Montag, 25. März 2013

Max Ernst - sehr ernst, oder doch nicht?

Es wäre nicht angemessen, Max Ernst als einen malenden Spassmacher abzutun. Dafür ist er viel zu ernst. Dass seine Werke der Entarteten Kunst zugeordnet wurden, kann nur dem banausigen Wahnsinn des Dritten Reiches entsprungen sein. Irrige und pathologische Zuweisungen sind in der Kunst immer wieder an der Tagesordnung, wobei das Wort "Ordnung" seltsame Bedeutungen annimmt. Unordnung? Unterordnung? Abordnung? Verordnung? Öffentliche Ordnung? Diese war natürlich durch Künstler wie Max Ernst von Anfang an gestört, ja verstört.

Albertina in Wien

Man überzeugt sich am besten vom Schaffen dieses Surrealisten, indem man die derzeit auffälligste Ausstellung in Wien besucht: Scharen von Interessierten aus aller Welt strömen zur Zeit in die Albertina in Wien, wo das malende "alter ego" von Sigmund Freud, wie es scheint, gerade Hof hält. Es ist nicht die erste Max Ernst Ausstellung hier, in der Albertina. Auch die von 2008 ("Une semaine de bonté") war ein Erfolg. Wie die vielen anderen in Berlin, Paris, London, New York, Köln, Frankfurt, um nur ganz wenige zu nennen. Manche mögen Max Ernst noch zu den Spinnern des 20. Jahrhunderts zählen, ähnlich wie Dalí, Picasso oder Hundertwasser. Das Ungewöhnliche hat hier die Kunst bestimmt, nicht der traditionelle Pinselstrich. Aber, wie unmöglich es ist, einen Künstler wie Max Ernst, der auch Lebenskünstler war (1891-1976), unter einen Hut zu bringen, wird auch wieder einmal in der Albertina vorgeführt. Er hat in Köln den Dadaismus mitbegründet und ist in Paris Mitglied der ersten Surrealisten geworden. Darüberhinaus schuf er vieles mehr.

"Hier sterben die Kardinäle" (1962)

Wie so oft, ist es am besten, einfach hinzuschauen und selbst zu denken. Die meisten Entdeckungen macht man ohnehin selbst.

"Zwei Personen und ein Vogel" (1926)


Der Humor, vielleicht nur die Ironie, ist nie zu übersehen. Die Vielfalt seiner Ideen und Ausdrucksformen sind am leichtesten zu begreifen. Aber, warum er was gemalt oder geschaffen hat, bleibt das Rätsel, das Max Ernst seiner Nachwelt aufgibt. Ein Suchender, der auch nach der Liebe suchte und viermal verheiratet war, darunter mit Peggy Guggenheim, der Kunstmäzenin und Sammlerin. Ein Fliehender, weil er verfolgt und angefeindet wurde. Auch das hat ihn geprägt.

"Mondspargel" (1935)



"Landschaft mit Getreidekorn" 1936
Max Ernst, der große Surrealist. Maler, Grafiker, Bildhauer. Auch Gedichte hat er verfasst, mit Paul Éluard, dem französischen Dichter, und die Illustrationen dazu selbst geschaffen. Sein Einfluss? Kaum abzuschätzen. Von Mark Rothko und Jackson Pollok, den amerikanischen Malern, weiß man, dass sie ihm viel verdanken. Doch in der Kunst ist es so: der eine zeigt dem anderen den Weg. Das wird manchmal sehr deutlich. Epigone ist man dadurch nicht. Man findet den eigenen Weg und schreitet weiter. Max Ernst ist seinen Weg gegangen. Gut, dass er gelegentlich durch eine intelligent gemachte Ausstellung wieder zurück kommt.

"Der König spielt mit seiner Königin" (1944)


Das Auge des Betrachters, leicht verfremdet.











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