Freitag, 23. August 2013

Island - der Gang durch die Wüste.

Isländische Oasen sehen etwa so aus: ringsum Schotter, Geröll, Gesteinsbrocken, Felsen links ein Gletscher, rechts ein Gletscher. Massive Gebirge, von Schnee bedeckt mit Eis, der größte Gletscher über 100 km lang: der Vatnajökull. Wir, (Cath und ich), Cathies Bruder Richard und Frau Sue, hatten uns vorgenommen, einen Jeep zu mieten und hinauf in den Norden zu fahren. Gute dreihundert Kilometer, wenn man die Krummen weglässt. Eine Schotterstraße gibt es, auf der man angeblich an einen Ort namens Kjölur kommt, sozusagen auf halbem Weg. Jeder kennt es, aber es sind nur drei Häuser, ein Kiosk und eine Zeltmöglichkeit an einem See. Wer nicht aufpasst, fährt an Kjölur vorbei und durchfährt mit 50, zwischen dem Langjökull und dem Hofsjökull, eine absolut menschenleere Gegend. Isländische Oasen sind ein Stück Grün, ohne Palmen oder andere Bäume. Wir hatten meinen Lieblingsvulkan Hekla weit im Süden hinter uns gelassen und waren nur für einen kurzen Halt am Gulfoss ausgestiegen, wo wir eine gute Fleischsuppe aßen, gemacht aus Lammfleisch und viel Gemüse. Der Wasserfall ist überwältigend.

Gulfoss, einer der Größten Islands
Wir hatten noch etwa 100 km zu fahren, um zu unseren Freunden Dalla und Agnar zu kommen. Gut zwei Stunden. Dann, mitten in der Wüste, kein Haus, kein Straßenschild, kein Verkehr, es rumpelt kurz, der Jeep stellt sich quer und lässt sich nicht mehr bewegen. Es konnte nicht der Motor gewesen sein. Eine Reifenpanne hätte mich auch nicht daran gehindert, den Wagen ordnungsgemäß an den Rand zu stellen. Doch das ging nicht. Das linke Vorderrad blockierte. Wir waren geschockt, denn es war schon gegen 2o Uhr, und wir wollten noch rechtzeitig in "unser" Sommerhäuschen bei Dalla und Agnar kommen.

Die Wüste lebt!

Kaum waren wir am Verzweifeln, als ein englische Paar anhielt, um zu helfen. Sie wussten jedoch nicht, wie. Dann, welch Glück, ein tschechisches Reisemobil mit tatkräftigen Helfern. Jedoch: es fehlten an der Bremsbacke zwei Bolzen (für die Genauigkeit meiner Angabe gebe ich keine Garantie), von denen wir nach langem Suchen nur einen auflesen konnten. Wir saßen also fest.

Agnar, der Retter

Großes Glück hatten wir, als wir Agnar telefonisch erreichen konnten und er uns versprach, in etwa 2 Stunden bei uns zu sein. Die Jeepvermieter hatten wir auch erreicht. Sie wollten den Jeep abholen (etwa 4 Stunden) und ein neues Fahrzeug bringen. Doch inzwischen war Agnar da, wir luden um und fuhren in den sicheren Hafen nach Miklibaer. Köstlichste Lammfleischsuppe und viel Wein brachten uns dann erlöst, abgeschlafft aber glücklich in das Sommerhäuschen. Der Tag war schon wieder am Anbrechen.

Sommerhaus von Dalla und Agnar: süß!

Um sechs Uhr morgens piepte ich aus dem Fenster, und was sah ich da? Oben auf dem Parkplatz vor Agnars Haus stand er: größer denn je, ein Ford Jeep. Den Schlüssel fanden wir unter der Matte des Fahrersitzes. Es war also alles in Ordnung, und wir konnten unsere Expedition gemächlich fortsetzen. Zuerst jedoch mussten wir in aller Ruhe mit Dalla (ausgesprochen: Dadla), Agnar und deren Sohn lange Gespräche führen, denn wir hatten uns viel zu sagen. So kam es an diesem Erholungstag nur zu einem Besuch im nahen Glaumbaer, einem Örtchen mit Häusern in Torfrasenbauweise aus dem 18. und 19. Jahrhundert. So hatte ich isländische Häuser gesehen, als mir mein Vater einen schwarzweißen UFA-Film zeigte. Ich muss fünf Jahre alt gewesen sein. Die Häuser waren auch mit Torfrasen gedeckt. Der Film über Island hatte mich für mein Leben eingenommen: Ich musste Island besuchen und habe dies mehrere Male getan.

Glaumbaer

Das Leben und Schlafen in solchen Katen war kompliziert und von Regeln bestimmt. Die Frauen schliefen an der Fensterseite der Bettstube (badstofa), denn sie mussten spinnen und nähen und brauchten mehr Licht. Die Männer machten Seile aus Pferdehaar oder kämmten Wolle, was mit einer kleinen Öllampe möglich war. Bei der Arbeit im Wohnbereich wurde oft von jemand aus den Sagas vorgelesen oder es wurden Gedichte aufgesagt. Die Torfrasenbebauung hielt die Temperatur auf normal, denn die Körpertemperatur der Schlafenden erwärmte das Gemach. Körpergeruch soll es nicht gegeben haben, die Luft in Island ist weitgehend frei von Bakterien.

Hier wurde gesponnen

Die Menschen sind schweigsam, aber erzählen gerne. Ich habe den Verdacht, dass sie einerseits die Begegnung mit anderen lieben. Sie zeigen es auch. Andererseits hat die Zahl der ausländischen Besucher stark zugenommen. Dieses Jahr sollen es über 800 000 sein. Früher waren es weniger als
10 000. Manche befürchten, von Touristen überschwemmt zu werden. Der Kommerz hat sich allerdings schon darauf eingestellt.













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