Sonntag, 10. November 2013

Pumpernickel - Kommissbrot - Baguette

Für mich liegen die Dinge relativ klar: Gutes Brot liebe ich abgöttisch, vor allem, das ganz frische. Viele Länder haben überhaupt kein essbares Brot. Das kätschige Zeug, mit dem man diese dreieckigen weissbrotartigen Stullen herstellt, womöglich mit Ei und Käse belegt (Salatblatt nicht vergessen!), kann mir gestohlen bleiben. Viele Länder sind damit zufrieden. Eine Brotkultur möchte ich das nicht nennen. Auch wenn Salz systematisch weggelassen wird, wie in Italien oder Spanien, gefällt mir das nicht. Brot ist eine Weltanschauung. Dazu gehört Salz.


Pumpernickel ist Ansichtssache. Wie Katholisch oder Evangelisch. Man kann es sich aussuchen, aber man muss sich entscheiden. Wer Pumpernickel mag, der mag auch viel Butter drauf mit Honig oder Schinken. Warum die Franzosen glauben, Napoleon oder einer seiner Kavalleristen hätte, verächtlich und mit nachgemachtem deutschem Akzent, gesagt, Pumpernickel sei "du pain pour Nickel", Brot für sein Pferd Nickel, weiß ich immer noch nicht. Man soll auch gesagt haben "Bon pour Nicole", was auch ein Pferd gewesen sein soll. Es spielt keine Rolle. Der große französische Welteroberer kann es nicht gewesen sein, denn das Wort Pumpernickel stammt aus dem 15. Jahrhundert. Nach einer Ausgabe der Leipziger Illustrierten Zeitung soll ein Stadtrat aus Osnabrück dieses Brot selbst gebacken und unter seine hungernden Mitbürger verteilt haben. Das war lange vor Napoleon, nämlich 1450. "Bonus piniculum" wurde es genannt: Aus dem Lateinischen in etwa übersetzt: gutes kleines Brot.

Das Kommisbrot hingegen scheint aus dem Gebrauch gekommen zu sein. Ich liebte dieses kastenförmige, leicht säuerliche und eigentlich fast immer frisch schmeckende Brot. Das muss ein Brot aus der Kriegszeit gewesen sein, das die Soldaten leicht mit sich tragen konnten. Dick mit Butter bestrichen, dazu eine gute Konfitüre oder Mettwurst: Nichts macht glücklicher. Wo ist dieses Brot geblieben? Ein Opfer der industriegesteuerten Erneuerungssucht? Vielleicht hat dieses bescheiden aussehende Brot den üblichen Sprung in die Höhe nicht geschafft, was den Preis betrifft. Die zahlreichen anderen Brotsorten, vor allem die mit dem Drei-bis-fünf-Körnermythos, haben die Preiserhöhungen seit Einführung des Euro gut mitgemacht.

Als wir in Frankreich lebten, war die Baguette, das französische Stangenbrot, fast die einzige, aber ganz gute Lösung. Zum Frühstück, das in Frankreich meist recht bescheiden daher kam (Tasse Kaffe, Stück Baguette, Butter und Marmelade) war dieses Brot immer willkommen, auch zu allen anderen Mahlzeiten. Kritisch wurde es gegen Abend, wenn man die Morgenbaguette zu Ende essen wollte. Sie war dann trocken und wurde oft weggeschmissen, was mich wütend machte.


So hat jedes Land seine eigene Brotkatastrophe. Die einen haben nicht genug, die anderen werfen es weg, wenn es ihnen nicht mehr schmeckt. Für mich ist Brot eine Grundnahrung, der man den nötigen Respekt zollt. Wir sollten auch wissen, wie glücklich man in einem Land sein kann, in dem es frische Brötchen und Brezeln gibt. Weite Teile dieser Welt haben das noch nicht begriffen. In Deutschland soll es über 300 Sorten Brot geben. In Frankreich über 300 Sorten Käse. Und Österreich, vor allem Wien als Großstadt, hat brotmäßig seine Unschuld bewahrt: keine 300 Sorten, dafür aber meist gutes Brot. Bäckereien an allen Ecken und Enden. Und für Weizenmehlunverträglichkeit gibt es überall Dinkelbrot, das nicht wie ein schlechter Ersatz schmeckt, sondern fast süchtig machen könnte. Wien als Weltmeister im Brotbacken.








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