Montag, 4. März 2013

Wien, du zahnluckerte Krapfendatschen!

Ich gebe zu, dass ich diese Bezeichnung selbst erfunden habe. Für einen Neuwiener ist die Sprache ein Erlebnis besonderer Art. Der Maulkorb für Hunde, die U-Bahn fahren wollen, wird zum Beißkorb, und die zahlreich aufgestellten Abfallkübel und -Körbe sind nummeriert und tragen eine Telefonnummer. Jetzt habe ich das atemberaubende Entsorgungssystem der Stadt entdeckt: Ist ein "Papierkorb" voll, ruft jemand an und gibt dessen Nummer durch. Dann kommt jemand vorbei und leert den Müll. Wahrscheinlich ein gutes System, und die Nummer heißt "Misttelefon". Da kommt man sich mit dem "Krapfendatschen" eher unoriginell vor.


Wien hat viele Gesichter. Der letzte Sonntag brachte viele Städter auf die Donauinsel, die den Spaziergängern, Joggern, Rollerbladern und Radlern vorbehalten ist. Schwimmen geht erst im Sommer. Aber Sonne darf auch schon im März scheinen. Wir erwanderten uns ein schönes wienerisches Mittagessen: ein Cordon Bleu mit Erdäpfelsalat und etwas mit Lamm und Broccoli. Dazu den roten Zweigelt, eine Flasche, weil Sonntag war.


Das moderne Wien mit den Hochhäusern, liegt an der Donau, jedem Klischee zum Trotz. Dreimal konnte ich schon lesen: "Fuck the police", was verständlich ist, wenn man unter 15 ist und unter "Fuck" nur Bahnhof versteht. Aber, warum allen Journalisten in klarem Deutsch die Normalität absprechen? Dahinter muss System stecken. In einem kleinformatigen Massenblatt, das sich "Heute" nennt (Kein Morgen ohne Heute) lese ich auf der Titelseite: "Wien begrüßt den Frühling". Alles andere ist vom journalistischen Standpunkt her null und nichtig. Anonyme Beleidigungen können nicht strafrechtlich verfolgt werden. Auch Journalisten wissen das.


Die Schokoladenseite Wiens zeigt was es zu bieten hat: prächtige Menschen und Gebäude, Kunst und Können, Kirchen und Museen, Burgen und Schlösser, viele Verkehrsmittel, die den Fremden an alle Orte bringen. Zu den Prachtstraßen und in die kleinen Gassen. Die zahnluckerte Krapfendatschen (ein schönes Wort für eine schöne Stadt!) hat auch einen großartigen Steffel, der über allem thront.











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