Dienstag, 20. März 2012

Lasst Gauck in Frieden!



Am Freitag wird er seine Rede halten. Da wird für Kaffeesatzschnüffler und Kremlauguren genug drin stehen. Was ich schon jetzt zu wissen glaube - und dieser Glaube genügt mir vorerst - ist, dass der neue Bundespräsident nicht das Händchen aufhalten wird. Er wird auch nicht in laufende Kameras hineinflunkern, und er braucht Euch Medien nicht, weil nicht Ihr ihn gemacht habt, sondern die Umstände. Was mir bei dem Geküre eines Präsidenten aufgefallen ist: die Medien wollen ihn zu einem Objekt machen, das jederzeit Rede und Antwort zu stehen hat. Er wird Euch die entsprechenden Reaktionen liefern. Schließlich hat er von Freiheitsliebe gesprochen, nicht Ihr!

Ich habe auf beiden Seiten gearbeitet: vor und hinter der Kamera, vor und für die Presse. Wenn man früh etwas lernt, dann ist es folgendes: Unter den Journalisten gibt es kompetente Leute mit Charakter und Prinzipien. Sie wollen die Wahrheit ans Licht fördern und wagen manchmal auch etwas. Das sind Journalisten mit Leib und Seele. Ich könnte Namen nennen. Tu ich aber nicht. Sie bleiben diskret im Hintergrund, weil sie es so wollen. Die anderen zerfallen in verschiedene Kategorien. Leichenfledderer. Schmierfinken. Hellsichtige Karrieremenschen. Unfähige, die nichts kapieren. Geschichtsklitterer. Geld- und Quotenmacher. Unkluge und Klugscheißer. Der Gedanke, ich hätte einer dieser Kategorien angehört, macht mich schaudern.

Was den Präsidentenvorgänger betrifft, so hat er das meiste sich selbst zuzuschreiben. Anderes war billiges Herumhacken auf einem Kadaver, der noch keiner war. Kesseltreiben, ja, aber der Medienmacher fühlte sich dabei instinktiv wohl. Also hat man weitergemacht. Er war ja auch zäh, dieser Herr. Wollte und wollte nicht. Mit Gauck geht es nicht so. Er lässt sich nicht vor Kameras zerren, um zu behaupten, er wolle nun den gesamten Sozialbereich abdecken, dazu noch die Ausländerproblematik, die latente Rechtslastikgeit vieler Deutscher. Einen Teufel wird er tun. Lasst ihn endlich in Ruhe (seine Arbeit machen)! Er ist ganz sicher kein Getriebener. Und heiraten muss er auch nicht, denn das geht niemand etwas an.  

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