Freitag, 23. Januar 2015

Die Theorie der Unendlichkeit - Stephen Hawking

Es wäre vermessen, das Werk und die Studien von Stephen Hawking auf diesem begrenzten Platz auch nur umreissen zu wollen. Jeder hat schon von Hawking gehört: er kann sich nicht mehr bewegen, er kann nicht sprechen. Er ist ein Opfer einer schrecklichen Krankheit, die allmählich zum Tode führt. Eine neuromuskuläre Krankheit, vor der es kein Entrinnen gibt. Mit 21 Jahren erkrankte er an amyotropher Lateralsklerose (ALS). Ein Wunder, dass dieser geniale Physiker, nachdem man ihm eine Restlebenszeit von höchstens 2 Jahren vorausgesagt hatte, noch lebt und sein Geist immer noch auf der Suche ist. Dieser Stoff ist für die Filmindustrie selbstverständlich ein gefundenes Fressen. Etwas, das der Banalität des Alltags entkommt und in die Tiefen wissenschaftlicher Begierde eindringt. Das Ergebnis: The Theory of Everything.


Aber Vorsicht: jeder könnte sich vornehmen, einen solchen Film zu drehen: ein wenig Romantik (das muss schon sein), Liebe (ohne das geht gar nichts), Spannung (wird er es schaffen?) und gute schauspielerische Leistung. Wer den im September 2014 freigegebenen englischen Film schon gesehen hat, versteht, was mit Vorsicht gemeint ist. Ein rührseliges Produkt mit aesthetischen Einschüben, etwas Musik und Kitsch, sowie erzählerischem Bemühen, würde diesem delikaten Stoff keineswegs gerecht werden. Stephen Hawking gilt unter Seinesgleichen als Genie. Seine Werke zeugen davon. Unter der Regie von James Marsh ist ein Filmwerk entstanden, das es nicht nötig hat, besonders gepriesen zu werden. Die Preise und Oscars werden nur so herbeipurzeln.


Eine Inhaltsangabe verbiete ich mir, um die volle Wirkung des Filmes nicht zu beeinträchtigen. Wir sahen ihn in der englischen Originalfassung. Dass es sich hier um ein Jahrhundertwerk handeln muss, leuchtet jedem sofort ein. Hollywood wäre zu so etwas nie in der Lage. Dazu fehlt dieser Filmmaschinerie die Feinheit. Hawkings erste Frau, Jane Wilde Hawking, hat ein Buch geschrieben, auf dem die Story des Films beruht. "Travelling to Infinity. My Life with Stephen". Dabei muss ohne Einschränkung auch das hervorragende Talent der Hauptdarsteller gewürdigt werden, Eddie Redmayne als Stephen und Felicity Jones als Jane. Auch die anderen zentralen Rollen sind hervorragend besetzt. Ein Glücksfall, wenn man bedenkt, was alles hätte daneben gehen können: die Echtheit einer menschlichen Beziehung, die durch alle Leiden geht. Vom ernsthaften Jüngling zum genialen Forscher reift das junge Genie, das zum Krüppel wird und dennoch alle Wertschätzung und Liebe auf sich zieht und ein schwieriges Leben lebt. Der Film kann allen Mut machen, auch den körperlich Unversehrten. Wie leicht dagegen müssen es Albert Einstein, Werner Heisenberg oder Max Planck gehabt haben. Aber diese Vergleiche sind unzulässig.

Eddie Redmaynes Verkörperung von Hawking ist mit so viel Feinheit, Intelligenz und Liebe gezeichnet, dass es dem Betrachter den Atem verschlägt. Nebenrollen gibt es so gut wie keine. Die Mühsal, der Horror eines solchen Lebens, wie es Hawking heute noch lebt, wie es sich über die Jahre entwickelt hat, sind mit so viel Menschlichkeit dargestellt, dass der Film geradezu wie ein Appell wirkt.

Ich gedenke hier auch eines lieben Freundes, Manfred, der nach relativ kurzem Leiden, liebevoll umsorgt, gerade an ALS gestorben ist.








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