Samstag, 19. Oktober 2013

Schwulsein, wenn's gar nicht anders geht: Liberace

Liberace, der Schwülstling Amerikas, der mich als Heranwachsenden anekelte, wenn ich im Fernsehen eine seiner pompösen Schaus anguckte. Für das männliche Geschlecht, das sich selbstverständlich als hetero verstand, eine wahre Herausforderung. Dass Freund Lee stockschwul war, ist niemandem entgangen, nur wussten viele nicht, was das bedeutete. Denn, sein künstlerisches Talent, seine Popularität, seine Neigungen hat Liberace immer unter einem Berg von Verkleidungen und einem orgasmischen Klunkerpomp zu verstecken gewusst. Wer würde es wagen, einen schillernden Star wie diesen angemessen filmisch zu verkörpern?

Liberace????

Michael Douglas, dessen Vater Kirk in seinen Filmen oft den Macho verkörperte (Spartacus, A Tough Guy etc), würde sich im Grabe umdrehen, wenn er nicht mehr leben würde, was er zum Glück noch tut. Einen solchen Sohn zu haben, der im Film "Behind the Candelabra" den Liberace spielt, und auch noch gut, lässt Fragen stellen. Was hat Michael dazu getrieben, einen solchen Egomanen und Luxusheini zu verkörpern, über den damals schon alle lachten? Von Verachtung ganz zu schweigen. Das gezierte, tuntenhafte Geplappere hat Michael Douglas drauf wie ein echter Schwuli. Und, er schafft es, diese grenzwertige Ernsthaftigkeit herzustellen, die zu seinem Filmpartner Matt Damon so gut passt. Als Scott wirkt dieser schüchtern, neugierig und zu einer aufrichtigen Liebe bereit. Das macht aus diesem Hollywoodfilm ein beachtenswertes Werk des Glamours und der Aufrichtigkeit. Matt ist der  eher hetero Typ, der in diese Sache mit Lee allmählich hineinschlittert.


Der Film ist in Wien gerade auf Englisch angelaufen. Er ist sehr amerikanisch und trotzdem nicht schlecht. Er riskiert die Lächerlichkeit und erreicht, dank der offensichtlichen Talente von Mike Douglas und Matt Damon eine unglaubliche Intensität. Dabei spielt die Nacktheit der Männer kaum eine Rolle, denn Hollywood gibt sich da immer noch prüde und jungfernhaft. Nur einmal wird ein männliches Gesäß von hinten gezeigt. Auch Pimmel haben in einem solchen Film keinen Platz. Was bleibt, wenn man aus dem Kino kommt: eine intensive und ehrliche Liebesbeziehung zweier Männer, die bis über den Tod reicht. Liberace starb an AIDS, obwohl es niemand wahr haben wollte.







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