Du spieltest Geige, wenn ich mich recht erinnere. Du lachtest gern. Nie habe ich Dich wütend gesehen. Als junger Priester hat man Dich in den Schwarzwald versetzt, nach Riedböhringen, wo Du mit Ruth, Deiner Haushälterin, ein harmonisches, ja sogar frohes Leben führtest. Ein Leben, das von gegenseitigem Respekt, ja Freundschaft geprägt war. Das Haus in dem Du wohntest, hatte dicke, Jahrhunderte alte Mauern. Im Winter frohr man darin etwas. Deine kleine Gemeinde muss Dich geliebt haben, und ein Sohn dieser Gemeinde hatte es bis zum Kurienkardinal in Rom gebracht.
Ich wohnte als Student bei Deinen Eltern in Freiburg. Als Du erfuhrst, dass ich eine Reise nach Rom plante, batst Du mich, einen Brief an Kardinal Bea mitzunehmen, denn es ging um die Vorbereitung eines Besuches in seiner Heimatgemeinde. Der Weg, zu Fuß, hinauf, bis fast ans Ende der Via Aurelia, die noch zum Vatikan gehörte, war lang und beschwerlich. Ich wurde mit diesem Brief von einem dünnen Pater mit Soutane zum Kardinal geführt. Meine Überraschung war groß: ich begegnete einem Achtzigjährigen, einem durchgeistigten Herrn, mit dem man sofort Freundschaft schließen musste. Nach einstündiger Unterhaltung übergab der Kardinal mir ein Bigletto d'Ingresso, eine Eintrittkarte zur Ostermesse im Petersdom, damals gefeiert von Papst Johannes dem Dreiundzwanzigsten. Die Ehrentribühne, eine Treppe hoch, direkt gegenüber dem Altar, war mein Ziel. Wie ein Promi wurde ich von einem Schweizergardisten dorthin geleitet. Ich kam neben dem westdeutschen Außenminister zu sitzen, von Brentano, der mich selbstverständlich ignorierte.
Zurück in Freiburg, Paul, wenn Du Deine Familie besuchtest, kamen auch andere Priesterfreunde ins Haus. In fröhlicher Runde - auch Deine geliebte Schwester Anne - war oft dabei, wurde gefeiert und gesungen. Zu Deinen besten Freunden gehörte Klaus Hemmerle, der später Bischof wurde und früh starb. Seine Intelligenz und sein Humor waren umwerfend. Er liebte Schüttelreime und ergötzte uns damit. Himmlische Heerscharen, die zu Haarscheren wurden, usw. Wenn er ein wenig über das Ziel hinausgeschossen war und der Reim unanständig zu werden drohte, hielt er plötzlich inne und errötete wie ein Schuljunge. Das Lachen konnte er aber nicht mehr verhindern. Er konnte auch mühelos einen Vortrag des greisen Philosophen Heidegger in weniger als 10 Minuten verständlich zusammenfassen. Sein und Zeit, eben.
Auch Ernesto, ein Philosophiestudent aus dem Baskenland, der bereits die Weihen des Priesters hatte, gehörte zu den abendlichen Lachern im Hause Sumser. Sein Deutsch war perfekt. Mit dem leicht surrealistischen spanischen Humor konnte er Wortspiele herbeizaubern, die mehr als kreativ waren. Du, Paul, warst jedoch der Musische, Klaus der Hochgeistige, Ernesto, der gezähmte Stierkämpfer. Ich war der Genießer. In dieser Freundesrunde habe ich mich sehr wohl gefühlt. Klaus konnte man gelegentlich im Fernsehen sehen. Ernesto schrieb und übersetzte aus dem Russischen und Du, Paul wurdest immer stiller. Es ging Dir nicht gut. Was würde ich geben, wenn ich Dich nocheinmal gesehen hätte.
Gestern haben wir Dich zu Grabe getragen. Was bleibt, lieber Paul, ist die Liebe, die nicht nur die riesige Trauergemeinde Dir entgegenbrachte. Alle, denen Du begegnet bist, haben Dich geliebt. So wird es auch bleiben.
Ich wohnte als Student bei Deinen Eltern in Freiburg. Als Du erfuhrst, dass ich eine Reise nach Rom plante, batst Du mich, einen Brief an Kardinal Bea mitzunehmen, denn es ging um die Vorbereitung eines Besuches in seiner Heimatgemeinde. Der Weg, zu Fuß, hinauf, bis fast ans Ende der Via Aurelia, die noch zum Vatikan gehörte, war lang und beschwerlich. Ich wurde mit diesem Brief von einem dünnen Pater mit Soutane zum Kardinal geführt. Meine Überraschung war groß: ich begegnete einem Achtzigjährigen, einem durchgeistigten Herrn, mit dem man sofort Freundschaft schließen musste. Nach einstündiger Unterhaltung übergab der Kardinal mir ein Bigletto d'Ingresso, eine Eintrittkarte zur Ostermesse im Petersdom, damals gefeiert von Papst Johannes dem Dreiundzwanzigsten. Die Ehrentribühne, eine Treppe hoch, direkt gegenüber dem Altar, war mein Ziel. Wie ein Promi wurde ich von einem Schweizergardisten dorthin geleitet. Ich kam neben dem westdeutschen Außenminister zu sitzen, von Brentano, der mich selbstverständlich ignorierte.
Zurück in Freiburg, Paul, wenn Du Deine Familie besuchtest, kamen auch andere Priesterfreunde ins Haus. In fröhlicher Runde - auch Deine geliebte Schwester Anne - war oft dabei, wurde gefeiert und gesungen. Zu Deinen besten Freunden gehörte Klaus Hemmerle, der später Bischof wurde und früh starb. Seine Intelligenz und sein Humor waren umwerfend. Er liebte Schüttelreime und ergötzte uns damit. Himmlische Heerscharen, die zu Haarscheren wurden, usw. Wenn er ein wenig über das Ziel hinausgeschossen war und der Reim unanständig zu werden drohte, hielt er plötzlich inne und errötete wie ein Schuljunge. Das Lachen konnte er aber nicht mehr verhindern. Er konnte auch mühelos einen Vortrag des greisen Philosophen Heidegger in weniger als 10 Minuten verständlich zusammenfassen. Sein und Zeit, eben.
Auch Ernesto, ein Philosophiestudent aus dem Baskenland, der bereits die Weihen des Priesters hatte, gehörte zu den abendlichen Lachern im Hause Sumser. Sein Deutsch war perfekt. Mit dem leicht surrealistischen spanischen Humor konnte er Wortspiele herbeizaubern, die mehr als kreativ waren. Du, Paul, warst jedoch der Musische, Klaus der Hochgeistige, Ernesto, der gezähmte Stierkämpfer. Ich war der Genießer. In dieser Freundesrunde habe ich mich sehr wohl gefühlt. Klaus konnte man gelegentlich im Fernsehen sehen. Ernesto schrieb und übersetzte aus dem Russischen und Du, Paul wurdest immer stiller. Es ging Dir nicht gut. Was würde ich geben, wenn ich Dich nocheinmal gesehen hätte.
Gestern haben wir Dich zu Grabe getragen. Was bleibt, lieber Paul, ist die Liebe, die nicht nur die riesige Trauergemeinde Dir entgegenbrachte. Alle, denen Du begegnet bist, haben Dich geliebt. So wird es auch bleiben.
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