Donnerstag, 3. April 2014

Sanieren geht über studieren! Ayurvedische Inseln

Über Gesundheit macht man keine Witze. Über Krankheit schon gar nicht. Wenn aber das Gesundheitswesen zu teuer wird, fragt man sich schon, was da schiefläuft. Andererseits ist es eine großartige Sache, von guten Ärzten umgeben zu sein. Vor allem, wenn man sie braucht. Mein geliebter Doktor Nees - ich durfte als Kind immer seinen Opel P 4 besichtigen - hatte meist eine Medizin für die kleinen Wewehchen, und klare Diagnosen. Dabei hatte er auch noch Zeit für ein höfliches Geplauder mit Mama. Sprüche wie: So werde ich meine Verstopfung wieder los, oder, fragen sie ihren Arzt oder Apotheker, waren unbekannt. Jetzt kommt oft die erste Diagnose vom Fernsehschirm: was, sie tun nichts gegen die Haut über vierzig? Bei ersten Anzeichen von Magenverstimmung sollten sie etwas unternehmen. Undsoweiter.

Wir wissen, dass Krankenhäuser in einen unsäglichen Strudel von Kostentreiberei geraten sind. Dass Ärzte nicht mehr aufs Land wollen. Dass Medizin, ohne Anlass angepriesen wird wie Sauerbier. Dass man sich schuldig fühlt, wenn man die "kostenlose" Apotheken-Umschau nicht regelmäßig liest. Der mündige Patient, der sich heute ja jeden Blödsinn selbst ergoogeln kann, muss natürlich jetzt auch die Verantwortung für sein Wohlbefinden selbst übernehmen. Das fängt harmlos mit Begriffen wie Verspannung, Hautfältchen und Verdauungsstörung an und führt zur Darmspiegelung, Krebsvorsorge und Demensverdacht, ohne, dass der Noch-nicht-Patient Gelegenheit erhält, seine Angst zu verarbeiten. Das alles scheint sich außerhalb der gängigen Humanmedizin abzuspielen. Daneben lebt der Mensch so recht oder schlecht. Die einen werden immer älter, die anderen erwischt es halt.


Die Schieflage des Gesundheitswesens scheint mir durch zweierlei bedingt: immer neue Pharmaprodukte, die über hohe Kosten mehr Heilung bewirken sollen, und die arzneibezogene Hinwendung zu unfertigen Heilmethoden, an die geglaubt werden muss. Der Patient als solcher ist uninteressant geworden, weil er eine Vielfalt von Symptomen mit sich bringt, für die der Arzt keine Zeit mehr hat. Hineinhorchen in ein psychosomatisch geschädigtes Wesen, wo gibt es das noch? Eine brandheiße Umfrage über den "idealen Hausarzt" besagt, dass es heute an Zuwendung, Zeit und Aufmerksamkeit fehlt. Das findet fast ein Fünftel der Patienten. Allgemeinverständliche Beschreibung von Symptomen, Kommunikation auf Augenhöhe, bessere Verfügbarkeit des Arztes an Wochenenden, all das fehlt den Menschen. Nur das Einnehmen von Pillen (Grüßgott, Pharmaindustrie!), wird immer wichtiger.

Wie soll man so etwas nennen? Modernes Gesundheitswesen? Es ist wie bei politischen Wechseln: sie können gut tun. Ein anderes Etikett kann auch andere Inhalte bedeuten. Der Homöopathie stand ich immer etwas ablehnend gegenüber. Ihr Motto: jedem Tierchen sein Pläsierchen. Aber, hilft es? Wer älter ist, hat das alles schon einmal erlebt. Den Wunderheiler, den Heilpraktiker, den Selbstheiler und den Möchtegernheiler. Natürlich: Wer helfen möchte und intelligent an die Sache geht, kann oft Erstaunliches bewirken. Doch die moderne Medizin sollte mehr leisten.

Alternative aus Indien

Wie wäre es mit etwas neuem, das Jahrhunderte alt ist? Dazu noch billig und angenehm? Etwa eine "Hot stone massage"? Auf dem Rücken liegend, halb nackt? Die heißen flachen Kiesel werden unter dich gelegt, die Füße massiert, dann der Hals gestreckt, dann dringen die Finger des Masseurs tief in deinen Körper ein. Heißes Öl wird sanft auf dich geträufelt. Der ganze Körper wird geknetet. Bevor du unter die Dusche gehst, sagst du Dankeschön, denn dein Körper fühlt sich wohl, und deine Seele hat so viel Stille und Ruhe abbekommen, dass du es nicht enden lassen willst. Cath und ich haben uns drei Tage lang in Bangalore, Südindien, der ayurvedischen Heilkunde hingegeben. Mit einer satten Erkältung und total ermüdet waren wir beide dort angekommen. Geheilt, so scheint es, und guten Mutes fuhren wir wieder weg, wissend, dass die Behandlung im Ashram "The Art of Living" uns geholfen hat. Das Vertrauen in die fernöstliche Medizin, eine Ganzkörperheilkunde, war wieder da. Wie in der "modernen" Politik, wo viel lügenhafter Unsinn verkündet wird, kommt auch die westliche Medizin wie eine Heilsverkündung daher. Wo soll da das Vertrauen herkommen?

Ein junger Arzt ohne Allüren hatte unsere Pitta und Vatta betrachtet. Ayurveda ist das Wissen vom Leben, Pitta, Vatta und Kapha sind die wichtigsten Körperenergien. Auch verschiedene Kombinationen davon können das Leben bestimmen. Eine Vatta-Pita-Konstitution scheint ideal, weil dieser Mensch dynamisch, intelligent, positiv und unternehmungslustig ist. Es wird dazu noch viel zu sagen sein. Ayurvedische Inseln gibt es jetzt überall. Eine neue Art, die Gesundheit zu betrachten?



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