Dienstag, 6. November 2012

Insel Sylt: der späte Luxus

Mehr Wattenmeer gibt es nicht auf der Welt
Sylt ist bekannt als teures Pflaster, und Seegras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. So viel zu den Preisen, vor allem für Wein, der auch noch meist im o,2 ltr-Glas daher kommt. Das schmerzt den Süddeutschen, der ein Viertel gewöhnt ist, wenn's geht, auch noch aus der eigenen Region. Die vielen schwarzen Limousinen mit den Kennzeichen aus ganz Deutschland sind ein schlagender Beweis für die Wohlhabenheit der Inselbesucher. Schluss jedoch, mit dem Gehadere, Sylt im Spätherbst ist das Richtige.


Die reetgedeckten Häuser muten heimelig an. Man möchte darin wohnen, vor Wind und Wetter geschützt sein, herrlich lange Abende am Feuer sitzen und sehen, wie draußen der Regen an die Fenster peitscht. Dann, am frühen Morgen, ist plötzlich die Sonne wieder da. Ein wenig grell, aber vielversprechend. Man möchte warm eingepackt ins Watt hinaus und nach den Möwen sehen.


Das Inselbähnchen hat es schon 1888 gegeben. Es verband den Norden mit dem Süden. 1970 wurde es wieder stillgelegt. Der Autoverkehr hatte sich endgültig durchgesetzt. Aber über den Hindenburgdamm kommt die Bahn täglich herüber vom Festland, beladen mit Autos und Besuchern. Westerland ist dann die Endstation. Nicht jedoch für die vielen Busse und die Radfahrer, die Gegenwind gerne in Kauf nehmen und den Gewalten der Natur trotzen.


Wir hatten das Privileg, am Flughafen abgeholt und in unser Hotel gebracht zu werden. Natürlich haben wir keine Wolkenkratzer à la Hilton, Sheraton oder Mariott erwartet, als wir gegen Mittag in Keitum ankamen. Benen-Diken-Hof heißt das Plätzchen, an dem wir neugierig gelandet waren. Es muss gesagt werden: wir waren angenehm überrascht und fühlten uns sofort wohl. Helle Gänge verbinden mehrere nordfriesische Häuser zu einem ausgedehnten Hotelkomplex. Der Benen-Diken-Hof bietet einen diskreten Luxus, der vor allem im vorwinterlichen Sylt, wo alles grau erscheint, fast gar nicht auffällt. Das Personal ist ungewöhnlich zuvorkommend. Das Signal, das allenthalben ausgesendet wird: "Seid herzlich willkommen und fühlt euch wohl".

Der Benen-Diken-Hof, eine Oase.    

Das Haus besitzt alle Annehmlichkeiten, die man sich wünschen kann. Wohlfühlorte mit Sauna, Pool, Fitnesscenter, Massagen, Kosmetik, Spielraum, Kinderhort. Und wo gibt es die Möglichkeit, bis 13 Uhr zu frühstücken? Mit reichlich Fisch, Wurst, Schinken, Käse, und guten Broten? Eine Bar, in der man alles bekommt und auch noch gut unterhalten wird? Dazu die Ratschläge und Hilfestellungen, für den, der etwas unternehmen will?

Für Barfußgeher steht hier auch ein Teerentferner

Nach Westerland gingen wir zu Fuß. Kein Tropfen fiel vom Himmel. Glück muss man haben. Wir aßen an der Waterfront von Westerland und schauten den Kindern zu, die Drachen steigen ließen. Gegen Abend nehmen wir ein Taxi. In wenigen Minuten bringt uns der Fahrer zurück nach Keitum. Schon freuen wir uns auf die gastliche Wärme unseres Hotels und seine warme Gastlichkeit beim Dinner. Während im Schwarzwald und anderswo der erste Schnee fällt, erleben wir den melancholischen Luxus des Sylter Spätherbstes.





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