt werden. In vielem ist Frankreich wegen des Verharrens in der gloriosen Vergangenheit hinter den Entwicklungen hergehinkt. Zehn Jahre? Zwanzig Jahre? Es gab vielleicht eine Zeit, wo man noch glauben konnte, dass etwas nur gut ist, wenn es aus Frankreich kommt. Vielleicht auch kulturell. Heute kann jeder Analphabet mit Leichtigkeit über den Tellerrand hinausschauen. Da genügt es nicht mehr, nur die nationale Eigenart herauszukehren. Auch Frankreich täte gut daran, sich mehr auf die Minderheiten zuzubewegen. Der Fanatismus im Namen einer schweigenden Mehrheit hat auf keinen Fall eine Überlebenschance, wenn das Zusammenleben ernsthaft und ehrlich praktiziert wird. Das Gewinke mit den Wahlen, die man nur zum Abstrafen der Vorgängerregierung benutzt, ist so eine Erscheinung, die man abschaffen sollte. Nur die Le Pens profitieren davon. Aber, wo sind die Reformen? Vergangenheit ist dazu da, dass man sie aufarbeitet. Das gilt für alle Länder, auch für Frankreich.
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